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IMAGO/ZUMA Press/Robin Alam
Fußball

US-Bericht bestätigt System des Missbrauchs

Ein am Montagabend (Ortszeit) veröffentlichter und im Auftrag der US-Frauenliga erstellter Untersuchungsbericht hat ein System des Missbrauchs offenbart. Ein Jahr nach den ersten Vorwürfen beschreibt der unabhängige Bericht auf mehr als 150 Seiten Beispiele von unangemessenen Annäherungen sowie emotionalem und körperlichem Missbrauch von Spielerinnen durch Coaches. US Soccer kündigte unmittelbar Maßnahmen an.

Sexueller Missbrauch in Nordamerikas Frauen-Fußball ist laut der unabhängigen Untersuchung systembedingt. Davon betroffen sind mehrere Teams und Spielerinnen. Missbrauch sei in der Major League Soccer der Frauen „tief verwurzelt“ – beginnend in den Jugend-Ligen –, „der verbal missbräuchliches Coaching normalisiert und die Grenzen zwischen Trainern und Spielern verwischt“, schrieb die ehemalige US-Generalstaatsanwältin Sally Q. Yates in ihrem Untersuchungsbericht.

„Teams, die Liga und der Verband reagierten nicht nur wiederholt nicht angemessen, wenn sie mit Beschwerden von Spielerinnen und Beweisen für Missbrauch konfrontiert wurden, sie versäumten es auch, grundlegende Maßnahmen zu ergreifen, um das zu verhindern und dagegen vorzugehen, auch wenn einige Führungskräfte privat die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz einräumten“, hieß es.

Sally Yates
AP/Steven Senne
Staatsanwältin Yates leitete die Untersuchung der Vorwürfe von Spielerinnen

Fünf von zehn Trainern in der National Women’s Soccer League (NWSL) waren wegen Vorwürfen von Fehlverhalten entweder entlassen worden oder zurückgetreten, die Täter seien laut Bericht aber oftmals nicht bestraft worden, hätten nach dem Missbrauch zu neuen Teams wechseln können und wurden dabei teils mit wohlwollenden Pressemitteilungen reingewaschen. „Und niemand in den Teams, der Liga oder dem Verband verlangte von den Trainern Besserung“, steht im Bericht.

Drei Trainer im Fokus

Die Untersuchung war eingeleitet worden, nachdem die beiden ehemaligen Spielerinnen Sinead Farrelly und Mana Shim Vorwürfe gegen den Trainer der Carolina Courage, Paul Riley, wegen Belästigung und sexueller Nötigung erhoben hatten. Riley wurde anschließend entlassen. In der Folge wurde bekannt, dass die NWSL Hinweise darauf ignoriert und unter den Teppich gekehrt hatte. Ligachefin Lisa Baird trat zurück. Es wurde deutlich, dass das Problem weitverbreitet ist.

Bericht: Missbrauch in US-Frauen-Fußballliga

Ein Untersuchungsbericht im Auftrag der US-Fußballliga für Frauen beschreibt die weitreichende sexuelle Belästigung von Spielerinnen durch ihre Trainer. Auf mehr als 150 Seiten führt das veröffentlichte Dokument zahlreiche Beispiele von unangemessenen Annäherungen sowie emotionalem und körperlichem Missbrauch durch Coaches auf. Die beauftragte unabhängige Kommission sprach davon, dass die Taten einen systematischen Charakter hätten, der tief im amerikanischen Frauen-Fußball und auch in den Jugendligen verwurzelt sei. US-Fußballpräsidentin Cindy Parlow Cone nannte die Ergebnisse „schockierend“.

Die Untersuchung konzentrierte sich auf drei ehemalige Trainer, darunter auch Riley. Mehr als 200 Personen wurden befragt und 89.000 Dokumente gesichtet. US-Fußballpräsidentin Cindy Parlow Cone nannte die Ergebnisse „herzzerreißend und zutiefst beunruhigend“ und fügte hinzu: "Der beschriebene Missbrauch ist unentschuldbar und hat auf keinem Spielfeld, in keiner Trainingsstätte oder auf dem Arbeitsplatz etwas zu suchen.

Anlaufstelle als erste Maßnahme

US Soccer kündigte als Sofortmaßnahme an, ein Büro zu eröffnen, das die Sicherheit der Spielerinnen und die Verhaltensrichtlinien überwacht. Außerdem soll eine zentrale Datenbank errichtet werden, in der Personen aufgeführt werden, gegen die Disziplinarverfahren, Suspendierungen oder Sperren ausgesprochen werden. Ferner soll ein Mindeststandard für Zuverlässigkeitsüberprüfungen für alle Mitglieder des US-Fußballs auf allen Ebenen des Spiels, einschließlich des Jugend-Fußballs, eingeführt werden.