Im Motorsport boomt zwar die Formel 1 im Moment, das komme jedoch „in erster Linie aus Amerika, dort hat wiederum Netflix den Ausschlag gegeben“, meinte der DTM-Boss im Gespräch mit der APA. Alle anderen Rennserien hätten Schwierigkeiten, weil einerseits die Pandemiejahre noch nachhängen, andererseits Inflation und explodierende Energiepreise spürbar sind. Zudem ist die Konkurrenz an Angeboten für sportlich interessierte Konsumenten enorm. „Es ist jeden Tag Knochenarbeit.“
Dazu kommt das kostspielige Projekt DTM Electric: Berger und sein Team wollen Rennen mit 1.000 PS starken Vollstromfahrzeugen initiieren, nächstes Jahr soll der Prototyp fertig sein. „Es ist nicht die Technik, die uns bremst, sondern eher die Refinanzierung“, sagte der Tiroler, der noch Partner dafür sucht. „Um diese Themen alle gleichzeitig zu meistern, muss man überall investieren, und da ist ein strategischer Investor immer interessant.“

Gerüchte, wonach Berger vorhat, sein DTM-Engagement aufzugeben, hat er mehrfach dementiert. Tatendrang ist jedenfalls noch vorhanden. „Wir haben in den letzten anderthalb Jahren großes Augenmerk darauf gelegt, das Produkt gut aufzustellen und es wieder richtig zu stärken. Das ist uns auch gelungen. Der nächste Schritt muss jetzt sein, im Marketing- und Kommunikationsbereich vorwärtszukommen. Daran arbeiten wir für das nächste Jahr“, verriet er.
Türen für viele verschiedene Marken geöffnet
Sportlich habe sich die DTM auf jeden Fall „super entwickelt. Manchmal muss man zu seinem Glück ein bisschen gezwungen werden. Wir haben mit unserem Reglement die Türen für viele verschiedene Marken geöffnet. Das ist genau das, was sich der Fan seit vielen Jahren gewünscht hat und jetzt bekommt“, erklärte Berger. „Ich glaube, man kann sagen, es ist die härteste, die beste GT-Meisterschaft, die es weltweit gibt.“
Im Saisonfinish ist Spannung garantiert, gab es doch bisher zehn verschiedene Sieger und fünf verschiedene Marken, die Rennen gewonnen haben. Mercedes, Audi, BMW, Porsche und Ferrari haben sich schon in die Siegerliste eingetragen – fehlt nur noch Lamborghini. „Aber ein Lamborghini hat die Meisterschaft bis vor Kurzem angeführt“, verwies er auf den in Wien aufgewachsenen Italiener Mirko Bortolotti.
Auer in Gesamtwertung Zweiter
Besonders freut Berger, dass in dieser Meisterschaft auch die Österreicher Lucas Auer und Thomas Preining „eine gute Rolle spielen“. Sein Neffe Auer liegt in der Gesamtwertung 32 Punkte hinter dem Südafrikaner Sheldon van der Linde auf Platz zwei, Preining holte einen Tagessieg. „Man hat gesehen, dass er talentiert ist, aber am Anfang waren halt immer Fehler dabei. In der Zwischenzeit hat er die aussortiert und natürlich immer mehr an Selbstvertrauen gewonnen“, urteilte Berger über den Porsche-Werksfahrer, der auf dem Norisring triumphiert hatte.
Mercedes-Pilot Auer war beim Saisonauftakt in Portimao Erster und hamsterte seitdem kontinuierlich Punkte. Seine Chance auf den DTM-Titel lebt, steht für Berger fest. „So groß ist der Abstand eigentlich nicht, es ist nur ein Ausfall. Und gerade im Herbst gibt es oft einmal ein Regenrennen“, meinte der Tiroler. Natürlich habe van der Linde die besten Chancen, „aber das kann sich ganz schnell ändern“.