Lucas Galvao und Can Keles (Austria Wien)
GEPA/Armin Rauthner
Conference League

Verbitterung und Stolz bei der Austria

Die Austria hat in den letzten Tagen das ganze Spektrum der Gefühlsskala ausgekostet. Letzten Sonntag der Derby-Sieg gegen Rapid, danach der schwere Autounfall von Muharem Huskovic samt der Gewissheit, dass der 19-Jährige Glück im Unglück hatte, und am Donnerstag dann die knappe Niederlage in der Conference League gegen Villarreal. Das späte 0:1 gegen den spanischen Topclub sorgte für Verbitterung im Club, gleichzeitig war man aber auch angesichts der Ausgangslage stolz auf einen gelungenen Auftritt.

Die Vorzeichen für die Partie waren alles andere als optimal. Im Hinspiel hatte es eine 0:5-Abfuhr gesetzt, unmittelbar vor der Partie in Wien wurde das Team mit dem Unfall von Huskovic konfrontiert. Auch an Coach Manfred Schmid ging das nicht spurlos vorüber. „Ich bin sehr leer. Das war eine kurze, anstrengende Nacht. Die ersten Nachrichten waren schrecklich. Das macht etwas mit dir. Wir sind aber glücklich, dass es ihm halbwegs gut geht“, sagte der Austria-Trainer.

Die Leistung seines Teams war für Schmid dann umso erstaunlicher. „Ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Wir haben gezeigt, dass wir eine zusammengeschweißte Truppe sind“, sagte der 51-Jährige, der aufgrund einiger Ausfälle umstellen musste und Lob für einen mutigen Auftritt aussprach. „In dieser Zusammenstellung haben wir noch nie gespielt. Da kann ich nur ein Kompliment aussprechen. Die Mannschaft hat eine taktisch sehr, sehr gute Leistung gebracht.“

Austria-Trainer Manfred Schmid
APA/Georg Hochmuth
Austria-Coach Manfred Schmid hatte mit dem Ausgang der Partie ganz sicher keine Freude

Auch Manfred Fischer, der statt des verletzten Lukas Mühl als Kapitän fungierte, fand lobende Worte: „Ich muss dem Team ein unglaubliches Kompliment machen. Was wir auf den Platz gelegt haben, war einzig und allein für unseren Freund Muki (Huskovic, Anm.). Heute kann sich jeder in den Spiegel schauen und sagen, ich habe alles für einen Freund gegeben.“ Matthias Braunöder erklärte: „Das war schon sehr turbulent für uns alle. Natürlich nimmt das einen emotional mit.“

Eine Unachtsamkeit reicht Villarreal

Die Austria setzte im Vergleich zum 0:5 bei Villarreal auf eine andere Taktik. Die „Veilchen“ agierten sehr diszipliniert und couragiert in einem defensiven 5-3-2-System. „Das war ja kein Wunder, dass wir uns was einfallen lassen mussten. Wir sind tiefer gestanden und haben Villarreal keine Räume gegeben. Wir haben das Spiel immer kontrolliert“, sagte Schmid. Auch Villarreal-Coach Unai Emery lobte: „Die Austria war taktisch gut aufgestellt. Sie haben anders gespielt und waren viel entschlossener.“

Offensiv konnte die Austria allerdings nur Nadelstiche setzen. Die wenigen Aktionen, die sich boten, wurden nicht gut fertig gespielt. Villarreal mühte sich, wurde aber in Schach gehalten – bis zur 87. Minute. Ein Unachtsamkeit wurde von Villarreal eiskalt bestraft. „Das Tor war unnötig“, monierte Schmid. „Villarreal hat nach der Pause mit mehr Druck und Aggressivität gespielt. Trotzdem haben wir nicht viel zugelassen. Und dann haben wird gepatzt und unglücklich verteidigt.“

Austria verliert gegen Villarreal mit 0:1

Die Wiener Austria hat im Heimspiel gegen Villarreal einen Achtungserfolg nur knapp verpasst und gegen den spanischen Topclub mit 0:1 verloren.

Während Emery von einem verdienten Sieg in einem Geduldsspiel für seine Mannschaft sprach, hörte sich das bei der Austria naturgemäß anders an. „Die Mannschaft hätte sich einen Punkt verdient“, war sich Schmid sicher. „Diese Niederlage ist für mich nicht zu akzeptieren. Sie tut unglaublich weh. Wir müssen einen Punkt mitnehmen, hatten Chancen, zu gewinnen“, sagte Fischer. „Wenn du 87 Minuten so gut spielst, muss man sich auch belohnen. Es ist bitter, wenn man so eine Partie verliert“, sagte Dominik Fitz.

Austrias Aufstiegschance lebt noch

Im Kampf um den Aufstieg ist für die Austria aber noch nicht aller Tage Abend. Auf Lech Posen, das auf Platz zwei liegt, fehlen den Wienern nur vier Punkte. Der Rückstand könnte mit einem Heimsieg gegen die Polen am 27. Oktober auf einen Zähler verkürzt werden. Sollte Hapoel Beer Scheva gegen Villarreal, das bereits als Gruppensieger feststeht, verlieren, wäre die Austria wieder voll im Aufstiegsrennen.

„Es wäre jetzt vermessen, vom Aufstieg zu reden. Wir wollen noch zwei gute Spiele abliefern, dann schauen wir, was rauskommt“, sagte Schmid, der nach den Turbulenzen der letzten Tage mit seinem Team nun etwas zur Ruhe kommen und regenerieren möchte. Lange wird das allerdings nicht möglich sein, denn bereits am Sonntag (17.00 Uhr) geht es in der Liga im Heimspiel gegen Tabellenführer Salzburg.