Carina Wenninger
GEPA/Michael Meindl
WM-Qualifikation

ÖFB-Team sucht Kaltschnäuzigkeit

Duelle zwischen Österreicherinnen und Engländerinnen auf einem Fußballfeld laufen weiter nach dem gleichen Drehbuch ab. Auch am Samstag in der neunten Ausgabe in Wiener Neustadt ging Rot-Weiß-Rot im Rahmen der WM-Qualifikation mit einem 0:2 gegen die Kickerinnen aus dem Mutterland des Fußballs trotz neuerlich engagierter Leistung leer aus. Der Frust darüber war nicht nur Kapitänin Carina Wenninger anzumerken. Einem Favoriten Punkte abzuknöpfen, sei „der nächste Schritt, den wir gehen müssen“. Doch dazu müsse man viel kaltschnäuziger werden.

Vor 2.600 Zuschauerinnen und Zuschauern in der ausverkauften Ergo Arena von Wiener Neustadt sorgten Alessia Russo (7.) und Nikita Parris (70.) dafür, dass die Engländerinnen in der WM-Quali makellos blieben. Mit dem neunten Sieg im neunten Spiel und dem beeindruckenden Torverhältnis von 70:0 löste die Mannschaft von Sarina Wiegman das Ticket für die Endrunde 2023 in Australien und Neuseeland. Die Niederländerin ist zudem mit England noch immer unbesiegt, außerdem war es der 19. Erfolg in 21 gemeinsamen Spielen.

So wie schon beim 1:0 im WM-Quali-Hinspiel Ende November des vergangenen Jahres in Sunderland und beim 1:0-Sieg zum EM-Auftakt in Manchester heuer Anfang Juli hielt die ÖFB-Auswahl auch im dritten Duell innerhalb von neun Monaten gut mit, der erhoffte Zähler gegen die frischgebackenen Europameisterinnen blieb aber trotzdem unerreicht. „Es ist einfach schade, dass ich am Ende des Spiels wieder sagen muss, dass es durchaus im Bereich des Möglichen gewesen wäre, etwas mitzunehmen“, sagte Teamchefin Irene Fuhrmann.

Dritte Niederlage gegen England

Die Mannschaft von Teamchefin Irene Fuhrmann musste sich am Samstag im Rahmen der WM-Qualifikation mit 0:2 gegen England geschlagen geben. Es handelt sich um die dritte Niederlage gegen England innerhalb von neun Monaten.

Vor allem in einem Punkt war England den Österreicherinnen wieder klar überlegen: in der Kaltschnäuzigkeit beim Abschluss. Russo schaltete nach einem Stellungsfehler der ÖFB-Abwehr blitzschnell, als ihr die Kugel vor die Füße fiel, und auch Parris ließ sich nicht lange bitten, als ein kleiner Stolperer von Marina Georgieva die Gelegenheit zum Abschluss gab. Die Österreicherinnen erspielten sich zwar deutlich mehr Chancen als etwa bei der EM in Old Trafford, ließen diese aber einmal mehr ungenutzt. „Wir müssen in Zukunft bessere Entscheidungen treffen“, sagte daher auch Fuhrmann.

Der berühmte letzte Pass

Die Teamchefin haderte einmal mehr mit Fehlpässen in der entscheidenden Phase einer Offensivaktion, der viele „tolle Balleroberungen“ zunichtemachte. „Es geht wieder um diesen letzten Pass, den Pass, mit dem wir hinter die Kette des Gegners kommen“, sagte die 41-Jährige, die aber auch einräumte, dass man auch die Klasse der Engländerinnen nicht außer Acht lassen darf. „Es ist sicher auch ein Stück weit Qualitätssache, wie ich Entscheidungen treffe und wie ich meine Chancen nutze.“

Englische Spielerinnen jubeln
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Weil den Engländerinnen der „letzte Pass“ deutlich besser gelang, gingen sie erneut als Siegerinnen vom Platz

Hickelsberger-Füller, die vor der Pause den Ausgleich auf dem Fuß hatte und kurz nach Seitenwechsel die englische Torfrau Mary Earps schwer in Bedrängnis gebracht hatte, blies ins gleiche Horn: „Wir hätten viele Aktionen besser ausspielen können, waren zu hektisch, das hat auch zu Ballverlusten geführt. Da haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht.“ Auch Kapitänin Wenninger musste zähneknirschend zugeben: „Die Kleinigkeiten machen es aus.“

Fuhrmann wollte Wenninger und ihren Kolleginnen jedenfalls bezüglich Einsatz und Disziplin nichts vorwerfen. „Das Team hat bis zum Schluss nicht aufgegeben, ist in der Struktur geblieben und hat auch alles versucht.“ Erst das zweite englische Tor hätte die Moral endgültig in den Keller befördert. Deutlich selbstkritischer äußerte sich in diesem Punkt allerdings Laura Feiersinger, die mit einem Weitschuss Torfrau Earps zu einer Glanzparade gezwungen hatte: „Im Pressing hat der letzte Boost gefehlt.“

Irene Fuhrmann
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Fuhrmann sah einmal mehr viel Licht, aber auch Schatten im Spiel der Österreicherinnen

Vollgas auf dem besten Rasen

Der Blick der Österreicherinnen war jedenfalls unmittelbar nach der Partie schon wieder nach vorne gerichtet. Am Dienstag (20.30 Uhr, live in ORF Sport +) wartet zum Abschluss der Gruppenphase der Qualifikation erneut in Wiener Neustadt noch das zweite Duell mit Nordmazedonien. Um die Chance auf einen Platz unter den drei besten Gruppenzweiten zu wahren und sich damit eine Play-off-Runde im mehrstufigen Ringen um die letzten WM-Tickets zu ersparen, soll ein ähnliches Ergebnis wie das 6:0 im Hinspiel her. „Wir werden alles reinhauen, da bin ich sehr positiv gestimmt“, versprach Hickelsberger-Füller vollen Einsatz.

Das Team hofft dabei auf eine ähnliche Unterstützung wie gegen England, wo von den 2.600 verfügbaren Karten an der Tageskassa keine mehr zu haben war. „Es ist richtig cool zu sehen, dass die Fans unsere Leistung honorieren. Ich würde mir natürlich wünschen, dass die Zuschauerzahlen konstant hoch bleiben, sodass wir gezwungen werden, in einem größeren Stadion zu spielen“, sagte Fuhrmann, die ihre Aussage nicht als Kritik an Wiener Neustadt verstanden haben wollte. „Wir waren die letzten zwei Jahre hier immer willkommen und haben Topbedingungen vorgefunden – wahrscheinlich auch den besten Rasen in Österreich.“ Und auf dem soll gegen Nordmazedonien auch der wichtige letzte Pass wieder gelingen.