Casemiro (Manchester United)
AP/Cal Sport Media/Darren Staples
Fußball

Englands Vereine im Transferrausch

Die Clubs aus der englischen Premier League haben diesen Sommer die Rekordsumme von umgerechnet 2,2 Milliarden Euro für Spielerverpflichtungen ausgegeben. Wie die BBC am Freitag berichtete, waren das 580 Millionen Euro mehr als vor fünf Jahren, als die bisherige Höchstmarke erreicht wurde. Aber das war nicht der einzige Rekord in der von 10. Juni bis 1. September dauernden Transferperiode.

Insgesamt investierten die 20 englischen Premier-League-Clubs mehr für neue Spieler als die Topligen Spaniens, Italiens und Deutschlands zusammen. Zehn der 20 Premiere-League-Clubs gaben mehr als 100 Millionen Euro für neue Spieler aus. Spitzenreiter ist Chelsea, das so viel Geld locker gemacht hat wie kein englischer Verein davor. Laut Transfermarkt.at investierten die „Blues“ knapp 282 Millonen und lukrierten 55 Millionen, macht satte Ausgaben von 227 Millionen.

Bis zu 90 Millionen Euro soll Chelsea allein für Abwehrspieler Wesley Fofana an Leicester City zahlen. Für Linksverteidiger Marc Cucurella wurden 65 Millionen Euro ausgegeben, Offensiv-Ass Raheem Sterling ließ sich Chelsea 56 Millionen kosten. Hinzu kamen auch noch am letzten Transfertag zwölf Millionen für Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang.

Wesley Fofana im Dress von Leicester City
APA/AFP/Adrian Dennis
Chelsea machte Leicester-Verteidiger Wesley Fofana zu seinem Königstransfer

In der Tabelle schlug sich das noch nicht nieder. Das Team des deutschen Trainers Thomas Tuchel rangiert nach fünf Spieltagen mit sieben Punkten an der zehnten Stelle. Der Champions-League-Sieger von 2020/21 verlor in der letzten Runde gegen Southampton mit 0:1. Das Team von Ralph Hasenhüttl backte kleinere Brötchen und gab im Vergleich „nur“ 66 Millionen aus. Abgeschlagen Letzter in den Transferausgaben ist Leicester City mit 17 Millionen.

Manchester-Clubs mit unterschiedlichen Strategien

Manchester United trug unterdessen ordentlich zu den Rekordausgaben bei. Die „Red Devils“ stellten einen Clubrekord für Sommertransfers auf und verpflichteten neue Spieler im Wert von 238 Millionen und schrieben insgesamt 226 Millionen minus. Alleine die Verpflichtung des von Ajax Amsterdam geholten Brasilianers Antony verschlang 100 Millionen Euro. Casemiro von Real kostete 70 Millionen, Lisandro Martinez 57 Millionen. Der Grund für die Investionen ist klar – die Rückkehr in die Champions League.

Antony Matheus Dos Santos im Dress von Ajax Amsterdam
APA/AFP/Maurice Van Steen
Mit seinen Toren soll Stürmer Antony die „Red Devils“ zurück in die Champions League schießen

Stadtrivale Manchester City agierte überlegter. Erling Haaland kostete die festgeschriebene Summe von 75 Millionen Euro. Angesichts von neun Toren des Norwegers in den ersten fünf Ligaspielen dürfte dieses Geld allerdings gewinnbringend investiert sein. ManCity gab zwar auch weit über 100 Millionen für neue Spieler aus, machte aber durch den Verkauf prominenter Spieler unter dem Strich sogar ein Plus. Neben Sterling zu Chelsea wurden Gabriel Jesus für 56 und Oleksandr Sintschenko für 35 Millionen zu Arsenal abgegeben.

Aufsteiger Nottingham holt 21 neue Spieler

Aufsteiger Nottingham Forest zeigt auch einen Rekord auf, indem der Club gleich 21 Spieler wie Jesse Lingard im abgelaufenen Transferfenster holte. Nottingham gab für den Umbau des Teams fast 173 Millionen aus. Der FC Liverpool blieb für englische Verhältnisse bescheiden. Die „Reds“ gaben 90 Millionen Euro aus und nahmen 80 Millionen ein. Teuerste Verpflichtung war Stürmer Darwin Nunez für 75 Millionen. Dafür wurde Sadio Mane für 32 Millionen an Bayern München abgegeben.

Darwin Nunez (Liverpool)
Reuters/Peter Cziborra
Darwin Nunez soll beim FC Liverpool in die Fußstapfen von Sadio Mane treten

Insgesamt holten die englischen Clubs in diesem Sommer 169 neue Spieler, im Sommer 2021 waren es 148. Tim Bridge vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen erklärte den Investitionsanstieg in der Premier League damit, dass die Clubs gewillt sind, hohe Summen auszugeben, um die Leistungsfähigkeit der Teams zu maximieren. „In dieser Saison hat der Wunsch, Talent zu erwerben, ein neues Niveau erreicht, weil der Druck, konkurrenzfähig zu bleiben, weiter gestiegen ist“, sagte Bridge.

„Big Five“ geben 4,5 Milliarden aus

Bridge sieht die gestiegenen Ausgaben aber auch als Indikator dafür, dass die Clubs mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Insgesamt liegen die Ausgaben in diesem Sommer etwa zwei Drittel über denen vom Vorjahr, als die Auswirkungen der CoV-Pandemie noch deutlich stärker spürbar waren. Die Clubs können sie zumeist mit Hilfe ausländischer Besitzer und Investoren finanzieren. Zudem sind unter anderem die Erlöse aus Medienrechten deutlich höher als zum Beispiel jene der 18 Bundesliga-Clubs in Deutschland.

Die deutschen Clubs gaben in diesem Sommer knapp 480 Millionen für Transfers aus. Auf Rang zwei hinter der Premier League landete die italienische Serie A mit knapp 750 Millionen. Insgesamt stiegen die Ausgaben der „Big Five“ (England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich) für neue Spieler um 52 Prozent auf 4,5 Milliarden. 49 Prozent davon entfielen auf die Premier League. Das ist der höchste Anteil seit 2008.