Flutlichtmast
GEPA/Mario Buehner
Chronik

Sportverbände vor ungewisser Zukunft

Eklatante Strompreiserhöhungen schon ab September in Wien und Niederösterreich, die Preisentwicklungen auf dem Gasmarkt sowie eine Rekordinflation von aktuell 9,2 Prozent – die Teuerungswelle bereitet auch im Sport vielen Vereinen, Hallenbetreibern und Athletinnen und Athleten große Sorgen. Zahlreiche Appelle wie u. a. von Sport Austria, dem Österreichischen Tennisverband (ÖTV), dem Österreichischen Schwimmverband (OSV) sowie den heimischen Dachverbänden sind bei der Politik angekommen.

Schon im vergangenen Juni hatte sich der ÖTV erstmals gemeldet und vor Kurzem durch Präsident Martin Ohneberg neuerlich insistiert, dass der Sport bei den geplanten Maßnahmen der Bundesregierung einbezogen werden müsse. „Es gibt aktuell zahlreiche Tennishallenbetreiber, die überlegen, ob sie aufgrund der steigenden Energiepreise im Herbst überhaupt aufsperren. Wir brauchen hier so schnell wie möglich unbedingt eine Planbarkeit für die kommende Bedrohung“, hatte Ohneberg gefordert.

Auch andere Verbände, wie etwa der Österreichische Schwimmverband (OSV), fürchten um die Trainingsmöglichkeiten ihrer Sportlerinnen und Sportler. So wird etwa das Bundesleistungszentrum Südstadt samt der Schwimmbecken mit Gas geheizt. Flutlichtanlagen, Rasenheizungen, die Produktion von Eisflächen für Eishockey, Eislaufen sowie Schneekanonen in den Skigebieten – die Liste von kostenintensiven Notwendigkeiten im Sport, gerade in der kalten und dunklen Jahreszeit, ist lang.

Tennishalle in Amstetten
GEPA/Walter Luger
Diesen Winter könnten einige Tennishallen aufgrund der gestiegenen Energiekosten geschlossen bleiben

„Weiß nicht, wie es weitergehen wird“

„Wir sind in konkreten Gesprächen mit dem Sportministerium. Wir rechnen, dass wir bis Ende des Monats eine Lösung gefunden haben“, glaubt ÖTV-Geschäftsführer Thomas Schweda auf Anfrage der APA. Allein im Tennis gibt es 312 beim ÖTV gemeldete Hallen, besonders kostenintensiv sind hier etwa Traglufthallen.

OSV-Sportdirektor Walter Bär wies zwar darauf hin, dass kein Bad vom Schwimmverband betrieben wird, die Thematik aber freilich beschäftige. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird. Eine große Sorge ist, wie die Kommunen und Gemeinden reagieren – sind sie sportfreundlicher oder eher sparsamer und auf der sicheren Seite? Klar ist, dass die Haushalte, Krankenhäuser und Schulen prioritär sind.“ Bär sieht auch das Problem, dass Österreichs Bäder im Gegensatz zum Ausland grundsätzlich überheizt seien.

Schwimmhalle in Wiener Neustadt
GEPA/Phillip Brem
Noch kann die Schwimmhalle in Wiener Neustadt unter Normalbedingungen genutzt werden

KAC budgetiert Mehrkosten

Eishockeyrekordmeister KAC hat für die kommende Saison 300.000 Euro an Mehrkosten wegen des gestiegenen Preisniveaus budgetiert. Besonders die Treibstoffpreise für die vielen Busreisen mehrerer Nachwuchsmannschaften fallen ins Gewicht, so Manager Oliver Pilloni.

Den energieaufwendigen Eishallenbetrieb muss der Club als Mieter nicht selber tragen. Mieterhöhungen seien aber natürlich nicht auszuschließen, so Pilloni. Sorgen bereiten ihm vor allem die in vielen Bereichen zu befürchtenden Kostenumwälzungen auf kleine Vereine, Fans und ohnehin unter Druck stehende Eltern von Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchssportlern.

Eissportzentrum Klagenfurt
GEPA/Matic Klansek
Mieterhöhungen für das Eissportzentrum Klagenfurt sind wahrscheinlich

Erhöhung der Sportförderung gefordert

Das zweite große sportpolitische Thema ist die besondere Bundessportförderung, die seit rund zehn Jahren nicht erhöht worden ist. Auch diesbezüglich befindet sich die Bundessportorganisation Sport Austria im Austausch mit dem Sport- und Finanzministerium.

„Wir haben in einer Arbeitsgruppe zahlreiche Vorschläge für eine generelle Kräftigung des Sports ausgearbeitet, mit fundierten Fakten und namhaften Expertinnen und Experten. Klar ist: Wir brauchen im Kampf gegen die Teuerung eine rasche Erhöhung der Sportförderung und endlich eine Valorisierung der Fördermittel. Bei Gesprächen mit dem Finanz- und Sportminister sind wir auf viel Verständnis gestoßen, deshalb hoffe ich, dass wir hier nach dem Sommer rasch ein Ergebnis präsentieren können“, meinte Sport-Austria-Präsident Hans Niessl Ende Juli. „Die Zeit drängt, denn die steigenden Kosten treffen unsere Vereine und Verbände mit voller Wucht!“

Auch die Präsidenten von ASKÖ, ASVÖ und Union, Hermann Krist, Christian Purrer und Peter McDonald hatten allesamt in das gleiche Horn geblasen. „Wir müssen einen Qualitätsverlust durch die steigende Inflation im Sport verhindern“, meinte etwa McDonald. Krist forderte eine Erhöhung der Förderung von 80 auf „mindestens 120 Millionen“, denn die kolportierte Anhebung auf 100 Mio. „würde nur die fehlenden Wertsteigerungen der vergangenen zehn Jahre ausgleichen“.

Darum fordert die Sport-Austria-Arbeitsgruppe unter anderem auch eine budgetäre Sicherstellung und Ausweitung der besonderen Bundessportförderung. Für den heimischen Sportnachwuchs sind Lösungen zur Fortführung des Hallenbetriebs gerade nach zwei Wintern, die wegen der Coronavirus-Pandemie große Einschränkungen gebracht haben, besonders wichtig.