Max Verstappen (RedBull)
AP/Peter Dejong
Formel 1

Verstappen fährt daheim zu Jubiläumssieg

Weltmeister Max Verstappen hat am Sonntag einen Heimsieg beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort gefeiert. Der Lokalmatador setzte sich vor mehr als 100.000 Zuschauern vor George Russell (Mercedes) und Charles Leclerc (Ferrari) durch und zieht in der WM-Wertung weiter auf und davon. Verstappen durfte in seiner Heimat seinen 30. Sieg in der Königsklasse feiern, zudem war es für den Red-Bull-Mann der zehnte Saisonerfolg.

Damit fehlen ihm nur noch drei Siege auf den Rekord der Deutschen Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Verstappen hatte in Zandvoort das Rennen unter Kontrolle, zumal Red Bull im Reifenpoker die Oberhand behielt. „Ein sehr schönes Ergebnis“, jubelte Verstappen. Sein Team habe die richtigen Entscheidungen getroffen. „Es ist so besonders, sein Heimrennen zu gewinnen. Dieses Jahr musste ich dafür so viel arbeiten.“ Er baute damit seinen WM-Vorsprung weiter aus und liegt bei sieben ausständigen Rennen 109 Punkte vor Leclerc.

„Es war kein einfaches Rennen. Wir haben das ganze Rennen pushen müssen. Virtuelles Safety Car, Safety Car waren ein bisschen ein Fragezeichen, da die richtigen Entscheidungen zu treffen, aber es hat alles gut geklappt, als wir dann auf den Soft-Reifen waren. Wir hatten eine tolle Pace“, erklärte Verstappen. „Es waren zwei Mercedes vor uns im letzten Abschnitt des Rennens. Aber Max hat es super gemacht“, so Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Lewis Hamilton, der in einer Safety-Car-Phase geführt hatte, musste sich am Ende mit Platz vier begnügen, Sergio Perez wurde vor Fernando Alonso Fünfter.

Verstappen gewinnt Heim-Grand-Prix

Der Red-Bull-Pilot setzt sich vor George Russell im Mercedes und Charles Leclerc im Ferrari durch und zieht in der WM-Wertung weiter davon.

Hamiltons Teamkollege Russell zog als Zweiter zufrieden Bilanz. „Ich habe versucht, dran zu bleiben. Die Pace des Autos war unglaublich. Das Ergebnis heute gibt uns viel Selbstvertrauen für die Zukunft, wir kommen der Spitze immer näher.“ Leclerc konstatierte unterdessen, dass „Max zu schnell war. Der Rückstand ist nun sehr groß, aber wir müssen unser Potenzial maximieren und schauen, was möglich ist.“

Max Verstappen
APA/AFP/Andrej Isakovic
Wie vor einem Jahr gewann Verstappen seinen Heim-Grand-Prix in Zandvoort

Nach dem Start war die Reihenfolge vorne – Verstappen vor Leclerc, Carlos Sainz und Hamilton – gleich geblieben. Aufsehen erregte der erste Stopp von Sainz, für den sich nicht zum ersten Mal in dieser Saison ein Desaster entfaltete: Seine Crew war offenbar noch nicht bereit, zudem lag ein Schlagschrauber weit abseits auf dem Boden.

Boxenstopp-„Chaos“ bei Ferrari

Der hinter der Ferrari-Box zum Stopp verweilende Sergio Perez rumpelte im Red Bull beim Wegfahren mit beiden Rädern über den Schlagschrauber. Sainz stand über elf Sekunden still und kam nur als Elfter auf die Strecke zurück. „Ein Chaos ist passiert, ein Chaos“, sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto am Funk. Sainz wurde am Ende auch wegen einer Fünfsekundenstrafe nur Achter.

Probleme beim Boxenstopp von Ferrari

Der Stopp von Sainz misslang

Nach der 17. Runde wechselte Leclerc die Reifen, Verstappen war eine Runde später dran – beide ließen sich von Soft auf Medium umstecken. Der Abstand zwischen ihnen hatte sich durch die Stopps kaum verändert, dann gab der Lokalmatador jedoch Gas. In Führung lagen nun die auf Medium losgefahrenen Hamilton und Russell. Letzterer konnte sich aber nicht lange vor Verstappen halten, zu Beginn der 28. Runde überholte der Niederländer. An Hamilton kam er vorbei, weil der Brite zum Wechsel auf Hard-Reifen in die Boxengasse abbog. Russell folgte seinem Teamkollegen wenig später.

Ärger bei Hamilton über Strategie

Mit der harten Mischung waren beide „Silberpfeile“ erstaunlich schnell, überholten Perez und machten Druck auf den zweitplatzierten Leclerc. Der Ferrari-Fahrer holte sich für die Schlussphase auch Hard-Reifen ab und fiel zurück. Verstappen führte nun vor Hamilton und Russell, ehe eine Virtual-Safety-Car-Phase ausgerufen wurde, weil der AlphaTauri von Yuki Tsunoda einen Defekt hatte.

Das nutzte das Toptrio für Reifenwechsel. 26 Runden vor Schluss musste das Safety Car tatsächlich auf die Strecke, diesmal holten sich nur Verstappen und Russell neue Soft-Reifen – Hamilton war in Front. Bei Freigabe des Rennens benötigte Verstappen aber nur wenige Sekunden, um wieder ganz nach vorne zu fahren. Hamilton wurde in weiterer Folge auch von Russell und Leclerc überholt und ärgerte sich über die Strategie.

„Die Emotionen waren bei mir so hoch. Da muss ich mich ein bisschen entschuldigen beim Team“, meinte Hamilton. „Sorry, dass es nicht funktioniert hat. Wir haben getan, was wir in der Früh besprochen haben. Wir sind ein Risiko gegangen, und es hat nicht hingehaut“, entschuldigte sich andererseits Rennstallboss Toto Wolff. Am Ende jubelte einmal mehr Verstappen über einen Sieg.

Orangefarbenes Partywochenende mit Schönheitsfleck

Das Rennwochenende war ob der vielen Fans von Verstappen in Orange gehalten. Der Weltmeister zeigte sich überwältigt, musste aber auch mahnen, nachdem am Samstag im Qualifying Nebelkerzen auf der Strecke gelandet waren. „Es ist einfach sehr dumm, das zu tun“, sagte Verstappen vor dem Rennen. „Es ist schön, Fackeln zu halten, aber es gibt eine Grenze. Sie auf die Strecke zu werfen, ist dumm.“

Im Qualifying waren zweimal Nebelkerzen auf die Strecke geworfen worden. Dem Motorsportweltverband (FIA) zufolge wurde der Täter identifiziert und abgeführt. „Das ist gefährlich, deshalb sollte man so etwas nicht tun“, sagte auch Leclerc. „Wenn zu diesem Zeitpunkt ein Auto vorbeifährt, kann das unnötige Risiken schaffen.“

Grand Prix der Niederlande in Zandvoort

Endstand (72 Runden = 306,587 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:36:42,773
2. George Russell GBR Mercedes + 4,071
3. Charles Leclerc MON Ferrari 10,929
4. Lewis Hamilton GBR Mercedes 13,016
5. Sergio Perez MEX Red Bull 18,168
6. Fernando Alonso ESP Alpine 18,754
7. Lando Norris GBR McLaren 19,306
8. Carlos Sainz ESP Ferrari 20,916 *
9. Esteban Ocon FRA Alpine 21,117
10. Lance Stroll CAN Aston Martin 22,459
11. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 27,009
12. Alexander Albon THA Williams 30,390
13. Mick Schumacher GER Haas 32,995
14. Sebastian Vettel GER Aston Martin 36,007
15. Kevin Magnussen DEN Haas 36,869
16. Zhou Guanyu CHN Alfa Romeo 37,320
17. Daniel Ricciardo AUS McLaren 37,764
18. Nicolas Latifi CAN Williams eine Runde
19. Valtteri Bottas FIN Alfa Romeo eine Runde

Schnellste Runde: Verstappen (NED/Red Bull) 1:13,652

Out: Yuki Tsunoda (JPN/Alpha Tauri)

* 5-Sekunden-Strafe