Simone Pafundi
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Fußball

„Auserwählter“ lässt Italien schwärmen

Europameister Italien ist am Sonntag (20.45 Uhr, live in ORF1) zu einem Testspiel gegen Österreich in Wien zu Gast. Mit dabei ist auch der erst 16-jährige Simone Pafundi. Sein Teamdebüt am Mittwoch beim 3:1-Testspielsieg der „Squadra Azzurra“ in Albanien brachte die „Gazzetta dello Sport“ ins Schwärmen. „Ein Auserwählter, von göttlicher Gnade auf die Füße geküsst“, schrieb die italienische Zeitung.

Mit 16 Jahren und 247 Tagen avancierte der Offensivmann aus dem Friaul zum jüngsten italienischen Teamspieler seit 1911, also mehr als 100 Jahren. Dabei hat er erst 22 Minuten für Udinese in der Serie A gespielt. Das Ausnahmetalent ist Jahrgang 2006. Als Italien seinen bisher letzten WM-Titel eroberte, war Pafundi gerade einmal drei Monate alt.

„In vielen Aspekten ähnelt er Barcelonas Jungstar Pedri. Auf dem Spielfeld ist er wendig, klein, aber zäh“, befand die „Gazzetta“. Pafundi agiert hauptsächlich hinter den Spitzen, auch mit Lionel Messi wurde er ob seiner Spielweise und 1,66 m Körpergröße bereits verglichen. Nach seiner Einwechslung in Minute 90 erzielte die Zukunftshoffnung in Tirana beinahe noch ein Tor. „Er kann ein großartiger Spieler werden“, meinte Italiens Teamchef Roberto Mancini.

Sein Länderspieldebüt sei sehr schön gewesen, erklärte Pafundi in einem am Freitag veröffentlichten Video des italienischen Fußballverbandes (FIGC) auf Twitter. „Es war wirklich emotional, weil ich davon geträumt habe, seit ich ein Kind war.“ Der erste Tag im Camp der Nationalmannschaft sei für ihn noch etwas gewöhnungsbedürftig gewesen. „Seither war alles großartig, die Burschen sind super zu mir.“

16-jähriger Wanner schnuppert im ÖFB-Team

Auch beim österreichischen Nationalteam trainiert ein 16-Jähriger diese Woche erstmals mit. Paul Wanner ist allerdings nur zum laufenden Teamcamp in Marbella einberufen. ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick hat den österreichisch-deutschen Doppelstaatsbürger wie im Vorhinein ausgemacht nicht für das Länderspiel gegen Andorra am Mittwoch (1:0) nominiert und wird auch gegen Italien auf den Mittelfeldspieler verzichten. Noch ist offen, ob Wanner zukünftig für das ÖFB- oder das DFB-Team Länderspiele bestreiten wird.

Paul Wanner
GEPA/Johannes Friedl
Wanner (r.) ist im ÖFB-Teamcamp dabei, zum Einsatz kommt er aber nicht

„Technisch bringt er sehr viel mit. Das ist schon ein Spieler, der großes Potenzial hat“, sagte Rangnick über Wanner. Die Entscheidung zwischen Österreich und Deutschland wird Wanner mittelfristig selbst treffen müssen. „Wenn wir ihn tatsächlich irgendwann aus Leistungsgründen auch zu Qualispielen oder einer EURO nominieren würden, spätestens dann“, sagte Rangnick. Man werde Wanner aber nicht unter Druck setzen. „Wir haben ihm jetzt das gegeben, was wir tun können. Wir haben ihm gezeigt, wie es bei uns aussieht und zugeht. Wir können niemanden zwingen oder ihm eine Pistole auf die Brust setzen. Das sind Dinge, die jeder für sich entscheiden muss.“

Während der drei Monate ältere Wanner bei Bayern München zuletzt immer wieder Einsatzminuten bekommen hat, absolvierte Pafundi sein letztes und bisher einziges Profispiel für seinen Club Udinese am 22. Mai dieses Jahres. Seither spielt der Sohn neapolitanischer Eltern wieder in der Primavera, der U19-Liga. Dennoch ging es von Italiens U17 direkt ins A-Team. „So einen Senkrechtstart kann man nur einem waghalsigen Nationaltrainer wie Mancini verdanken“, meinte die Sportzeitung „Corriere dello Sport“.

Mancini setzt auf Jugend

Tatsächlich hat Mancini seit dem Aus im WM-Play-off im März gegen Nordmazedonien (0:1) so etwas wie ein Jugendwahn ereilt. Mit Giorgio Scalvini setzte er in der Innenverteidigung gegen Albanien auf einen 18-Jährigen. Im Gegensatz zu Pafundi ist der 1,94-Meter-Mann bei Atalanta Bergamo bereits Stammspieler. In Tirana absolvierte er sein zweites Länderspiel – und das über die vollen 90 Minuten. Der Youngster aus der Lombardei erhielt danach sehr gute Kritiken.

Nedim Bajrami und Giorgio Scalvini
Reuters/Florion Goga
Scalvini (r.) ist bei Atalanta Stammspieler und bestritt sein zweites Länderspiel

Überstrahlt wurden die Teenager aber von Vincenzo Grifo. Der gebürtig aus Deutschland stammende Flügelspieler, der sich auch beim SC Freiburg zuletzt in Topform präsentiert hatte, brillierte beim 3:1 in Tirana mit zwei Toren und einem Assist. „Grifo bestätigt, was man in der (deutschen, Anm.) Bundesliga längst wusste – und zwar, dass er ein Hochglanzprodukt ist“, kommentierte der „Corriere dello Sport“.

Grifo führt Torschützenliste in Deutschland an

Elf Pflichtspieltore hat der 29-Jährige in dieser Saison bereits für Freiburg erzielt, darunter einen Hattrick zuletzt im Ligaschlager gegen Union Berlin (4:1). ÖFB-Teamstürmer Michael Gregoritsch steht ihm mit zehn Treffern für den Sensationszweiten der deutschen Bundesliga nur wenig nach. Für Grifo war es das siebente Länderspiel, das erste seit eineinhalb Jahren.

Vincenzo Grifo
AP/Franc Zhurda
Grifo gab gegen Albanien nach eineinhalb Jahren sein Comeback im Nationalteam

Geboren und aufgewachsen ist er in Pforzheim, seine Karriere kam erst spät so richtig in Schwung. „Vincenzo ist ein außergewöhnlicher Bursche“, meinte Mancini. Zeigt er am Sonntag auch in Wien auf, könnte er sich langfristig im Team der „Azzurri“ festsetzen.

Österreich seit 1960 gegen Italien sieglos

Für das ÖFB-Team geht es im Happel-Stadion um den ersten Sieg gegen Italien seit 1960. In den 14 seither ausgetragenen Partien gegen die „Azzurri“ gab es drei Remis und elf Niederlagen. Beim bisher letzten Duell im Juni 2021 unterlagen die Österreicher dem späteren Europameister im EM-Achtelfinale nur knapp mit 1:2 nach Verlängerung. ÖFB-Torschütze Sasa Kalajdzic fehlt in der Neuauflage am Sonntag in Wien wegen seiner langwierigen Knieverletzung.

Es wird das insgesamt 39. Länderspiel zwischen Österreich und Italien. Dass sich die Gesamtbilanz für Österreich mit 13 Siegen und acht Remis bei 17 Niederlagen gar nicht so schlecht liest, ist vor allem der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg geschuldet. Nach 1945 setzte sich die ÖFB-Auswahl in 21 Partien gegen den südlichen Nachbarn nur noch viermal durch – bei 14 Niederlagen. Der bisher letzte volle Erfolg gelang dank Toren von Erich Hof und Ernst Kaltenbrunner im Dezember 1960 in Neapel (2:1).

Zu Hause sieht Rot-Weiß-Rot seither besonders schlecht aus. In fünf Heimspielen gegen Italien nach 1960 kassierten die Österreicher vier Niederlagen. Einziges Remis war ein 0:0 im Juni 1974. Damals forderte das ÖFB-Team von Leopold Stastny die Italiener in deren unmittelbarer WM-Vorbereitung vor 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Wiener Prater mit einer starken Vorstellung. Ein Treffer gegen Startorhüter Dino Zoff gelang in dieser Partie aber auch Hans Krankl nicht.