Kaum Spielpraxis, abgerutscht auf Weltranglistenplatz 605, schwache Ergebnisse vor dem Turnier – aber Williams trotzte den niedrigen Erwartungen. Phasenweise spielte sie im Flushing-Meadows-Park fast wie zu besten Zeiten, und auf ihr Kämpferinnenherz war immer Verlass. Gegen Tomljanovic, die im Achtelfinale auf die formstarke Russin Ljudmila Samsonowa trifft, wehrte Williams trotz eines aussichtslosen 1:5-Rückstandes im dritten Satz insgesamt fünf Matchbälle ab.
„Es tut mir sehr leid, ich liebe sie so wie ihr alle“, sagte Tomljanovic sichtlich unwohl in ihrer Haut ins Stadionmikrofon. „Sie ist die Größte aller Zeiten.“ Tomljanovic trifft im Achtelfinale auf die formstarke Russin Ljudmila Samsonowa.
„Eine spaßige Reise“
Bei ihrer Danksagung an die Familie konnte Williams die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Das sind Freudentränen, denke ich“, sagte die 23-malige Grand-Slam-Turniersiegerin. „Es war eine spaßige Reise. Ich bin einfach nur dankbar.“ Das 81. dürfte zugleich Williams’ letztes Grand-Slam-Turnier gewesen sein.
Bei ihrem voraussichtlichen Abschiedsturnier hatte Williams zuvor mit zwei überraschenden Siegen vage Hoffnungen auf ihren 24. Grand-Slam-Titel geweckt, mit dem sie den Allzeitrekord der Australierin Margaret Court hätte einstellen können. „Ich bin so eine Kämpferin“, sagte sie stolz. „Ich fühle, dass ich dem Tennis wirklich etwas gegeben habe und noch immer gebe. Der andere Look, die Siegerinnenfaust, die verrückte Intensität.“ Sie sei „so dankbar, dass ich diese Momente hatte, dass ich Serena bin“.
Ein kleines Hintertürchen
Für Williams, die erstmals seit ihrem Debüt 1998 das Achtelfinale bei den US Open verpasste, dürfte das 81. auch das letzte Grand-Slam-Turnier ihrer ruhmreichen Karriere gewesen sein. Die Ausnahmesportlerin hatte vor wenigen Wochen ihren Rücktritt angekündigt. Und trotzdem wollte sie sich nach 24 Jahren, 81 Grand-Slam-Turnieren sowie etlichen Höhen und Tiefen noch ein winziges Hintertürchen für eine Rückkehr offen halten.
„Ich denke es zwar nicht, aber man weiß ja nie“, sagte Williams, die mit Blick auf die Australian Open Anfang des kommenden Jahres lächelnd anfügte: „Ich habe Australien schon immer geliebt…“ Doch realistisch ist eine Rückkehr nicht. Sie sei nun bereit, noch mehr „Mutter zu sein, eine andere Version von Serena zu sein“. Vor ihr liege „eine glänzende Zukunft“.
Am Tag zuvor war Williams bereits mit ihrer Schwester beim vermutlich letzten gemeinsamen professionellen Auftritt im Doppel ausgeschieden. Die 14-maligen Grand-Slam-Turniersiegerinnen unterlagen den Tschechinnen Lucie Hradecka/Linda Noskova mit 6:7 (5/7) 4:6. Die Williams-Schwestern standen dank einer Wild Card erstmals seit den French Open 2018 wieder gemeinsam auf dem Platz.
US Open in New York
(USA, 27.915.200 Dollar, Hardcourt)