Carina Wenninger (AS Roma Women)
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Fußball

Wenninger lebt in Rom ihren Traum

Seit Sommer ist Österreichs Fußballteamkapitänin Carina Wenninger Spielerin der AS Roma, und die 31-jährige Verteidigerin hat sich damit einen Traum erfüllt. Nach 15 Jahren beim deutschen Topclub Bayern München verließ sie ihre Komfortzone und heuerte noch einmal in einem anderen Land und dieses Mal auch mit neuer Sprache an. Der bisherige Erfolg gibt ihr Recht. „Es hat sich alles erfüllt“, sagte die Steirerin im ÖFB-Teamcamp.

Tabellenführer in der Serie A Femminile, ungeschlagen in der UEFA Women’s Champions League und zuletzt auch noch der erste Titel: Supercup-Triumph gegen Juventus. „Für mich läuft es super. Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, hätte ich es unterschrieben. Wir sind einfach perfekt gestartet“, sagte Wenninger am Dienstag bei einem Medientermin vor dem freundschaftlichen Duell des ÖFB-Teams mit Italien am Freitag (17.30 Uhr). Am Dienstag geht es daheim in Wiener Neustadt (18.00 Uhr, live in ORF1) im zweiten Test gegen die Slowakei.

Bereits in den ersten Monaten verwirklichten sich einige ihrer Vorstellungen. „Ich wollte eine neue sportliche Herausforderung, lernte einen anderen Fußball und eine andere Kultur kennen.“ Mittlerweile ist auch ein Verbleib über das Leihjahr hinaus ein Thema. Wenninger hat es auch selbst in der Hand und kann bis 31. Dezember frei entscheiden, wohin die Reise nach dieser Saison geht. „Vor einem Monat hätte ich gesagt, zu 100 Prozent München, aber jetzt ist alles offen. Ich vertraue auf mein Gefühl, aber ich weiß es einfach noch nicht“, so Wenninger, die Gefallen am Leben in Rom gefunden hat.

Erster Titel schon in der Tasche

„Sie wissen einfach, das Leben zu genießen. Aber das ist ja auch kein Geheimnis, und Rom ist eine imposante Stadt“, betonte Wenninger, die vor allem der Kaffeekultur frönt. Ohne sportlichen Erfolg wäre das Leben für Wenninger in Roma freilich nicht so schön, das Team lacht nach sieben Siegen in acht Spielen von der Tabellenspitze. Erst am Samstag holte man den Supercup gegen Serienmeister Juventus.

„Der Gewinn des Supercups war schön, für mich, aber auch für die Roma, weil Juventus zuletzt alles gewonnen hat. Das ist einfach ein Megaprestigeduell“, gab Wenninger Einblick. Über den italienischen Fußball sagt sie: „Von der Infrastruktur gibt es Riesenunterschiede, die ist in Deutschland einfach viel moderner. Dafür gibt es ein größeres Betreuerteam. Das hat mich überrascht, dass es nach fünf Jahren schon so gut aufgestellt ist“, schilderte die 122-fache ÖFB-Teamspielerin, die mit den Bayern insgesamt dreimal deutscher Meister geworden und als Rekordspielerin auch im dortigen Vereinsmuseum vertreten ist.

Ausstellungsansicht im Bayern-Museum
ORF.at/Bernhard Kastler
Wenninger ist nach 15 Jahren bei Bayern im Vereinsmuseum vertreten, in Rom fand sie eine neue Herausforderung

Vorfreude auf Salzburg-Duell bei Herren

Vor fünf Jahren wurde die Frauen-Abteilung bei den „Giallorossi“, den Gelb-Roten, eröffnet. Den Club an sich gibt es schon 90 Jahre länger und die Herren messen sich im kommenden Frühjahr in der Europa League auch mit Österreichs Serienmeister Salzburg. „Ich habe nach der Auslosung von einigen Teamkolleginnen gleich einige Screenshots bekommen“, erzählte Wenninger. „Es wäre cool, im Stadion zu sein.“

Der Kontakt zu den Herren hält sich wie schon bei den Bayern in Grenzen. „Es ist wie bei jedem Fußballverein, zwei, drei Spieler sind auch am Frauen-Fußball interessiert, andere gar nicht.“ Im Fall der Roma sind es Lorenzo Pellegrini, Stephan El Shaarawy und Tammy Abraham. Starcoach Jose Mourinho hat den Damen vor dem Supercup ein Video zukommen lassen, in denen er ihnen alles Gute wünschte.

„In sozialen Medien macht die Herren-Abteilung auch viel für unsere Sichtbarkeit, in anderen Bereichen ist es wiederum ausbaufähig. Aber in Summe ist es für fünf Jahre schon sehr gut“, berichtete Wenninger, die am Freitag im Ländervergleich auf einige ihrer Teamkolleginnen treffen wird. „Ich freue mich, es wird ein besonderes Spiel für mich.“

Neue Nations League bringt gemischte Gefühle

Der Erfolg bei der Roma lenkte auch von der bitteren Enttäuschung in diesem Herbst ab. Nach der verheißungsvollen EM-Endrunde mit dem neuerlichen Viertelfinal-Einzug scheiterte man im WM-Play-off auswärts an Schottland (0:1). „Es war einfach eine riesige Enttäuschung, aber wir schauen nach vorn, ein neuer Prozess startet. Wir wollen besser werden, und dafür nützen wir die Spiele, weil auch ein neuer Modus ansteht“, unterstrich Wenninger vor den anstehenden Partien.

Der Kontinentalverband UEFA hat wie bei den Herren auch bei den Frauen eine Nations League eingeführt, die auch für die Qualifikation für das EM-Turnier 2025 maßgeblich sein wird. Österreich startet in Liga A. „Es wird megaattraktive und tolle Spiele geben, und es ist eine große Wertschätzung, in Liga A zu sein, auch wenn der Modus für uns schwieriger wird“, betonte Wenninger, die als Kapitänin vorangeht. „Aber ich sehe es positiv, wir haben gerne diese Herausforderung.“