Salima Mukansanga
Reuters/Mohamed Abd El Ghany
FIFA WM 2022

Frauen erklimmen größte Fußballbühne

Vieles ist anders bei der anstehenden Fußballweltmeisterschaft, einiges aber auch neu. So sind erstmals bei einer Endrunde der Herren auch drei Frauen als Schiedsrichterinnen im Einsatz: Stephanie Frappart aus Frankreich, Salima Mukansanga aus Ruanda und Yoshimi Yamashita aus Japan erklimmen als Pionierinnen die größte Fußballbühne der Welt. Heimische Referees sind hingegen fast schon traditionell nicht bei einer WM vertreten.

Die 38-jährige Frappart hat sich im Männerfußball etabliert, auf internationaler Ebene war sie vor zwei Jahren die erste Frau, die in der Nations League und der Champions League zum Einsatz kam.

Ein Jahr später pfiff sie als erste Frau ein WM-Qualifikationsspiel, seit 2011 ist sie FIFA-Schiedsrichterin. Die Rolle der Pionierin habe sie aber nie angestrebt, sagte Frappart in einem Interview. Durch die vielen Premieren in den vergangenen Jahren habe sie sich deshalb an den Druck und die „besondere Beobachtung“ ihrer Leistungen gewöhnt.

Stephanie Frappart
Reuters/Susana Vera
Stephanie Frappart ist die Nummer eins unter den Schiedsrichterinnen

Wie Frappart gelten auch Yamashita und Mukansanga als Pionierinnen in ihren Kontinentalverbänden. Die 34-jährige Mukansanga leitete im Jänner als erste Frau ein Spiel des Afrikacups. „Wir sind hier, weil wir es verdient haben, hier zu sein. In unserer Konföderation oder zu Hause ist das eine andere Ebene, hier geht es um die höchste Ebene des Fußballs“, erklärte Mukansanga. „Es ist eine Ehre und ein Privileg, weil es vorher noch nie passiert ist“, sagte sie zudem BBC Sport Africa. „Das bedeutet, du bist die Erste und öffnest Türen für andere Frauen, vor allem in Afrika. Die Chance ist da und nun liegt es an uns, sie zu nützen“, betonte Mukansanga, die seit 2012 FIFA-Referee ist, weiter.

Drei Hauptreferees und drei Assistentinnen

Die 36-jährige Yamashita wurde indes in diesem Jahr als erste Frau sowohl in der höchsten japanischen Liga als auch in der asiatischen Champions League eingesetzt. Neben den drei Hauptreferees wurden mit Neuza Back (Brasilien), Karen Diaz Medina (Mexiko) und Kathryn Nesbitt (USA) auch drei Assistentinnen aufgeboten. Nesbitt sagte, dass sie sich willkommen fühlen. „Wir haben das Gefühl, dass wir hier ein einziges Team sind, ohne Unterschied zwischen Mann und Frau.“

Yoshimi Yamashita
Reuters/Soe Zeya Tun
Yoshimi Yamashita kommt aus Japan und hat schon Erfahrung in der asiatischen Champions League gesammelt

„Ich hoffe, dass das Aufgebot von Elite-Schiedsrichterinnen für wichtige Männerwettbewerbe schon bald keine Sensation mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit ist“, sagte Pierluigi Collina, Vorsitzender der FIFA-Schiedsrichterkommission. Die Frauen hätten konstant sehr gute Leistungen erbracht. „Genau das zählt für uns.“

Österreich schaut wieder nur zu

Unter den 36 Referees, 69 Schiedsrichterassistenten und 24 Videospieloffiziellen finden sich wie schon bei den vergangenen Turnieren der Herren keine Vertreter in Rot-Weiß-Rot. Zuletzt war Konrad Plautz bei der Heim-EM 2008 dabei, bei einer Weltmeisterschaft durfte mit Günter Benkö 1998 letztmals ein Österreicher pfeifen. Bei der Frauen-EM in England wirkte Hoffnungsträgerin Sara Telek an der Seitenlinie zweimal mit, auch im Halbfinale England – Schweden (4:0).

Warum auf keine männlichen Schiedsrichter aus Österreich bei Großereignissen zurückgegriffen wird, erklärte ÖFB-Schiedsrichterboss Robert Sedlacek im „Standard“: „Wir sind nicht vernetzt, spielen im Elitebereich keine Rolle“, so Sedlacek, nebenbei Verbandspräsident in Wien. Es sei alles ein Drahtseilakt, „heutzutage soll man gar nicht vernetzt sein, sonst gerät man gleich ins schiefe Licht“, sagte er. Die heimischen Referees pfeifen zudem nebenberuflich, sind anders als in vielen Nationen keine Profis.

„Würde die Bundesliga acht Millionen bereitstellen, könnte man über Profis reden“, betonte Sedlacek, aber das sei „völlig illusorisch“. Auch deshalb haben es die österreichischen FIFA-Schiedsrichter schwer, sich international einen Namen zu machen. Bei der Weltmeisterschaft der Herren werden Schiedsrichter jedenfalls nach Leistung, aber auch geografischen und politischen Gesichtspunkten ausgewählt.