Marko Arnautovic (Österreich) und William Saliba (Frankreich)
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Nations League

Österreich hakt Lehrstunde schnell ab

Niemand verliert gerne ein Fußballspiel, als Österreich ist es aber durchaus legitim, eine Niederlage beim regierenden Weltmeister zu akzeptieren. So geschehen am Donnerstag nach dem 0:2 gegen Frankreich in der UEFA Nations League. Zumal der Titelverteidiger dem ÖFB-Team an diesem Abend zumindest eine Nummer zu groß war. Die Leistung des Gegners wurde gewürdigt, die eigene als ausbaufähig erachtet. Man nahm Erkenntnisse für den weiteren Weg und den Willen mit, es im Kampf um den Klassenerhalt besser zu machen.

Da wartet schon am Sonntag (20.45 Uhr, live in ORF1) vor wohl vollem Haus in Wien Tabellenführer Kroatien. Österreich braucht einen Sieg, und Frankreich darf gleichzeitig in Dänemark nicht gewinnen, dann wäre das ÖFB-Team weiterhin erstklassig. Dafür braucht es freilich eine Leistungssteigerung, wenngleich am Donnerstagabend im fast vollen Stade de France der Weltmeister eindrucksvoll ablieferte. Nach dem 1:1 in Wien war die Nummer vier der Welt dieses Mal außer Reichweite.

„Uns muss allen bewusst sein, dass wir gegen Frankreich gespielt haben, gegen den Weltmeister. Gegen den wahrscheinlich Bald-wieder-Weltmeister. Sie waren stärker und haben verdient gewonnen“, sagte Marko Arnautovic, der seinen 103. Einsatz im ÖFB-Trikot absolvierte und mit Andreas Herzog gleichzog, trocken. Ähnlich pointiert gab sich Ralf Rangnick: „Frankreich hat so gespielt, wie man es von einem Weltmeister erwartet, wir waren nicht auf unserem allerbesten Niveau.“ Das Team müsse man aber nun auch nicht wieder aufrichten, denn es „kann das wie wir im Betreuerteam realistisch einschätzen.“

ÖFB-Elf unterliegt Frankreich

Donnerstagabend traf Österreichs Fußballnationalteam in der UEFA Nations League auswärts auf Weltmeister Frankreich. Das Team von Ralf Rangnick musste eine 0:2-Niederlage einstecken und muss nun um den Abstieg aus der A-Liga zittern.

Im ersten Duell hatte Österreich das Team von Didier Deschamps beinahe besiegt, dieses Mal ließen die Franzosen von Beginn an keinen Zweifel, wer dieses Spiel gewinnen würde. Und dabei fehlten dem Heimteam nicht weniger als zwölf Spieler. Der Kader ist aber so breit und tief aufgestellt, dass das problemlos kompensiert werden konnte.

Frankreichs Qualitäten „sind brutal“

„Sie können wohl auch mit der zweiten Mannschaft Weltmeister werden“, sagte Maximilian Wöber und schlug ähnliche Töne wie Arnautovic an. „Wenn man sich nur die Ersatzbank von Frankreich heute ansieht, würde fast Jeder bei uns große Chancen haben, in der Startelf zu stehen“, verdeutlichte auch Rangnick und bezog sich etwa auf die Bayern-München-Spieler Dayot Upamecano und Benjamin Pavard.

Vorne drückte PSG-Superstar Kylian Mbappe dem Spiel seinen Stempel auf, gemeinsam mit Antoine Griezmann und Olivier Giroud. „Man hat gesehen, dass die brutal sind. Brutal schnell, brutal körperlich gut, taktisch, fußballerisch. Sie haben einfach sehr gut gespielt, und deswegen war es einfach sehr schwierig“, so Xaver Schlager. „Es war aber auch nicht unser bestes Spiel.“

„Wir haben zu viele Bälle verloren“

Die Niederlage sei letztlich „auf die Qualität des Gegners und die Art und Weise, wie wir selbst gespielt haben“, zurückzuführen, meinte Rangnick. Man hätte auch „mit etwas mehr Körperlichkeit“ verteidigen und attackieren können. „Es war nicht einfach, frühen Zugriff zu bekommen. Das ist eine Frage der einzelnen Qualität.“

Nach vorne ging für das ÖFB-Team allgemein wenig bis nichts. „Wir haben versucht, viel zu verschieben und kompakt zu bleiben, aber ich denke, wir haben auch einfach zu viele Bälle verloren“, analysierte Arnautovic. „Wir haben in Wien als Kollektiv gezeigt, dass wir ihnen wehtun können. Aber heute hätten wir dafür von Anfang an mehr Ballgewinne provozieren und in den Umschaltmomenten eiskalt sein müssen“, sagte Linksverteidiger Wöber nach der Partie.

Rangnick ärgert sich wieder über Gegentor

Wie schon beim 1:1 im Hinspiel musste sich Rangnick über ein Tor der Franzosen ärgern. „Wir hätten natürlich zur Halbzeit zurückliegen können, aber zu dem Zeitpunkt, wo wir das Gegentor kassiert haben, lag es nicht in der Luft. Da hatten wir in der ersten Viertelstunde nach der Pause durchaus Kontrolle auf das Spiel, durch Xaver Schlager auch eine Riesenchance auf das 1:0. Der Zeitpunkt und wie wir das Gegentor vorbereitet haben, war schon sehr ärgerlich“, sagte Rangnick, der den leichten Ballverlust von Marcel Sabitzer vor Mbappes 1:0 ansprach.

ÖFB-Trainer Ralf Rangnick blickt enttäuscht
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Rangnick musste am Donnerstag die französische Überlegenheit anerkennen

„Da waren wir alle in der Vorwärtsbewegung, nach einem Ballverlust wird es dann schwierig“, meinte Christopher Trimmel. Wenn Mbappe mit seiner überragenden Geschwindigkeit angerauscht kommt, sei er nur schwer oder gar nicht zu verteidigen, so der Tenor der Spieler.

Die teils jungen Kicker wie etwa Nicolas Seiwald wollen aus solchen Spielen lernen. „Man nimmt mit, wie man verschiedene Situationen in solchen Partien handeln muss.“ Auch Schlager ist dafür noch nicht zu alt. „Bei meiner Chance muss ich den Ball gleich mit dem Kopf auf das Tor bringen. Das sind Entscheidungen, für die man nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit hat. An solchen Situationen müssen wir arbeiten.“

Arnautovic lässt Rekord kalt

Für Arnautovic nähert sich der Lernprozess dem Ende. Nach 103 Länderspielen auch kein Wunder. Die Niederlage trübte die Freude über den Rekordeinsatz übrigens nicht, es gab schlicht keine. „Es interessiert mich nicht. Ob ich 103 Spiele, 110 oder was auch immer habe, das ist mir egal. Ich stehe gerne auf dem Platz und will der Mannschaft helfen. Die 100er-Marke hat mich natürlich riesig gefreut, aber alles, was jetzt kommt, ist wie jedes andere Spiel auch.“ Später meinte er außerdem: „Der Rekord wird ohnehin nicht lange stehen.“

Marko Arnautovic sitzt enttäuscht am Rasen
GEPA/Johannes Friedl
Arnautovic kam bei seinem Rekordspiel nicht wie gewünscht zur Geltung

Der drei Jahre jüngere David Alaba, der wie Andreas Weimann und Arnautovic („Ich spüre meinen Rücken, nicht tragisch“) angeschlagen ausgewechselt werden musste und dessen Einsatz für Kroatien fraglich ist, ist ihm mit 95 Einsätzen dicht auf den Fersen. Wichtiger ist Arnautovic aber ohnehin der Weg, den man unter Rangnick eingeschlagen hat.

„Frankreich ist auf einem anderen Level, wir versuchen, dorthin zu kommen, aber wir sind in der Aufbauphase. Die Jungs und der Trainerstab machen es gut“, sagte der 33-Jährige und wollte gar nicht erst eine schlechte Stimmung aufkommen lassen. „Wir brauchen die Köpfe nicht hängen lassen, wir haben gegen eines der besten Teams gespielt.“

Klassenerhalt nur mit Schützenhilfe

Am Sonntag geht es nun gegen Kroatien, da braucht es einen Heimsieg und einen Punktegewinn von Dänemark gegen Frankreich, um die Klasse zu halten. „Das ist nicht das unrealistischste Szenario“, meinte Schlager. Die ersten Duelle gewannen Österreich und Dänemark jeweils auswärts. „Am Sonntag müssen wir eine Antwort geben“, sagte Trimmel. „Wir müssen uns mehr Chancen herausspielen.“

Österreich hofft auf einen Verbleib in der A-Gruppe, auch um weitere solcher Fußballabende auf großer Bühne zu erleben. „Auch wenn wir heute verloren haben, aber solche Spiele will man einfach haben, um sich zu beweisen“, sagte Trimmel. Und um selbst besser zu werden.