Noah Okafor (RBS)
AP/Florian Schroetter
Champions League

Salzburg nimmt Milan zum Auftakt Punkte ab

Der FC Salzburg hat am Dienstag einen starken Start in die Gruppenphase der UEFA Champions League hingelegt. Österreichs Fußballmeister holte gegen sein italienisches Pendant AC Milan ein 1:1 (1:1). Die „Bullen“ verkauften sich vor 29.520 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Wals-Siezenheim wie so oft in der Königsklasse teuer und dürfen sich mit solchen Leistungen auch in dieser Saison wieder einiges ausrechnen.

Salzburg präsentierte sich wie versprochen dynamisch und in den Zweikämpfen intensiv. Die „Bullen“ stellten damit die „Rossoneri“ vor Probleme. In einer Phase, in der die Gäste im Spiel angekommen waren, traf Noah Okafor zur Führung der Salzburger (28.). Noch vor der Pause glich Milan aber durch Alexis Saelemaekers aus (40.). In Hälfte zwei vergab Fernando die Topchance für die Hausherren (53.), im Finish hatte man bei einem Stangentreffer von Rafael Leao Glück (94.).

Aufgrund des dichten Zeitplans wegen der Winter-WM in Katar steigt schon nächste Woche das zweite Spiel, am Mittwoch (21.00 Uhr) gastiert Salzburg an der legendären Stamford Bridge bei Chelsea. Alles andere als legendär präsentierten sich die „Blues“ im Auftaktspiel der Gruppe E bei Dinamo Zagreb, wo sie überraschend mit 0:1 verloren.

ZIB mit Champions League (ab Min. 6:09)

Salzburg holt zum Auftakt der Königsklasse einen Punkt gegen Italiens Meister Milan.

Wieder „Feiertag“ in Salzburg

In Salzburg stellte der heimische Serienmeister noch vor Anpfiff einen Rekord auf. Noch nie war ein Club aus Österreich viermal in der Gruppenphase der Königsklasse dabei – noch dazu hintereinander. Die Festspiele finden also in Salzburg einmal mehr eine Fortsetzung.

Nach den Brettern auf dem Domplatz wird nun wieder der Rasen in Wals-Siezenheim groß bespielt. Zum Auftakt gab sich mit dem AC Milan gleich ein Weltclub die Ehre, die große Zeit der „Rossoneri“ liegt zwar schon etwas zurück, doch sieben Titel in der Königsklasse sprechen für sich – nur Real Madrid hat mit 14 in der Geschichte mehr geholt.

Spieler vor dem Spiel
ORF.at/Bernhard Kastler
„Tuesday Night Lights“ – Salzburgs Lieblingsabende im Fußball sind jene in der Champions League

Die „Renaissance“ bei Milan wurde eingeleitet und letzte Saison mit dem ersten Serie-A-Titel nach elf Jahren vorerst gekrönt. In der Champions League war 2021 beim Comeback nach sieben Jahren Pause allerdings schon in der Gruppenphase Endstation. Salzburg schaffte es hingegen erstmals ins Achtelfinale. So lag es nicht nur am Gegner, dass das Stadion in Wals-Siezenheim ausverkauft war, sondern auch an der Vorfreude auf einen dieser besonderen Abende. Die Vorfreude war an einem spätsommerlichen Tag in Salzburg allerorts auszumachen.

Kameri gibt Debüt, Wöber muss passen

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle sprach von einem „Feiertag“. In jedem Fall war es einer für Dijon Kameri, der gegen Milan sein CL-Debüt gab. Der 18-jährige ÖFB-Nachwuchsspieler, den Teamchef Ralf Rangnick im Auge hat, startete statt des verletzten Luka Sucic. Einen unerwarteten freien Tag hatte Maximilian Wöber, dessen Leiste nach dem Aufwärmen einen Einsatz verhinderte. So gab neben Kameri und Rechtsverteidiger Amar Dedic auch Strahinja Pavlovic sein CL-Debüt.

Alexis Saelemaekers (Milan) und Dijon Kameri (RBS)
GEPA/Gintare Karpaviciute
ÖFB-Nachwuchsteamspieler Dijon Kameri gab gegen den großen AC Milan sein CL-Debüt

Milans Meistermacher Stefano Pioli vertraute unterdessen seinen Derbysiegern vom Samstag, gegenüber dem 3:2 gegen Inter rutschte nur der spätere Torschütze Saelemaekers in die Elf. Der Name ist dabei quasi Programm: Die „Rossoneri“ definieren sich nicht mehr über Superstars, sondern entwickeln sie ähnlich wie Salzburg selbst. Der einzige – Schwedens Legende Zlatan Ibrahimovic – fehlte verletzt.

Salzburg „scheißt sich nichts“

Im vierten Jahr entwickelte Salzburg schon eine gewisse Routine in der Königsklasse. So konnte man tags zuvor glaubhaft versprechen, sich gegen Milan „nichts zu scheißen“, wie Routinier Andreas Ulmer es formulierte, und das umzusetzen. Nach dessen Flanke setzte Nicolas Capaldo bereits nach 19 Sekunden einen Kopfball auf das Außennetz, nach 62 verzog der Argentinier. Salzburg spielte in Grau (und Blau, als Reminiszenz an die Berge und Seen), aber präsentierte sich in seinem Spiel bunt – Milan musste sich in der Anfangsphase erst zurechtfinden.

Manchmal trieb es Salzburg aber auch zu bunt, etwa Pavlovic, der den Ball leichtfertig verlor. Frankreichs Weltmeister Olivier Giroud konnte dessen Patzer nicht ausnützen und traf in Philipp Köhns Arme (8.). Der Salzburger Schlussmann brachte sich und seine Mannschaft mit unsauberen Aktionen in Bedrängnis, doch Milan konnte im letzten Drittel vorerst kein Kapital daraus schlagen. Großchancen waren folglich Mangelware, aber die Intensität war hoch. Es ging nicht nur auf dem Platz hin und her, die Fans lebten auf den Rängen mit.

Okafor mit „Doppelgurkerl“ zur Führung

Schiedsrichter Srdjan Jovanovic aus Serbien ebnete zwischenzeitlich selbst den Weg für eine Chance der Gäste, als nur er ein Foul von Capaldo an Theo Hernandez erkannte. Der Freistoß brachte nichts ein. Milan war zwar im Spiel angekommen, verlagerte die Partie mehr in die gegnerische Hälfte, aber Zwingendes war zunächst nicht dabei. Salzburg lauerte hingegen auf seine Chance – und war erfolgreich.

Noah Okafor (RBS)
AP/Florian Schroetter
Noah Okafor erzielte gegen Milan seinen vierten Treffer in der Königsklasse

Fernando eroberte am Sechzehner den Ball gegen Ismael Bennacer, bediente links Okafor, und der Schweizer zeigte wie vergangene Saison seine beste Seite in der Königsklasse. Der Stürmer tanzte Milan-Verteidiger Pierre Kalulu aus, schob zunächst ihm den Ball durch die Beine, ehe auch Tormann Mike Maignan ein „Gurkerl“ kassierte – der Ball landete rechts unten im Tor, und das Stadion wurde zum Tollhaus.

Zwei Nackenschläge vor der Pause

Die Führung war insofern verdient, als Salzburg alles in die Waagschale warf. Aber es unterliefen eben auch hie und da Fehler, was eine Mannschaft wie Milan auszunützen weiß. Nach einem Ballverlust entzog sich Milan dem Gegenpressing gekonnt und es ging schnell nach vorn. Bennacer bediente Rafael Leao, dessen Hereingabe von links der allein gelassene Saelemaekers verwertete. Giroud antizipierte dabei gut und machte den Weg für das 1:1 mit einem Sprung frei.

Alexis Saelemaekers (Milan)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Giroud machte mit seinem Sprung den Weg für den Ausgleich durch Saelemaekers frei

Es war nicht die letzte schlechte Nachricht für Salzburg vor der Pause. Bei Oumar Solet ging es verletzungsbedingt nicht weiter, an seine Stelle kam Bernardo ins Spiel. Mit dieser Viererkette war nicht zu rechnen, immerhin war Ulmer in der Linksverteidigung eine Konstante.

Salzburg verpasst neuerliche Führung

Salzburg ließ auch nach der Pause nicht locker und versuchte vor allem in der ersten Viertelstunde wieder in Führung zu gehen. Es ging über links, über rechts, durch die Mitte – Milan wurde immer wieder unter Druck gesetzt. Beinahe hätte es geklappt. Okafor tankte sich links gut durch, dann sah Kjaergaard auf der anderen Seite den heraneilenden Fernando. Der Brasilianer bekam den Ball mustergültig präsentiert, doch donnerte er ihn aus kurzer Distanz leichtfertig über das Tor (53.).

Wenig später brachte Pioli mit Divock Origi einen von Liverpools Champions-League-Siegern 2019 ins Spiel. Der stand aber zunächst als Verteidiger im Mittelpunkt und klärte einen Ulmer-Freistoß per Kopf (61.). Eine Minute später scheiterte Seiwald aus der Distanz.

Glück der Tüchtigen im Finish

Dann waren auch noch aller schlechten Dinge drei, denn auch Fernando musste verletzungsbedingt vom Feld. Für ihn kam mit Benjamin Sesko würdiger Ersatz, zudem gab Millioneneinkauf Lucas Gourna-Douath sein Debüt in der Königsklasse. Salzburg musste aber in dieser Phase seiner hohen Intensität Tribut zollen, allerdings konnte Milan mit viel Ballbesitz letztlich nur wenig anfangen.

Erst kurz vor Schluss fanden die Teams noch einmal Chancen vor: Sesko verzog zunächst vom Sechzehner knapp (88.). Dann traf Origi den Ball nicht ordentlich (90.). Deutlich näher dran am „Lucky Punch“ war aber Leao, dessen Schuss von Bernardo abgefälscht an der Stange landete (94.). Salzburg hatte das Glück der Tüchtigen, das quittierten auch die Fans mit Applaus und „Standing Ovations“. Der Anfang ist geglückt.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Es war eine richtig coole Energie heute. Wir haben aber auch so performt, dass die Fans glücklich nach Hause gehen. Wir wollten mutig, hoch pressen, sie ärgern und stressen, und das ist uns über viele Phasen geglückt. Die Phasen, wo wir tiefer verteidigt haben, haben wir kompakt gelöst. Nach einem Spieltag ist die Tabelle nicht aussagekräftig. Wir wollen in London gegen ein absolutes Weltklasseteam genauso auftreten.“

Noah Okafor (Salzburg-Torschütze): „Schade, dass es nicht für drei Punkte gereicht hat. Aber auf dem können wir aufbauen. Ich bin überzeugt, dass wir für eine Überraschung sorgen können.“ Sein bestes CL-Spiel? „Kann man so sagen. (…) Ich habe versucht, mutig zu spielen, ich fühle mich topfit.“

Stefano Pioli (Milan-Trainer): „Es ist ein gutes Ergebnis. Es war auch eine gute Leistung von uns, aber keine ausgezeichnete. Unser Gegner war gut, wir haben auch eine schnelle und gut vorbereitete Mannschaft erwartet. Wenn sie so weiterspielen, haben sie ihre Möglichkeiten in der Gruppe. Das Ergebnis in Zagreb haben wir so nicht erwartet, die nächsten Partien werden sehr interessant.“

UEFA Champions League, Gruppe E, erster Spieltag

Dienstag:

Salzburg – Milan 1:1 (1:1)

Salzburg, Stadion Wals-Siezenheim, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Jovanovic (SRB)

Torfolge:
1:0 Okafor (28.)
1:1 Saelemaekers (40.)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet (42./Bernardo), Pavlovic, Ulmer – Capaldo, Seiwald, Kameri (65./Gourna-Douath), Kjaergaard – Fernando (65./Sesko), Okafor (93./Adamu)

Milan: Maignan – Calabria (57./Dest), Kalulu, Tomori, Hernandez – Bennacer (57./Pobega), Tonali – Sealemaekers (80. Messias), De Ketelaere (70./Diaz), Leao – Giroud (57./Origi)

Gelbe Karten: Capaldo, Gourna-Douath bzw. Calabria, Tomori, Diaz, Origi