ÖFB-Spieler Andreas Herzog (1998)
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Herzog vor Ablöse als Rekordteamspieler

Die Nations-League-Spiele am Donnerstag gegen Frankreich und am Sonntag gegen Kroatien bergen historisches Potenzial. Sollte Marko Arnautovic in beiden Partien eingesetzt werden, würde er bei 104 Ländermatches halten und damit Andreas Herzog (103) als österreichischen Fußballrekordteamspieler ablösen. Herzog war der erste heimische Kicker, der die 100er-Marke knackte, er führt die Rangliste seit November 2001 an – und nimmt seine anstehende Degradierung gelassen.

Das liegt wohl auch daran, dass der Ex-Admira-Trainer schon bei der ÖFB-U21-Auswahl mit Arnautovic zusammenarbeitete und bereits damals eine hohe Meinung von dem Offensivspieler hatte. Am 3. März 2010, unmittelbar nach einem 3:0-Testspiel-Sieg gegen Dänemark samt Arnautovic-Freistoß-Traumtor, sagte der damalige U21-Teamchef: „Es gab einen Krankl, einen Herzog, einen Polster, einen Prohaska, aber Arnautovic stellt sie alle in den Schatten, wenn er sein Potenzial abruft. Das ist mit Abstand der beste Fußballer, der in den letzten 30 Jahre auf dem Fußballplatz herumgelaufen ist.“

Herzog wurde für diese Aussage oft belächelt – umso größer ist bei ihm die Freude, dass Arnautovic nun in die ÖFB-Annalen eingeht. „Jetzt bricht er meinen Rekord, und jetzt hat auch der Dümmste verstanden, was ich damals gemeint habe“, meinte Herzog. Sein Verhältnis zu Arnautovic beschrieb er als „von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt“.

Arnautovic mit Ball im Österreich-Dress
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Spielt Marko Arnautovic die Partien gegen Frankreich und Kroatien wird er mit 104 Einsätzen zum neuen ÖFB-Rekordteamspieler

„Klar, dass mich früher oder später jemand überholt“

Wehmut darüber, dass er auf Platz zwei verdrängt wird, verspürt der 54-Jährige nach eigenen Angaben nicht. „Es war damals eine richtig coole Geschichte, als ich den Rekord geholt habe, aber es war klar, dass mich früher oder später jemand überholt.“ Das liegt auch daran, dass es mittlerweile zumeist mehr Länderspiele pro Jahr als zu Herzogs Zeiten gibt. „Aber wir hatten ja auch schon mehr Spiele als Hanappi, Krankl oder Prohaska“, gab Herzog zu bedenken.

Vor Arnautovics Teamkarriere zieht der einstige Deutschland-Legionär den Hut. „Ich weiß, was man dazu benötigt, um so lange dabei zu sein. Man muss über ein Jahrzehnt lang richtig gut sein und halbwegs verletzungsfrei bleiben“, sagte Herzog und schwärmte einmal mehr vom Talent seines designierten Nachfolgers.

„Er hat einen Wahnsinnskörper, Schnelligkeit und gute Dribblings.“ Im Laufe der Zeit habe Arnautovic seine Spielweise verändert. „Er ist zuletzt torgefährlicher geworden. Früher hat er vielleicht ein bisschen mehr auf Show und No-Look-Pässe gemacht, unter Teamchef Marcel Koller ist er dann richtig gut und mannschaftsdienlich geworden“, erklärte Herzog.

Großes persönliches Highlight fehlt

Allerdings fehlt in der ÖFB-Vita von Arnautovic das ganz große persönliche Highlight. Krankl wird mit Cordoba verbunden, Prohaska mit Izmir, Toni Polster mit dem DDR-Spiel und Herzog selbst mit Schweden. „Das wäre für ihn das Tor gegen Italien gewesen, da war großes Pech dabei“, sagte Herzog über den Abseitstreffer im EM-Achtelfinale. Zudem wird Arnautovic im Gegensatz zu den ÖFB-Größen der vergangenen Jahrzehnte nicht auf eine WM-Teilnahme zurückblicken können. „Aber wir haben dafür auch alle keine EM gespielt“, betonte Herzog.

Andi Herzog, 1997
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Andreas Herzog gelingt in der Qualifikation für die WM 1998 ein Traumtor gegen Schweden

Der 33-jährige Arnautovic war bisher zweimal bei einer Europameisterschaft dabei – ebenso wie der 30-jährige David Alaba, der bei 94 Länderspielen hält und wohl noch an seinem Kumpel vorbeiziehen wird. „David wird Markos Rekord brechen, das ist nur eine Frage der Zeit“, prophezeite Herzog.

ÖFB-Teamspieler mit den meisten Länderspielen

Spiele Tore
1. Marko Arnautovic * 111 36
2. David Alaba * 104 15
3. Andreas Herzog 103 26
4. Aleksandar Dragovic 100 2
5. Toni Polster 95 44
6. Gerhard Hanappi 93 12
7. Karl Koller 86 5
8. Julian Baumgartlinger 84 1
. Bruno Pezzey 84 9
. Friedl Koncilia 84 0
11. Herbert Prohaska 83 10
12. Christian Fuchs 78 1
13. Marcel Sabitzer 76 16
14. Sebastian Prödl 73 4
15. Marc Janko 70 28
16. Hans Krankl 69 34
. Andreas Ivanschitz 69 12
* aktuell im Nationalteam aktiv