Der 36-Jährige war in Wimbledon wegen einer Bauchmuskelverletzung zum Halbfinale nicht angetreten. Nach dem Aus gegen Tiafoe übte Nadal schonungslos Selbstkritik. „Ich habe heute nicht gut gespielt. Ich stand einem Spieler gegenüber, der besser war als ich. Und deswegen habe ich jetzt einen Rückflug nach Hause.“
Der Spanier war diesmal weder körperlich noch spielerisch in der Lage, den wie entfesselt auftrumpfenden Tiafoe zu stoppen. Im Tennis müsse man „sehr schnell und sehr jung sein – und das bin ich im Moment nicht“, sagte Nadal mit einem gequälten Lächeln.
„Neustart“ angekündigt
Für ihn sei es nun an der Zeit für „einen Neustart, es waren ein paar harte Monate“. Wann er auf die Profitour zurückkehrt, ließ Nadal offen: „Wenn ich fühle, dass ich bereit für den Wettbewerb bin, dann werde ich da sein.“
Auf Nadal warten zudem ganz andere Herausforderungen. „Ich habe mich um sehr viel wichtigere Dinge zu kümmern als Tennis“, sagte Nadal, der sich an die Seite seiner hochschwangeren Frau Xisca Perello sehnte. „Jetzt ist der Moment, meinen ersten Sohn zu bekommen und darauf zu hoffen, dass alles gut wird.“
Meilenstein für Tiafoe
Vom ersten Satz weg kämpfte Nadal mit Problemen, verschwand zweimal sogar minutenlang vom Platz, wohl um sich um seinen schmerzenden Fuß – er leidet am Müller-Weiß-Syndrom – zu kümmern. Den zweiten Satz konnte er für sich entscheiden, war schließlich aber unterlegen, führte er im vierten Satz mit Break mit 3:1, machte dann aber kein Game mehr. Im gleichen Satz zeigte auch Tiafoe kurz Nerven, fasste sich jedoch schnell und zog ins Viertelfinale ein.
Ein Meilenstein für den 24-Jährigen, der nach dem Handshake mit Nadal Freudentränen vergoss. Tiafoe ist der erste US-Amerikaner seit Mardy Fish von 2010 bis 2012, der drei Jahre hintereinander in die vierte Runde des Grand-Slam-Turniers einzog, und außerdem der jüngste US-Viertelfinalist bei den US Open seit Andy Roddick 2006.
Rublew nächster Gegner
Dort trifft Tiafoe auf Andrej Rublew, der am Montag zum sechsten Mal bei einem Major-Turnier und zum dritten Mal bei den US Open das Viertelfinale erreichte. Der 24-jährige Russe eliminierte den als Nummer sieben gesetzten Briten Cameron Norrie nach knapp zweieinhalb Stunden mit 6:4 6:4 6:4. Rublew hat damit nach 2017 und 2020 seine dritte Chance auf das Halbfinale in New York.
„Es war hart. Ich habe ein gutes Match gespielt. Er war ein bisschen müde, das hat mir geholfen. Ich bin sehr happy“, sagte der als Nummer neun eingestufte Rublew, der mit 30 Winnern bei nur 17 unerzwungenen Fehlern überzeugte. Es ist bereits das zweite Major-Viertelfinale dieses Jahr nach den French Open für den Moskauer, der wie auch sein Landsmann Daniil Medwedew in Wimbledon wegen des Ukraine-Krieges nicht spielen durfte.
Alcaraz benötigt fünf Sätze
Jungstar Carlos Alcaraz zog zwar ins Viertelfinale ein, benötigte aber erstmals mehr als drei Sätze zum Aufstieg. Der 19-jährige Spanier rang den ehemaligen US-Open-Sieger Marin Cilic aus Kroatien mit 6:4 3:6 6:4 4:6 6:3 nieder und fixierte erst um 2.24 Uhr Ortszeit nach 3:53 Stunden Spielzeit den Erfolg. Sein nächster Gegner ist der Italiener Jannik Sinner. Der 21-jährige Südtiroler bezwang den Belarussen Ilja Iwaschka mit 6:1 5:7 6:2 4:6 6:3 und warf damit den letzten ungesetzten Spieler aus dem Bewerb.
Durch das Achtelfinal-Aus von Nadal und seinen Verbleib im Turnier hat Alcaraz weiter die Chance, die jüngste Nummer eins in der Geschichte der ATP-Weltrangliste zu werden. Dafür müsste er zumindest das Endspiel erreichen. Neben Nadal und Alcaraz hat auch der Norweger Casper Ruud noch die Chance auf die Spitzenposition.
Sämtliche acht Viertelfinalisten – Ruud, Matteo Berrettini (ITA/13), Nick Kyrgios (AUS/23) und Karen Chatschanow (RUS/27) waren schon am Vortag in der Runde der Top Acht eingezogen – sind noch ohne Grand-Slam-Sieg. Die US Open werden daher neben einer neuen Nummer eins auch ein neues Siegergesicht küren.
Swiatek mit Satzverlust weiter
Bei den Damen setzte sich die topgesetzte Polin Iga Swiatek mit viel Mühe gegen die Deutsche Jule Niemeier mit 2:6 6:4 6:0 durch. Die sensationelle Wimbledon-Viertelfinalistin aus Dortmund war auch in Flushing Meadows schon auf Kurs in die Runde der letzten acht. Sie führte gegen die Weltranglistenerste mit 6:2 2:1 und Break, doch dann fing sich die heuer so starke French-Open-Siegerin. Nach insgesamt sieben Breaks im zweiten Durchgang glich sie nach Sätzen aus. Dann hatte Niemeier ihr Pulver verschossen und ging letztlich noch unter.
„Ich bin stolz, dass ich die Hoffnung nicht verloren habe. Sie hat einen tollen ersten Satz gespielt“, sagte Swiatek, die erstmals in einem US-Open-Viertelfinale steht.
Sie trifft nun auf die als Nummer acht gesetzte US-Amerikanerin Jessica Pegula, die sich gegen die zweifache Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien unerwartet glatt mit 6:3 6:2 durchsetzte. Ebenfalls weiter sind die Belarussin Arina Sabalenka durch einen 3:6 6:3 6:2-Erfolg gegen Danielle Collins (USA) und die Tschechin Karolina Pliskova, die Viktoria Asarenka (BLR) mit 7:5 6:7 (5/7) 6:2 bezwang.
US Open in New York
(USA, 27.915.200 Dollar, Hardcourt)