Olivier Giroud jubelt nach Tor
GEPA/David Geieregger
Champions League

Salzburgs großer Traum platzt in Mailand

Der FC Salzburg hat am Mittwoch das Achtelfinale der UEFA Champions League letztlich klar verpasst. Österreichs Serienmeister musste sich im Endspiel um den Aufstieg im San Siro bei AC Milan mit 0:4 (0:1) geschlagen geben. Als „Trostpreis“ geht es in der Europa League weiter, weil Gruppensieger Chelsea parallel Dinamo Zagreb mit 2:1 besiegte. Um den ganz großen Traum vom neuerlichen CL-Achtelfinale zu realisieren, fehlte aber von allem zu viel.

Salzburg konnte die erste Hälfte noch offen halten, präsentierte sich aber da zu inkonsequent, vor allem vor dem gegnerischen Tor. Ganz im Gegensatz zu Milan: Routinier Olivier Giroud brachte die Gastgeber nach einem Eckball per Kopf in Führung (14.), nur 46 Sekunden nach Wiederbeginn nützte Rade Krunic dann Salzburgs Unordnung. Wieder „Oldie“ Giroud (57.) und Junior Messias (91.) erhöhten zum Endstand.

Am Ende kam es so, wie es die meisten zuvor vermutet hatten: Chelsea (13) gewann die Gruppe E vor Milan (10), Salzburg (6) und Zagreb (4). Weiter geht es für die „Bullen“ im Februar im zweithöchsten Bewerb Europas, die Play-offs werden am Montag in Nyon ausgelost, gespielt wird dann am 16. und 23. Februar im neuen Jahr.

Salzburg scheidet aus Champions League aus

Der FC Salzburg musste sich im Endspiel um den Aufstieg in das Achtelfinale der Champions League im San Siro AC Milan mit 0:4 (0:1) geschlagen geben. Für Österreichs Serienmeister geht es in der Europa League weiter, weil Gruppensieger Chelsea parallel Dinamo Zagreb mit 2:1 besiegte.

Zum vierten Mal in Folge nahm Salzburg an der Gruppenphase der Königsklasse teil, zum vierten Mal blieb es bis zum Schluss in der Aufstiegsfrage spannend. Dreimal spielten die „Bullen“ ihr Finale „dahoam“, dieses Mal musste man auswärts ran. Doch es soll Schlimmeres für einen Fußballer geben, als eine der größten Bühnen im Weltfußball – in dem Fall das San Siro – bespielen zu dürfen.

„Endspiel“ vor Rekordkulisse für Salzburg

Das sahen auch die Fans so, 4.000 Anhänger reisten mit, so viele wie noch nie in der Red-Bull-Ära. Mehr als 70.000 Zuschauer bedeuteten zudem einen neuen Bestwert bei einem Spiel mit Salzburger Beteiligung und toppten die 62.312 in Marseille aus dem Jahr 2018.

Stadion gefüllt mit Zuschauern
ORF.at/Bernhard Kastler
Noch nie spielte Salzburg in der Ära Red Bull vor so vielen Menschen – nämlich 70.000 – wie im San Siro

San Siro, Giuseppe Meazza oder „La Scala del Calcio“ („Fußballoper“) – egal wie man die 1926 eröffnete Arena auch nennen mag, sie lässt niemanden kalt. Salzburg-Trainer Matthias Jaissle betrat am Dienstag wie die meisten seiner Schützlinge erstmals das Stadion, und der Deutsche formulierte es auf gut Österreichisch wie folgt: „Bist du deppat.“ Alleine das Aufwärmprogramm hatte es schon in sich, die Milan-Fans brüllten sich mit einem umgedichteten „Freed vom Desire“ („Pioli is on fire“) für das „Gran Finale“ um den Aufstieg warm.

Zweitjüngste CL-Startelf aller Zeiten

Salzburg-Verteidiger Oumar Solet wurde nach Problemen mit seinem Oberschenkel doch noch rechtzeitig fit. Selbiges galt für Stürmer Junior Adamu, nur Kapitän Andreas Ulmer konnte nach Adduktorenproblemen noch nicht von Beginn an helfen. Vielleicht wollte man aber auch die zweitjüngste der CL-Startelf aller Zeiten aufstellen, das hat man mit im Schnitt 21 Jahren und 226 Tagen auch geschafft. Nur Arsenal bot 2009 eine elf Tage jüngere Elf auf.

Bei Milan fehlte Altstar Zlatan Ibrahimovic wie schon die gesamte Gruppenphase verletzt, der besungene Trainer Stefano Pioli musste auch auf den Torschützen beim 1:1 in Salzburg, Alexis Saelemaekers, und Tormann Mike Maignan verzichten. Die Stardichte bei Milan war in früheren Jahren schon höher, nun setzt man auf ein starkes Kollektiv.

Milan trifft früh Aluminium

Als dieses traten auch die Milan-Fans auf, sie sorgten zu Beginn für wahrlich ohrenbetäubenden Lärm, der fast in einen Torjubel mündete. Schiedsrichter Antonio Matheu Lahoz ließ nach einem Rempler von Ante Rebic an Solet – wie fast immer – weiterspielen, Theo Hernandez hatte links Platz und zog ab. Das Leder prallte an die Außenstange (3.).

Zu Beginn bestimmte Milan das Geschehen, kam vor allem über die linke Seite und Rafael Leao, zwingende Chancen waren aber noch Mangelware. Die erste Salzburger Chance hatte Maurits Kjaergaard, der aber im Sechzehner einen Tick zu spät abschloss, sodass Pierre Kalulu erfolgreich reingrätschen konnte (11.).

Giroud köpfelt zur Führung

Drei Minuten später schlug es dann auf der anderen Seite ein – und das nach einem Standard. Ein Eckball von Sandro Tonali fand den Kopf von Olivier Giroud, und der französische „Oldie“ traf wuchtig zur Führung (14.). Der 17 Jahre jüngere Lucas Gourna-Douath ließ sich dabei zu leicht abdrängen, so netzte der 36-jährige Giroud wie im September im Nationalteam wieder gegen ein österreichisches Team per Kopf.

Olivier Giroud (Milan) schießt Tor
AP/Luca Bruno
Girouds Kopfball war letztlich so wuchtig, dass kein Salzburger ihn mehr aufhalten konnte

In dieser Phase präsentierte sich Salzburg in vielen Belangen halbherzig. In den Zweikämpfen, im Spiel nach vorne und auch im Abschluss. Denn die Chancen waren da, Adamu zielte nach einer Drehung im Strafraum zu zentral (17.). Milan hatte in dieser Phase mehr vom Spiel, dominierte die „Bullen“ aber keineswegs. Giroud traf zwar erneut, aber nach Hernandez-Schuss aus einer Abseitsposition (26.).

Salzburg vergibt Chancen zu leichtfertig

Auf der anderen Seite blieb die Pfeife bei einer Rettungsaktion gegen Noah Okafor stumm, das blieb auch nach VAR-Überprüfung so (27.). Jaissle schrie sich an der Seitenlinie die Seele aus dem Leib, nach rund einer halben Stunde dürften die Spieler ihn gehört haben. Dann ging es schon zielstrebiger nach vor. In der 38. Minute verzog zunächst Kjaergaard knapp, dann prüfte Luka Sucic Goalie Ciprian Tatarusanu.

Milan kam noch einmal gefährlich vor das Tor, Strahinja Pavlovic rettete aber für Solet, dessen Oberschenkel offenkundig keine Sprints mehr zuließ, und klärte gegen Leao (40.). Die größere Chance vergab Adamu, der einmal mehr zu unpräzise im Abschluss war, wenngleich Tatarusanu den Winkel gut verkürzte (45.). Wer ins Achtelfinale der Champions League aufsteigen will, muss solche Chancen aber nützen.

Entscheidung kurz nach Wiederbeginn

Milan tat das an diesem Abend dann eiskalt. Nach Solets erwartbarer Auswechslung präsentierte sich die Defensive nach Wiederbeginn nicht sattelfest, das nützten die Gastgeber aus. Rebic flankte von rechts, Giroud köpfelte von links in die Mitte, und Krunic vollendete zum 2:0 (46.). Das alles 46 Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte.

Rade Krunic (Milan) schießt Tor
Reuters/Daniele Mascolo
Salzburg kam zu spät in der zweiten Hälfte an: Krunic köpfelte zum 2:0 und zur Vorentscheidung

Damit war die Messe in der Modestadt gelesen, die Milan-Fans konnten sich dementsprechend auf den ersten Einzug ins Achtelfinale seit 2014 freuen. Das taten sie nicht nur lautstark, sondern auch mit vollem Körpereinsatz. Das Hüpfen der rund 66.000 „Rossoneri“-Fans sorgte dafür, dass sich die alten Tribünen spürbar bewegten.

Giroud drückt Partie Stempel auf

Das beflügelte freilich auch die Spieler. Und weil einem 0:2-Rückstand nachzulaufen den Kopf und die Beine müde macht, kam Salzburg etwas unter die Räder. Leao umrundete in der 57. Minute die halbe Abwehr und fast den ganzen Strafraum. Seine Hereingabe klärte Dedic vor die Füße von Giroud, der wieder nicht zweimal bitten ließ.

Leao hätte danach auf 4:0 erhöhen können, doch die Latte verhinderte vorerst Schlimmeres für Salzburg (66.). Danach kamen die Gäste wieder in die Spur und hielten Milan vom Tor weg. Offensiv verzeichneten noch Kjaergaard (71.) und „Joker“ Benjamin Sesko (88.) Abschlüsse, aber für das Anschlusstor war das auch zu wenig. Den Schlusspunkt setzte Messias, Junior Messias, der als „Joker“ kam und im Sechzehner trocken ins linke Eck verwertete (90.) – der Assist kam erneut von Giroud, der damit vier Scorerpunkte verzeichnen konnte.

Die Salzburg Fans feierten trotzdem hörbar, allerdings weniger das Ergebnis als wohl die Leistungen in der Gruppenphase an sich. Ihre Mannschaft hatte sich wieder einmal teuer verkauft, aber am Ende fehlte zu viel für die Sensation im San Siro. Weiter geht es für die „Bullen“ in der Europa League , das Mindestziel wurde erreicht.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Der Auftritt war sehr couragiert. Es war leider so, dass der Gegner auf jeder Position Weltklasse hat. In den jeweiligen 16ern ist die Partie entschieden worden. Es war absolute Kaltschnäuzigkeit von Milan, wir haben es nicht geschafft, den Ball im Netz unterzubringen. Die Statistik zeigt, dass wir durchaus Paroli bieten konnten. Dass es in der Kabine genickte Gesichter gab, ist klar, wir hatten uns sehr viel vorgenommen. Aber es war eine richtig gute, starke CL-Saison. Wir haben unser Ziel erreicht, daher gibt es ein großes Lob. Wir nehmen nicht den Begriff Trostpflaster in den Mund.“

Stefano Pioli (AC-Milan-Trainer): „Es waren anstrengende 72 Stunden, aber am Ende spüre ich große Zufriedenheit. Es war kein einfaches Spiel – taktisch und mental. Wir haben in der ersten Hälfte viel zu viel zugelassen. Das war aber nur der erste Schritt. Unser Weg in Europa ist noch nicht zu Ende. Das Achtelfinale ist nur der erste Schritt.“

UEFA Champions League, sechster und letzter Spieltag

Mittwoch:

Milan – Salzburg 4:0 (1:0)

Mailand, Stadio San Siro, 70.000 Zuschauer, SR Mateu Lahoz (ESP)

Torfolge:
1:0 Giroud (14.)
2:0 Krunic (46.)
3:0 Giroud (57.)
4:0 Messias (90.+1)

Milan: Tatarusanu – Kalulu (86./Gabbia), Kjaer, Tomori, T. Hernandez (78./Ballo-Toure) – Tonali, Bennacer (70./Pobega) – Rebic, Krunic (78./De Ketelaere), Leao (69./Messias) – Giroud

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet (46./Bernardo), Pavlovic, Wöber (77./Ulmer) – Gourna-Douath (64./Kameri) – Seiwald, Sucic, Kjaergaard – Adamu (61./Sesko), Okafor (77./Koita)

Gelbe Karten: keine bzw. Okafor, Gourna-Douath