Max Vertappen jubelt
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Formel 1

Verstappens Jagd nach Rekorden

Nach einiger Verwirrung und mit Verzögerung sicherte sich Max Verstappen beim GP von Japan in Suzuka vorzeitig seinen zweiten Weltmeistertitel. Der 25-jährige Red-Bull-Pilot geht nun ohne Druck auf die Rekorde von Michael Schumacher und Sebastian Vettel los. „Rennfahren ist sein Element. Ich kann mir vorstellen, dass er auf diesem Level noch ein Jahrzehnt weitermacht“, prognostizierte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko vor dem Grand Prix der USA am Sonntag (21.00 Uhr, live in ORF1).

Doppelweltmeister Verstappen war nach seinem Titelgewinn jedenfalls erleichtert: „Es ist ein sehr erfreuliches und natürlich ein sehr spezielles Jahr. Es wird in der Zukunft sehr schwer werden, das zu wiederholen. Deshalb müssen wir es wirklich genießen.“ Selbst im Regenchaos mit vielen Verzögerungen und unter sehr schwierigen Bedingungen war er nicht zu schlagen.

Die Saison dominiert er ohnehin wie selten einer davor. Der Niederländer hat zwölf der bisher 18 WM-Rennen gewonnen, auf die Saisonbestmarke von 13 GP-Siegen der beiden Deutschen Schumacher und Vettel fehlt dem Red-Bull-Star nur noch ein Sieg. Bei vier ausstehenden Rennen sollte das gelingen, die nächste Chance bietet sich nun am Sonntag in Austin (US-Bundesstaat Texas).

Gratulationen für Verstappen

Nach einiger Verwirrung und mit Verzögerung sicherte sich Max Verstappen beim GP von Japan in Suzuka vorzeitig seinen zweiten Weltmeistertitel. Bei einer Pressekonferenz gibt es verspätete Glückwünsche.

Allerdings hat Schumacher 2004 die 13 Siege in 18 Rennen eingefahren, Vettel hatte 2013 19 WM-Läufe, während Verstappen nun 22 WM-Starts hat. Die Siegesquote von Schumacher, der vor 18 Jahren 72,2 Prozent der Rennen gewann, könnte der Niederländer aber noch einholen, wenn er alle vier ausstehenden Grands Prix gewinnen und somit auf eine Quote von 72,7 Prozent kommen würde.

Max Verstappen mit Pokal
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Verstappen krönte sich neun Tage nach seinem 25. Geburtstag zum Doppelweltmeister

Zahlenspiele für Verstappen irrelevant

Mit solchen Zahlenspielen befasst sich Verstappen nicht. „Es ist jetzt wirklich kein Druck mehr, aber ich will natürlich versuchen, mehr Rennen zu gewinnen“, meinte der Doppelweltmeister. „Von dem Auto, das wir derzeit haben, müssen wir versuchen zu profitieren, weil du weißt nie, ob das je wieder so sein wird, nächstes Jahr oder in den nachfolgenden. Deshalb werden wir definitiv versuchen, weitere Rennen zu gewinnen“, so Verstappen.

Der 25-Jährige hält aktuell bei 32 Rennsiegen und 74 Podestplätzen bei 159 Grand-Prix-Starts. Nur Lewis Hamilton (103), Schumacher (91), Vettel (53), Alain Prost (51) und Ayrton Senna (41) liegen bei den Siegen noch vor ihm. Verstappen ist zwar nicht der jüngste Pilot mit zwei Titeln, aber in seiner Altersklasse allen anderen inklusive Vettel weit voraus. Gut möglich, dass der Niederländer, der gemäß Vertrag bis zumindest 2028 bei Red Bull Racing bleiben wird, einmal in die Riege der Rekordweltmeister aufsteigt.

Max Verstappen (Red Bull Racing) vor Sebastian Vettel (Aston Martin)
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Ein Rekord bleibt Verstappen verwehrt: Vettel (hinteres Auto) bleibt der jüngste Doppelweltmeister in der Formel 1

Verstappens Talent wurde früh erkannt

„Ich habe keine Antwort, außer: Kappe ab. Das ist ein Jahrhunderttalent“, adelte der dreifache Weltmeister Niki Lauda Verstappen nach dessen Debütsieg 2016 in Spanien. Damals avancierte er als 18-Jähriger in Montmelo zum jüngsten Grand-Prix-Sieger der Geschichte. Experten sagten dem Red-Bull-Wunderkind eine glänzende Karriere voraus. „Sein Leben ist Rennfahren – und das ist alles“, meinte Jacques Villeneuve, der Titelträger von 1997.

Als Verstappen 2015 bei Toro Rosso sein Formel-1-Debüt in der Königsklasse gab, hatte er nicht einmal einen KfZ-Führerschein. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, waghalsige Manöver wie ein Routinier zu zeigen, mit denen er das gemeine Publikum und die Fachwelt gleichermaßen verblüffte. In Spa etwa ging er in der Blanchimot-Kurve in höchstem Tempo außen am Brasilianer Felipe Nasr vorbei. Vom Motorsportweltverband (FIA) bekam er dafür den Preis für das „Manöver des Jahres“ verliehen.

Rennfahrergene von Eltern mitbekommen

Die Rennfahrergene hat der 1997 im belgischen Hasselt geborene Verstappen von seinen Eltern mitbekommen. Vater Jos war in den 1990er Jahren eine Weile Weggefährte von Michael Schumacher bei Benetton, brachte es bei 106 Starts zu zwei dritten Plätzen. Seine Mutter Sophie Kumpen fuhr Kart, gewann unter anderem den prestigeträchtigen Margutti-Pokal. Max begann im Alter von vier Jahren mit dem Kartsport. Auch seine jüngere Schwester Victoria, die heute für ihren Bruder arbeitet, galt in dem Metier als talentiert.

Max Verstappen und Helmut Marko
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Marko (r.) spielte eine entscheidende Rolle für Verstappens Karriere

Das Können von Verstappen, der von seinem Vater regelrecht zum Formel-1-Piloten gedrillt wurde, blieb auch Red Bull nicht verborgen. Red-Bull-Motorsportberater Marko gilt neben Verstappens Vater als wichtigster Initiator der Karriere des Niederländers. „Von vier bis 16 Jahren hat mich sicher mein Vater am stärksten gefördert. Dann war es eine Mischung aus meinem Vater und Dr. Marko“, sagte Verstappen. „Mir war klar, dass da was Außergewöhnliches kommt“, urteilte Marko einmal.

2014 kam Verstappen in die europäische Formel 3, in jener Saison gelangen ihm zehn Siege. Am 15. März 2015 bestritt er in Melbourne sein erstes Formel-1-Rennen. Nach 23 Einsätzen für Toro-Rosso-Ferrari wurde er am 5. Mai 2016 anstelle von Daniil Kwjat ins Red-Bull-Cockpit gesetzt.

„Reizt alles bis zum Limit aus“

Die mutige Entscheidung traf Marko mit Red-Bull-Patron Dietrich Mateschitz. Gleich bei seiner Premiere im „Bullen“-Boliden fuhr Verstappen mit 18 Jahren und 228 Tagen den ersten Sieg heraus. Fünfeinhalb Jahre später sollte er sich in einem hochdramatischen Finale in Abu Dhabi den ersten Titel holen, womit eine riesige Last von seinen Schultern fiel.

Dass Verstappens Erfolgsgeschichte demnächst endet, kann sich Marko nicht vorstellen. Der 79-jährige Steirer versuchte auch eine Erklärung für die derzeitige Dominanz von Verstappen zu liefern: „Er reizt alles bis zum Limit aus, unabhängig von den äußeren Bedingungen, weil er eine unglaubliche Kontrolle über das Auto hat."