Akram Afif (QAT)
APA/AFP/Joe Klamar
FIFA WM 2022

Arabisches Quartett in Außenseiterrolle

Die WM in Katar ist die erste im arabischen Raum, neben den Gastgebern sind aus der Region auch Saudi-Arabien, Marokko und Tunesien dabei. Sportlich ist die Bilanz arabischer Länder bei WM-Endrunden bisher bescheiden. In 76 Spielen gab es nur zehn Siege, wenn eine WM in Gruppen gespielt wurde, schaffte man dreimal den Aufstieg ins Achtelfinale. Auch heuer zählen Katar und Co. zu den Außenseitern.

Die Gastgeber sind erstmals bei einer WM-Endrunde dabei. Das bisher mit Abstand kleinste Austragungsland einer Fußball-WM wird es trotz des Heimvorteils und aller Hoffnungen wohl schwer haben. Obwohl Katar in den jüngsten Testspielen durchaus anschauliche Leistungen bot, wäre der Aufstieg ins Achtelfinale bei den Gruppengegnern Niederlande, Senegal und Ecuador eine echte Sensation.

Im Aufgebot des spanischen Teamchefs Felix Sanchez Bas stehen ausschließlich auf der großen Fußballbühne unerfahrene Spieler, kein einziger steht bei einem europäischen Club unter Vertrag. Den Einbürgerungsversuchen Katars, wie sie in der jüngeren Vergangenheit in anderen Sportarten praktiziert wurden, schob der Internationale Fußballverband (FIFA) bereits 2004 den Riegel vor. Auslöser der damaligen Entscheidung war die Absicht der Brasilianer Ailton und Dede, für den Golfstaat zu spielen.

Katar-Coach Felix Sanchez Bas
Reuters/Suhaib Salem
Der Spanier Sanchez Bas dirigiert bei den Gastgebern

Trio schon zum sechsten Mal dabei

Katar ist das neunte Land aus dem arabischen Raum, das an einer Weltmeisterschaft teilnimmt. Zuvor gelang das neben Algerien, Ägypten, Kuwait, Irak und den Vereinigten Arabischen Emiraten auch den erneut qualifizierten Teams von Saudi-Arabien, Marokko und Tunesien.

Diese drei Länder weisen im Vergleich zu Katar schon etwas mehr Erfahrung bei Weltmeisterschaften auf. Sie qualifizierten sich jeweils zum sechsten Mal für eine WM-Endrunde und waren auch 2018 in Russland dabei. Größere Erfolge blieben bisher aber aus. Marokko (1986) und Saudi-Arabien (1994) schafften je einmal den Sprung ins Achtelfinale, Tunesien scheiterte stets in der Gruppenphase.

Marokko wohl mit den besten Chancen

Die von den Namen her bekannteste Mannschaft stellt Marokko. Mit Achraf Hakimi (Paris SG), Hakim Ziyech (Chelsea) und Noussair Mazraoui (Bayern München) stehen drei Spieler von absoluten Topteams im Aufgebot von Trainer Walid Regragui, der den Posten erst im August übernommen hat. Für Ziyech und Mazraoui bot der Trainerwechsel eine neue Chance, da sie unter Vorgänger Vahid Halilhodzic aufgrund disziplinärer Gründe zuletzt nicht mehr berücksichtigt worden waren.

Achraf Hakimi (MAR)
Reuters/Mohamed Abd El Ghany
Hakimi ist einer der Spieler, auf die der neue Teamchef seine Hoffnungen setzt

„Wir wollen Großes erreichen“, sagte Regragui bei seinem Amtsantritt auch in Bezug auf die Weltmeisterschaft. Die Testspiele gegen Chile (2:0) und Paraguay (0:0) verliefen durchaus vielversprechend, bei der Endrunde warten allerdings andere Kaliber wie Kroatien und Belgien. Dritter Gegner in Gruppe F ist Kanada.

Saudi-Arabien zuletzt ohne Erfolgserlebnisse

In Gruppe C mit Argentinien, Polen und Mexiko gilt Saudi-Arabien als krasser Außenseiter, an ein überraschendes Weiterkommen wie im Jahr 1994 glauben nur wenige. Trainiert wird die Auswahl von Herve Renard, der bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Russland mit Marokko in der Gruppenphase scheiterte. Der Franzose gibt eine offensive und direkte Spielweise vor, die in der erfolgreichen WM-Qualifikation ihre Früchte trug.

Die Ergebnisse der Testspiele in den vergangenen Monaten geben aber keinen Grund zu Optimismus. In den jüngsten sieben Spielen gelangen nur ein Sieg und zwei Tore. Schlüsselspieler ist Offensivakteur Salem al-Dawsari.

Tunesien darf auf Fans zählen

Ebenfalls wohl übermächtige Gegner erwarten Tunesien im Kampf um den erstmaligen Achtelfinal-Einzug bei einer Weltmeisterschaft. Frankreich und Dänemark sind die großen Aufstiegsfavoriten in Gruppe D, dazu kommt noch Australien. Die Tunesier galten bei bisherigen Turnieren oft als Defensivspezialisten und wollten durch Härte und Disziplin für eine Überraschung sorgen. Immerhin kann das Team auf stimmkräftige Unterstützung der rund 35.000 Menschen umfassenden tunesischen Gemeinde in Katar und vielen Landsleuten in den benachbarten Ländern zählen.

Youssef Msakni (TUN)
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Msakni und Co. wollen Tunesiens Fans nicht enttäuschen

Trainiert wird die Mannschaft von Jalel Kadri, der beim Afrikacup 2021 als ursprünglicher Assistent ab dem Achtelfinale für den an Covid-19 erkrankten Chefcoach Mondher Kebaier übernahm und nach dem Turnier trotz Aus im Viertelfinale als neuer Nationaltrainer bestätigt wurde. Zu den Säulen des Teams zählen der mittlerweile 32-jährige Offensivspieler Youssef Msakni, der auch als „tunesischer Messi“ bezeichnet wird, sowie Köln-Legionär Ellyes Skhiri.