Matthias Jaissle (RBS)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Bundesliga

Salzburg in Klagenfurt mit letztem Aufgebot

Für Meister Red Bull Salzburg geht ein personalraubender Herbst am Sonntag (14.30 Uhr) in Klagenfurt zu Ende. Die Winterkrone bereits aufgesetzt, will der dezimierte Tabellenführer gegen Austria Klagenfurt ein letztes Mal Kräfte mobilisieren und gleichsam ein Deja-vu von 2021 vermeiden: Im Spätherbst des Vorjahres ging die Mannschaft von Matthias Jaissle am Wörthersee mit 1:2 baden. Zeitgleich empfängt die Wiener Austria den RZ Pellets WAC.

„Jetzt heißt es, noch einmal die Kräfte zu bündeln und alles rauszuhauen, was noch im Tank ist“, umriss Jaissle die Ausgangslage. Sein Team hat die jüngsten sechs Auswärtsspiele gewonnen. Sieben Siege in der Fremde am Stück war unter Salzburg-Trainern bisher Ricardo Moniz vorbehalten (April bis September 2011). „Wir wollen unsere Serie in der Liga weiter ausbauen und unbedingt mit einem Sieg in die WM-Pause gehen“, bekundete deshalb der deutsche Coach.

Eine andere Serie lässt Kärntner Herzen höher schlagen: Seit fünf Jahren schon hat Salzburg im letzten Auswärtsspiel des Kalenderjahres keinen Sieg (drei Remis und zwei Niederlagen) eingefahren. Die Klagenfurter könnten erneut überraschend in der oberen Tabellenhälfte überwintern.

Jaissle: „Unangenehmer Gegner“

Die sonntägliche Aufgabe werde zudem keine einfache sein, betonte Jaissle. „Die Klagenfurter sind stabil unterwegs und ein wirklich sehr unangenehmer Gegner.“ Wie widerspenstig die Truppe von Peter Pacult sein kann, lernten die „Bullen“ im Vorjahr, als ihnen die Austria in vier Duellen vier Punkte abknöpfte. Das erste Saisonduell 2022/23 entschieden die Salzburger erst im zweiten Spielabschnitt für sich (2:0). „Wir wissen also, was auf uns zukommt“, betonte Jaissle, dessen Mannschaft die Winterpause zum Wundenlecken gebrauchen wird.

Bundesliga, 16. Runde

Sonntag, 14.30 Uhr:

Klagenfurt – Salzburg

28 Black Arena, SR Ciochirca

Mögliche Aufstellungen:

Klagenfurt: Menzel – Wernitznig, Mahrer, Gkezos, Moreira – Irving, Djoric, Cvetko – Karweina, Pink, Rieder

Salzburg: Köhn – Dedic, Bernardo, Pavlovic, Wöber – Sucic, Diarra, Agyekum, Kjaergaard – Okafor, Adamu

Die Ausfallliste der Salzburger ist nämlich lang. Nicolas Capaldo (Knie), Fernando (Oberschenkel), Lucas Gourna-Douath (Sprunggelenk), Oumar Solet (Oberschenkel), Samson Tijani (Schien- und Wadenbein), Andreas Ulmer (Wade) und Dijon Kameria (Magen-Darm) sind laut Clubinformationen nicht dabei. Die Einsätze der erkrankten Sekou Koita und Nicolas Seiwald wackelten am Freitag ebenfalls.

Bei vier Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Sturm Graz haben die Salzburger die Winterkrone bereits auf. Unabhängig davon wird nach dem abschließend „positiven Gefühl“ für die Winterpause getrachtet, meinte Maximilian Wöber. „Austria Klagenfurt ist aber ein sehr schwieriger Gegner und hat mit Markus Pink einen Stürmer, der momentan aus allen Lagen trifft“, betonte der Verteidiger.

Klagenfurt hofft auf „Sterntag“

Trotzdem scheinen die Rollen bezogen. „Wir brauchen natürlich einen Sterntag und müssen darauf hoffen, dass RB weniger gelingt als gewöhnlich“, sagte Matthias Imhof, der Sportchef der Austria. Salzburg sei hierzulande „das Maß aller Dinge“ und „in allen Bereichen weit voraus“, so Imhof. „Aber wir haben es schon einmal geschafft und sind davon überzeugt, dass es wieder gelingen kann, wenn alles passt.“

Groß ist in Klagenfurt bereits die Freude, den Jahreswechsel als Kärntens Nummer eins zu erleben. „Wir hängen das nicht zu hoch, aber es ist ein schönes Gefühl, Wolfsberg hinter uns zu sehen. Vor allem für unsere Fans freut es mich sehr, weil sie viele Jahre durchaus neidisch ins Lavanttal blicken mussten“, meinte Mittelfeldspieler Christopher Cvetko. Schreibt am Sonntag just der Lokalrivale bei der einen Punkt dahinter lauernden Wiener Austria voll an, würden Cvetko und Co. fix unter den Top Sechs überwintern.

Formschwacher WAC bei regenerierter Austria

Austria Wien hat die Woche vor dem letzten Pflichtspiel des Kalenderjahres hauptsächlich für die Regeneration genutzt. Mit gebündelten Kräften und der neu erlangten Frische wollen die „Veilchen“ gegen den WAC drei Punkte einfahren und in der Tabelle einen Satz nach oben machen. Die Wolfsberger kommen nach zuletzt fünf Niederlagen verunsichert nach Wien.

Bundesliga, 16. Runde

Sonntag, 14.30 Uhr:

Austria Wien – WAC

Generali-Arena, SR Altmann

Mögliche Aufstellungen:

Austria: Früchtl – Handl, Galvao, Meisl, Martins – Braunöder, Fischer – Gruber, Fitz, Polster – Dovedan

WAC: Bonmann – Veratschnig, Baumgartner, Schifferl, Anzolin – Taferner, Omic, Boakye – Ballo – Malone, Baribo

Zuletzt merkte man der Austria die schwindenden Kräfte aufgrund der Doppelbelastung sichtbar an. Kadertechnisch schleppten sich die Violetten durch die Liga, die Beanspruchung für die „fitten“ Akteure war extrem hoch. Trainer Manfred Schmid zeigte sich vor dem Duell mit dem WAC dennoch zuversichtlich: „Unsere Spieler sind nicht mehr bei 100 Prozent, aber wir haben die letzte Woche sehr gut regeneriert und werden viel frischer in die Partie gehen. Den letzten Akt vor der Winterpause wollen wir erfolgreich bestreiten.“

Beim abschließenden Heimspiel des Jahres wird wieder eine Kulisse von über 10.000 Fans in der Generali-Arena erwartet. „Ich gehe davon aus, dass wir gemeinsam mit unseren Fans ein geiles Fußballfest feiern“, gab sich Schmid optimistisch. Der WAC wird keinesfalls auf die leichte Schulter genommen. „Auf uns wartet ein starker Gegner, der ergebnistechnisch hinterherhinkt. Sie haben einen ruhigen, guten Trainer und offensiv eine hohe Qualität“, analysierte Schmid. Die Personaldecke bei der Austria ist weiter angespannt. Kapitän Lukas Mühl (Leistenprobleme) wird nicht rechtzeitig fit, auch Reinhold Ranftl ist aufgrund seiner Schulterverletzung fraglich. Dafür kehrt Lucas Galvao nach seiner Sperre wohl in die Innenverteidigung zurück.

Leistung gegen Salzburg macht WAC Mut

Beim WAC, der seit fünf Ligaspielen punktelos ist, war zuletzt gegen Salzburg (1:2) zumindest spielerisch eine Steigerung erkennbar. „Ich habe einige gute Ansätze erkannt, diese stimmen mich für das Spiel gegen die Austria zuversichtlich“, sagte Trainer Robin Dutt. Einen Erfolg vor der Winterpause hätte der WAC bitter nötig. Aktuell sind die Kärntner Tabellenzehnter, nur drei Punkte vor Schlusslicht Hartberg.

Besonders viele Sorgen bereitet Dutt aktuell die Defensive. Mit 34 Gegentoren stellt man die schwächste Abwehr der Liga. Dass der WAC nicht noch schlechter dasteht, liegt mutmaßlich an der Offensive. Tai Baribo, Maurice Malone und Co. erzielten in der laufenden Spielzeit bereits 28 Treffer – die drittmeisten nach Salzburg und dem LASK.