Die österreichischen Fußballer Xaver Schlager, Maximilian Wöber und Marcel Sabitzer
GEPA/Johannes Friedl
Nations League

Österreich hofft auf Wiederholung

Für Österreichs Fußballer geht es am Sonntag (20.45 Uhr live in ORF1 und im Livestream) zum Abschluss der Nations League Gruppe A1 in Wien gegen Kroatien um alles oder nichts. Nur mit einem Sieg und gleichzeitiger dänischer Schützenhilfe gegen Frankreich bleibt die Auswahl von Teamchef Ralf Rangnick auch kommende Saison in der obersten Stufe. Die Österreicher hoffen dabei gegen den Vizeweltmeister auf ein Deja-vu, ein Zuckerl in Form eines „Titels“ soll zusätzliche Motivation sein.

Die ÖFB-Auswahl benötigt im Ernst-Happel-Stadion im letzten Gruppenspiel gegen den aktuellen Vizeweltmeister einen Sieg sowie im Parallelmatch in Kopenhagen einen Punktegewinn von Dänemark gegen Weltmeister Frankreich, um in der höchsten Liga der Nations League zu bleiben. Die Kroaten, aktueller Tabellenführer in Gruppe A1, wiederum wären mit einem Erfolg Erster und damit im Final Four um den Nations-League-Titel.

Sollte den Österreichern ein Sieg und zudem der Sprung auf Endrang drei gelingen, würde man bei der EM-Quali-Auslosung am 9. Oktober mit großer Wahrscheinlichkeit aus Topf eins gezogen werden. Im Falle eines Abstiegs wäre das ÖFB-Team definitiv in Topf zwei. Die Topfeinteilung wird anhand des Nations-League-Abschneidens vorgenommen, die Top Zehn der vier Vierergruppen in der höchsten Liga exklusive Gastgeber Deutschland landen im Einsertopf.

ÖFB mit Zuversicht ins Entscheidungsspiel

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick kann vor dem letzten Gruppenspiel der Nations League in Wien gegen Vizeweltmeister Kroatien aus dem Vollen schöpfen. Auch der angeschlagene Kapitän David Alaba brennt auf einen Einsatz.

Für die Partie im Prater waren bis Samstagmittag über 42.000 Karten abgesetzt, es werden auch zahlreiche Fans der kroatischen Mannschaft erwartet. Das „echte“ kroatische Heimspiel und gleichzeitig das erste Duell zwischen den beiden Teams im Rahmen der Gruppenphase endete im Juni in Osijek beim Debüt von Teamchef Rangnick mit einem 3:0 für Österreich. Der Sieg sei trotz Problemen in der Anfangsphase verdient gewesen, so der Teamchef. In Osijek fehlte den Kroaten allerdings Tottenham-Star Ivan Perisic, Kapitän Luka Modric wurde erst bei 0:3 aus kroatischer Sicht eingewechselt.

Fix ist schon jetzt, dass der gegen die Franzosen gesperrte Kevin Danso beginnen wird. Außerdem steht diesmal Heinz Lindner und nicht wie im Stade de France Patrick Pentz im Tor, verriet Rangnick, ohne weitere Details zur Anfangsformation preiszugeben. Nicht dabei sein wird Konrad Laimer wegen einer Syndesmosebandverletzung. „Er ist zurzeit einer der besten, wenn nicht sogar der beste Umschaltspieler der Welt. Mir ist es lieber, er fehlt jetzt als in der EM-Qualifikation im März“, meinte Rangnick.

EM-Quali bereits im Hinterkopf

Die Quali für die Endrunde hat für den 64-Jährigen große Bedeutung. „Wenn man sich die drei Wettbewerbe anschaut, ist die WM die Champions League, die EM die Europa League und die Nations League die Conference League.“ Er wolle die Nations League nicht kleinreden, „doch das waren vor ein paar Jahren noch Freundschaftsspiele“, betonte Rangnick. Seine Mannschaft hält in einer Gruppe mit dem regierenden Welt- und Vizeweltmeister (Frankreich, Kroatien) sowie dem EM-2021-Semifinalisten (Dänemark) nach fünf Partien bei vier Punkten. „Wenn das vorher jemand gesagt hätte, hätten wir es wahrscheinlich akzeptiert“, vermutete Rangnick.

Nations League, Gruppe A1

Sonntag, 20.45 Uhr (live in ORF1 und im Livestream)

Österreich – Kroatien

Wien, Ernst Happel Stadion, SR Dias (POR)

Aufstellungen:

Österreich: Lindner – Posch, Danso, Alaba – Trimmel, Seiwald, X. Schlager, Sabitzer – Baumgartner – Arnautovic, Gregoritsch

Kroatien: Livakovic – Stanisic, Lovren, Gvardiol, Barisic – Modric, Brozovic, Kovacic – Vlasic, Budimir, Perisic

Man würde gerne den Klassenerhalt schaffen und auch bei der nächsten Nations-League-Auflage wieder bei den Großen dabei sein, berichtete Rangnick. „Aber bei allem Respekt vor dem Wettbewerb – über allem steht, dass wir die bestmögliche Quali spielen und dann bei der EM eine richtig gute Rolle spielen“, sagte Rangnick. „Wir wollen die Mannschaft weiterentwickeln und die nächsten Schritte erzielen, damit wir für die EM-Quali bestmöglich vorbereitet sind.“

Steigerungspotenzial ist durchaus vorhanden, wie die 0:2-Niederlage gegen Frankreich am vergangenen Donnerstag bewies. „Wir wollen gegenüber diesem Spiel versuchen, wieder mehr Zugriff zu bekommen, dass das Wechselspiel von dem, was wir auf dem Platz zeigen und dem, was vom Publikum kommt, funktioniert. So wie in den ersten beiden Heimspielen.“ Beim 1:2 gegen Dänemark und beim 1:1 gegen Frankreich im Juni hätte man „gewinnen können, wenn nicht sogar müssen“, so Rangnick. Nun müsse man mutiger und kompakter spielen als gegen Frankreich, früher stören und „nicht wie Kätzchen“ spielen. „Eher wie Geparden oder Leoparden“, sagte der 64-Jährige.

Kroatien mit „Riesenrespekt“

Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic warnte jedenfalls vor den Qualitäten der österreichischen Auswahl. „Ich habe Riesenrespekt vor ihnen. Sie haben in Osijek gezeigt, dass sie gut spielen können, deshalb müssen wir hellwach sein, eine gute Leistung abliefern und alles geben“, sagte der 55-Jährige. Es gelte, die richtigen Lehren aus dem 0:3 gegen das ÖFB-Team zu ziehen, forderte Dalic. „Wir wollen einiges gutmachen. Im ersten Spiel haben wir Tore aus Kontern und Halbkontern bekommen. Jetzt müssen wir kompakter und aggressiver sein und auch auf Ballbesitz spielen.“

Der Niederlage gegen Österreich im Juni ließen die Kroaten zwei Siege gegen Dänemark sowie einen Sieg und ein Unentschieden gegen Frankreich folgen. Daher liegt der Vizeweltmeister vor der letzten Runde auf Gruppenplatz eins und wäre mit drei Punkten im Prater im Final Four um den Nations-League-Titel. „Das ist eine riesige Chance für uns. Wir haben es selbst in der Hand und wollen uns nicht auf Frankreich verlassen“, sagte Dalic mit Blick auf das Heimspiel der einen Zähler zurückliegenden Dänen gegen die Franzosen.

Der Coach verfolgt gegen das ÖFB-Team nach eigenen Angaben mehrere Ziele. „Wir wollen ein gutes Ergebnis schaffen, aber auch ein paar neue Spieler ausprobieren“, meinte Dalic. Sein Team absolviert vor der WM in Katar nur noch ein Testspiel gegen Saudi-Arabien. Vor der Endrunde ist der Optimismus der kroatischen Fans aufgrund der jüngsten Nations-League-Erfolge groß – nicht unbedingt zur Freude von Dalic. „Wir wollen die Euphorie bremsen und bodenständig bleiben. Euphorie bringt uns nichts Gutes.“

Österreich winkt WM-Titel

Mit einer entsprechend tierischen Einstellung könnten sich die Österreicher übrigens auch den Titel des inoffiziellen Fußballweltmeisters sichern. Laut den 2003 von einem englischen Journalisten ins Leben gerufenen „Unofficial Football World Championships“ („UFWC“) ist der offizielle Vizeweltmeister Kroatien regierender Champion und müssten die Krone bei einer Niederlage an das ÖFB-Team abgeben.

Der österreichische Fußball Michael Gregoritsch
GEPA/Johannes Friedl
Michael Gregoritsch (in Schwarz) und Co. wollen die Gruppenphase so abschließen, wie sie im Juni begonnen hat: mit einem Sieg

Die „UFWC“ sind ein fiktiver Bewerb, der Titel wird in direkten Duellen weitergegeben – das heißt, der aktuelle Champion behält bei einem Sieg oder Remis in einem Länderspiel seinen Status, bei einer Niederlage geht die imaginäre Trophäe zum erfolgreichen Herausforderer. Kroatien holte sich den Titel im Juni durch ein Auswärts-1:0 gegen Dänemark und verteidigte ihn danach beim 1:0 in Frankreich und beim 2:1 gegen Dänemark erfolgreich.

Österreich war gemäß „UFWC“-Rechnung bereits zweimal Titelträger – nach einem 5:1 im Mai 1937 gegen Schottland und nach einem 1:0 gegen die Sowjetunion im Oktober 1967. Erster Weltmeister war England durch den ersten Länderspielsieg der Geschichte: 1873 setzte sich das „Mutterland des Fußballs“ im britischen Duell mit Schottland klar mit 4:2 durch.