Dänemarks Christian Eriksen während eines Trainings
Reuters/Peter Cziborra
FIFA WM 2022

Dänen „denken groß“ und haben einiges vor

Nach dem Erfolgslauf ins EM-Halbfinale 2021, einer WM-Qualifikation im Eiltempo und zwei Nations-League-Siegen gegen Weltmeister Frankreich will Dänemark nun auch in Katar aufzeigen. Dafür muss aber gleich zum Auftakt am Dienstag in Gruppe D ein Sieg gegen Tunesien (14.00 Uhr, live in ORF1) her. „Wir denken groß“, gab Teamchef Kasper Hjulmand die Richtung vor.

17 Monate nach seinem Zusammenbruch bei der Europameisterschaft wird auch Christian Eriksen mit dabei sein – und er soll sein Team im Turnier noch weiter führen als bei der WM 1998, als sich die Dänen im Viertelfinale Brasilien nur knapp mit 2:3 geschlagen geben mussten. „Er ist das Herzstück dieses Teams“, sagte Hjulmand über den Spielmacher.

Der 30-jährige Eriksen, der mittlerweile mit einem Herzschrittmacher spielt, sei „in puncto Qualität und Leidenschaft für das Spiel einer der Besten, die ich je gesehen habe“, sagte Kapitän Simon Kjaer, der am verhängnisvollen 12. Juni 2021 in Kopenhagen ein wichtiger Ersthelfer war. „Dass Christian wieder dabei ist, ist nur ein Plus für Dänemark.“ „Ich wollte immer zurückkommen und wieder der sein, der ich vorher war“, betonte Eriksen selbst. „Aber mein erstes Ziel war es immer, ein Freund und Vater zu sein. Die einfache Tatsache, am Leben zu sein und bei meiner Familie zu sein, weiß ich jetzt voll und ganz zu schätzen.“

Dänemarks Simon Kjaer
GEPA/Fodboldbilleder/Anders Kjaerbye
Kapitän Kjaer und Co. haben einen klaren Plan für die nächsten Wochen

Starke Statements der Dänen

In den vergangenen Monaten haben sich die Dänen mit ihrem geschlossen starken Kollektiv viel Respekt erarbeitet. Die WM-Qualifikation mit acht Siegen in den ersten acht Spielen und die abgelaufene Nations-League-Auflage ist dem gleich viermal besiegten ÖFB-Team in leidlicher Erinnerung. Aber auch dem Weltmeister, den Dänemark zuletzt zweimal bezwungen hat und nun in der Gruppe erneut gegenübersteht. „Zweimal gegen Frankreich zu gewinnen, war ein starkes Statement von uns“, sagte Stürmer Jonas Wind.

FIFA WM 2022, Gruppe D

Dienstag 14.00 Uhr, live in ORF1

Dänemark – Tunesien

al-Rajjan, Education City Stadium, SR Palazuelos (MEX)

Mögliche Aufstellungen:

Dänemark: Schmeichel – Kristensen, Kjaer, Christensen, Maehle – Delaney, Höjbjerg – Damsgaard, Eriksen, Lindström – Dolberg

Tunesien: Dahmen – Bronn, Talbi, Ifa – Dräger, Skhiri, Laidouni, Maalui – Ben Slimane, Khazri, Msakni

„Unser Traum ist, etwas zu gewinnen“, bekräftigte Trainer Hjulmand die Einstellung seiner Spieler. „Wir denken groß. Diese Gruppe hat die Qualität, um jedes Turnier gewinnen zu können, in das sie hineingeht. Sind wir der Favorit bei dieser WM? Nein. Aber wir sind in der Lage, jeden zu schlagen, wenn wir gut spielen. Wir haben ein großes Selbstvertrauen und eine eigene Identität.“

Tunesier mit „Heimvorteil“

Auf dem erhofften Erfolgsweg darf Tunesien zum Auftakt keine Hürde sein – auch wenn der Außenseiter die Mehrheit unter den Stadionzuschauern hinter sich vereinen will. „Wir wissen, dass wir hier von Ägyptern, Tunesiern und vielen mehr unterstützt werden“, sagte Teamchef Jalel Kadri. „Wir sind eine arabische Mannschaft. Wir spielen in einem arabischen Land. Und das wollen wir genießen.“

Die klimatisierten Luxusstadien sind den Tunesiern bereits vertraut. Im Arab Cup, der im Vorjahr als WM-Generalprobe in Katar stattfand, stießen die „Adler von Karthago“ bis ins Finale (Niederlage gegen Algerien) vor. Schon damals wurde die Nationalmannschaft zahlreich von den fast 35.000 in Katar lebenden Landsleuten unterstützt.

Die Auswahl besteht hauptsächlich aus Spielern, die bei Clubs in Tunesien, Ägypten, dem Arabischen Golf und kleineren Clubs in Europa angesiedelt sind. Der Star der Mannschaft ist Wahbi Khazri, der in der französischen Ligue 1 für Montpellier stürmt. Die größte Stärke scheint aber die Defensive zu sein: Mit zwei Gegentoren in acht Spielen marschierte Tunesien in der WM-Quali durch die entscheidende Phase.

Hoffen auf ersten Aufstieg

Die WM-Gruppenphase hat Tunesien bei fünf Antritten noch nicht überstanden. Auf dem Papier stehen die Chancen für den erst dritten Sieg bei einer WM wohl im zweiten Gruppenspiel gegen Australien am besten. „Wir spielen gegen Teams, die auf dem Papier besser sind als wir. Aber unsere Ziele sind hoch, es gibt keinen Platz für Pessimismus“, sagte Kadri, der nach dem Viertelfinal-Aus im Afrika Cup vom Assistenten zum Teamchef aufgestiegen ist. Es könnte ein kurzes Engagement werden. Verpasse sein Team den Aufstieg, werde er seinen Hut nehmen, kündigte Kadri an.