Vikings-Präsident Karl Wurm hatte nach dem Halbfinal-Sieg der Wiener gegen die Barcelona Dragons – angesprochen auf das Desaster rund um das Spielverbot in der Generali-Arena – gemeint, dass es hierzulande und vor allem auch in Wien noch nicht angekommen sei, dass American Football als Stadionsport in Österreich nach Fußball und Eishockey die meisten Zuschauer anlockt. Und da knüpfte Calaycay am Sonntag an: „Österreich hat es wahrscheinlich noch gar nicht realisiert."
Rund 14.500 Zuschauer verfolgten den Triumph der Wikinger in Klagenfurt live im Stadion, das Match selbst wurde in 13 Länder übertragen. „Wir haben jetzt eine Ballsportart, wo wir sagen können, wir sind die Besten in Europa. Das ist etwas Besonderes“, betonte Calaycay. Auch der Gegner zollte den Wienern Respekt, ganz auf hanseatische Art. „Es macht nie Spaß zu verlieren. Aber Football ist Ebbe und Flut über 60 Minuten. Wien hat heute einen besseren Job als wir gemacht“, meinte Ex-NFL-Spieler Kasim Edebali.
Vienna Vikings besiegen Hamburg Sea Devils
Die Vienna Vikings krönten sich in Klagenfurt zum Sieger der European League of Football. Die Wiener setzten sich in einem hochklassigen Finale gegen die Hamburg Sea Devils durch.
„Noch nicht fertig mit meiner Karriere“
Für Calaycay, der seit vielen Jahren die sportlichen Fäden bei den Vikings in der Hand hält, ist diese europäische Meisterschaft der Höhepunkt als Trainer – vorläufig zumindest. „Das ist für mich die Spitze, aber ich bin noch nicht fertig mit meiner Karriere“, erklärte der 46-Jährige. Dabei hat er schon zahlreiche Titel mit den „Football-Veilchen“ geholt, national wie international. Und die Erinnerungen an frühere Spiele zaubern ihm ein Lächeln ins Gesicht.
„Ich habe neulich erst die Austrian Bowl 2017 (45:26-Sieg der Vikings gegen die Raiders Tirol, Anm.) angesehen, das letzte Mal, dass wir in Klagenfurt gespielt haben“, erklärte Calaycay. „Ich tat das, um meine Erinnerungen auf Vordermann zu bringen, wie das Stadion ausschaut. Dann sehe ich den Matchfilm und sehe Bernhard Seikovits da draußen und ich sehe, wie Bernhard Raimann einen Touchdown fängt.“ Heute spielt Raimann bei den Indianapolis Colts als erster österreichischer Nicht-Kicker in der NFL.
Eingeschweißte Truppe steckt Rückschläge weg
Und dennoch ist der ELF-Triumph für Calaycay besonders speziell. „Es sind nicht nur die Titel, die zählen, es sind auch die Leute, mit denen du auf dieser Reise bist. Und diese Gruppe ist so besonders. Da ist ein Finne, ein Schotte, ein Spanier, ein Italiener und die ganzen Österreicher. Wir haben uns so zusammengeschweißt“, so der Coach. Ähnlich sah das auch sein US-Quarterback Jackson Erdmann.
„Als Franchise in der ELF im ersten Jahr – alle meinten, wir werden überbewertet. Aber wir haben uns als Team geformt und füreinander gespielt. Und jetzt der Sieg gleich im ersten Jahr, das bedeutet so viel und als Zugabe dann auch noch in Österreich“, meinte Erdmann. Der italienische Widereceiver Jordan Bouah fügte hinzu: „Wir hatten so viele Verletzte, aber wir haben immer gemeinsam einen Weg gefunden zu gewinnen. Ich habe die EM mit Italien gewonnen, nun gewinne ich mit diesem Club die ELF, besser geht es nicht.“
Die Frage ist nun, ob das Team zusammengehalten werden kann. Das beginnt bei Erdmann, dessen Eltern extra für das Finale die lange Reise über den Atlantik nach Klagenfurt gemacht haben. „Ich will jetzt mal den Moment mit dem Team genießen, danach sprechen wir über Details. Aber ich würde gerne zurückkommen und spielen“, meinte der 25-Jährige. Motivation ist im Lager der Vikings jedenfalls genug da: „Wir wollen natürlich noch einmal gewinnen. Ziel ist es zu zeigen, dass wir das beste Team in Europa sind und dass dies nicht nur eine Eintagsfliege war“, kündigte Offensivspieler Anton Wegan an.