Spieler der französischen Nationalmannschaft nach einem Training
APA/AFP/Franck Fife
Nations League

Turbulenzen halten Weltmeister auf Trab

Erst zwei Punkte hat das französische Fußballnationalteam vor den abschließenden beiden Spielen in der UEFA Nations League auf dem Konto. Eigentlich sollte sich beim Weltmeister alles um die Duelle am Donnerstag (20.45 Uhr, live in ORF1) gegen Österreich und am Sonntag gegen Dänemark drehen. Ausgerechnet jetzt sorgt allerdings ein Rechtsstreit mit Superstar Kylian Mbappe für Unruhe. Auch andere Turbulenzen halten den Verband auf Trab.

Am Montag hatte sich Mbappe geweigert, an einem Fotoshooting mit der französischen Nationalmannschaft teilzunehmen. Seine Berater machten dafür den Französischen Fußballverband (FFF) verantwortlich, der sich trotz vorangegangener Debatten bisher geweigert habe, „die Vereinbarungen bezüglich der Bildrechte zu ändern“. Eine Klausel aus dem Jahr 2010 sieht vor, dass Nationalspieler bei Marketingaktionen der „Equipe Tricolore“ für Sponsoren teilnehmen müssen und pro Spieltag im Gegenzug jeweils 25.000 Euro kassieren.

Laut der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ fühle sich Mbappe, der schon im März ein Fotoshooting boykottiert hatte, auch unwohl, als Werbefigur für Wettanbieter und Fast-Food-Ketten zu fungieren. Zudem würden Fotos von Starspielern häufiger verwendet als die von anderen Akteuren. „Es ist wichtig, dass die Spieler im Einklang mit der Werbung sind, an der sie teilnehmen.“ Aktuell könnten sie sich nicht weigern, eine bestimmte Marke zu bewerben. „Sie müssen die Möglichkeit haben, eine Art Gewissensklausel zu haben“, sagte Mbappes Anwältin Delphine Verheyden der „L’Equipe“.

Fußballer Kylian Mbappe (FRA)
GEPA/Philipp Brem
Mbappe ist mit den aktuellen Vereinbarungen mit dem Nationalteam hinsichtlich der Bildrechte nicht glücklich

Nicht zuletzt mit Blick auf die finanziell lukrative WM in Katar bemüht sich der Verband deshalb, die Wogen so schnell wie möglich zu glätten und kündigte an, die Vereinbarung zur Nutzung der Bildrechte in Absprache mit Teamchef Didier Deschamps, Präsident Noel Le Graet und den Marketingverantwortlichen zu überarbeiten.

Personalsorgen und Erpressungsversuch

Vor den richtungsweisenden Duellen mit Österreich und Dänemark wird Teamchef Deschamps aber zu allem Überfluss auch noch von Verletzungssorgen geplagt. Nicht zur Verfügung stehen werden Kapitän und Tottenham-Torhüter Hugo Lloris, Theo Hernandez vom AC Milan, Juventus-Legionär Adrien Rabiot sowie Boubacar Kamara von Aston Villa. Außerdem haben Real-Madrid-Star Karim Benzema, Presnel Kimpembe von Paris Saint-Germain sowie die beiden Bayern-Spieler Kingsley Coman und Lucas Hernandez wegen Blessuren abgesagt.

Fehlen wird auch Paul Pogba, der sich einer Knieoperation unterziehen muss und für die am 20. November beginnende WM-Endrunde ebenfalls mehr als fraglich ist. Juventus-Turin-Coach Massimiliano Allegri rechnet erst im Jänner mit einer Rückkehr seines Mittelfeldspielers. Der 29-Jährige muss sich aber nicht nur mit einer Verletzung, sondern auch noch mit einem ganz anderen Thema herumschlagen. Pogba beschuldigt nämlich seinen Bruder und Freunde aus seiner Kindheit der versuchten Erpressung von Millionensummen.

Bruder von Pogba sitzt in Untersuchungshaft

Matthias Pogba und drei seiner mutmaßlichen Komplizen sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Ein vor wenigen Tagen von der französischen Justiz eingeleitetes Verfahren könnte zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittlungsrichter am Ende ausreichend Beweise sehen. Andernfalls könnten sie das Verfahren einstellen. Matthias Pogba wird laut Staatsanwaltschaft die Erpressung in einer organisierten Bande und die Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung zur Vorbereitung eines Verbrechens vorgeworfen.

Die anderen wurden unter anderem wegen Erpressung mit Waffen in einer organisierten Bande und Freiheitsberaubung angeklagt. Paul Pogba war im Sommer nach sechs Jahren bei Manchester United zu seinem früheren Club Juventus Turin zurückgekehrt. Mit den Erpressungsvorwürfen sind Justizbehörden in Italien und Frankreich befasst. Der Fußballstar sollte wohl eine hohe Geldsumme zahlen, wenn er die Veröffentlichung angeblich kompromittierender Videos verhindern wolle, hieß es in Medienberichten.