Der deutsche Fußballer Robert Lewandowski (Barcelona)
AP/Joan Monfort
Fußball

Barcelona kommt langsam ins Schwitzen

Das Warten auf die Spielerlaubnis für Weltfußballer Robert Lewandowski und für weitere teure Neuzugänge beim FC Barcelona wird immer mehr zu einer Zitterpartie. Auch einen Tag vor dem ersten Ligaspiel des hochverschuldeten Clubs in der neuen Saison am Samstagabend ist unklar, ob der frühere Bayern-Torjäger sowie auch Jules Kounde, Raphinha, Andreas Christensen und Franck Kessie überhaupt eingesetzt werden dürfen. Es ist auch das Ergebnis eines risikoreichen Spiels unter der Führung von Joan Laporta.

Denn was für die Neuzugänge gilt, gilt auch für Ousmane Dembele und Sergi Roberto, deren Verträge erneuert wurden. Barca hat es trotz des Verkaufs eines Teils seines Tafelsilbers bisher immer noch nicht geschafft, die finanziellen Fairplay-Regeln der Liga zu erfüllen, damit die neuen Spieler angemeldet werden können. Dafür müssten die Schulden verringert oder die Gehaltsmasse gesenkt werden.

Freitagmittag gab es aber auch wieder eine gute Nachricht: Da verkündete der Club, 25 Prozent seiner Barca Studios an die Firma Orpheus Media für 100 Millionen Euro zu veräußern. Wie das Fachblatt „Mundo Deportivo“ berichtete, war die Führung des Clubs ob der Verzögerung besorgt gewesen. Der geplante Verkauf der Produktionsfirma an ein anderes Unternehmen war offenbar an rechtlichen und verwaltungstechnischen Problemen gescheitert.

Risikoreiches Spiel von Laporta und Co.

Schon zuvor lukrierte der 26-fache spanische Meister, der fast exakt vor einem Jahr seinen Weltstar Lionel Messi ohne Ablöse an Paris Saint-Germain verlor, Einnahmen durch Verkäufe abseits vom Transfermarkt. So wurden etwa 24,5 Prozent der Anteile am Merchandising verkauft, ebenso 25 Prozent von TV-Rechten für 25 Jahre für 517 Mio. Euro.

Präsident Laporta versucht den Schuldenberg von 1,35 Milliarden Euro offenkundig durch solche gezielten Erlöse schnell zu senken, um gleichzeitig mit Neueinkäufen um 153 Millionen Euro und den dadurch erhofften Erfolgen Einnahmen zu lukrieren – ein risikoreiches Spiel, wie man anhand der fehlenden Spielergenehmigungen nun sieht.

Barcelona-Präsident Joan Laporta
APA/AFP/Pau Barrena
Barcelona-Präsident Laporta betreibt ein risikoreiches Spiel

Vor allem, wenn die aktuelle Transferzeit nur 20 Millionen Euro einbrachte und der sportliche Erfolg zuletzt mäßig ausfiel. In der Liga holte man zwar noch Platz zwei hinter Meister Real Madrid mit David Alaba, aber in der Champions League kam erstmals seit 21 Jahren das Aus in der Gruppenphase und nach dem Umstieg in die Europa League jenes im Viertelfinale gegen den späteren Sieger Eintracht Frankfurt.

Im Frühjahr zeigte der Trend unter der Leitung von Trainer Xavi allerdings insgesamt schon nach oben, nun will man einen Gang zulegen. Goalgetter Lewandowski soll das Team mit Toren in neue Höhen schießen, dafür verstärkte man sich neben dem Polen mit Offensivmann Raphinha von Leeds United. Mittelfeldspieler Kessie kam vom AC Milan, die Defensive soll mit Kounde vom FC Sevilla und Ex-Chelsea-Mann Christensen optimiert werden.

Das Beispiel de Jong

Andere Spieler sind hingegen nur noch bedingt gewünscht: Denn was sich beim FC Barcelona derzeit abspielt, kann auch bestens am Beispiel Frenkie de Jong illustriert werden. Im Falle des Teamspielers aus den Niederlanden liefern sich beide Seiten eine Schlammschlacht. Barca ist unzufrieden mit seinen Leistungen und will ihn für möglichst viel Geld verkaufen oder das Gehalt kürzen. Der Mittelfeldspieler lehnt beides bisher ab. Fans pöbelten ihn sogar schon auf offener Straße an.

Der Profi, der gegen den Willen seines Vereins bleiben möchte, werfe dem Club „Erpressung“ und eine „Verleumdungskampagne“ vor, hatten Medien unter Berufung auf de Jongs Umfeld berichtet.

Der niederländische Fußballspieler Frenkie De Jong (Barcelona)
APA/AFP/Pau Barrena
De Jong wird offenbar schon auf offener Straße angepöbelt

Der Grad an Nervosität ist offenkundig hoch – nicht nur bei Barca. Bei der Liga wird befürchtet, dass die Verantwortlichen die für die Registrierung notwendigen Unterlagen erst im Laufe des Samstags vorlegen. Entscheidungen von großer Tragweite müssten dann ohne ausreichend Zeit zur Prüfung getroffen werden, so „Mundo Deportivo“.

Doppelter „Deadline-Day“

Einziger Trost für die Katalanen: Beim ersten Ligaspiel am Samstag im Camp Nou (21.00 Uhr) gegen Rayo Vallecano aus Madrid könnte es notfalls auch ohne die Topstars gehen. Ist die Registrierung jedoch bis zum Ende des Sommerwechselfensters, das in Spanien am 1. September schließt, nicht erfolgt, können Lewandowski und Co. zumindest bis zur Wintertransferzeit nicht eingesetzt werden.

La Liga, erste Runde

Freitag, 12. August:
Osasuna FC Sevilla 2:1
Samstag, 13. August:
Celta Vigo Espanyol Barcelona 2:2
Real Valladolid Villarreal 0:3
FC Barcelona Rayo Vallecano 0:0
Sonntag, 14. August:
Cadiz Real Sociedad 0:1
Valencia Girona 1:0
Almeria Real Madrid * 1:2
Montag, 15. August:
Bilbao Mallorca 0:0
Getafe Atletico Madrid 0:3
Betis Sevilla Elche 3:0
* Alaba wurde in der 74. Minute eingewechselt und traf zum 2:1 für Real