FIFA WM 2022

Tunesien erkämpft Punkt gegen Dänemark

Nach Argentinien ist auch Dänemark am Dienstag nicht nach Wunsch in die Fußball-WM 2022 in Katar gestartet, musste aber immerhin keine Niederlage einstecken: Im Education City Stadium in Doha trennte sich das Team von Kasper Hjulmand von Tunesien mit 0:0. Die Punkteteilung ging durchaus in Ordnung, weil der Außenseiter dem Treffer vor der Pause näher war. Die Dänen, für manche ein Geheimfavorit, kamen zu spät in die Gänge.

Tunesien legte im Anschluss an die saudische Sensation eine beherzte Leistung hin und ließ Dänemark nicht zur Entfaltung kommen. Vor der Pause musste Goalie Kasper Schmeichel gegen Issam Jebali retten (43.). Nach der Pause kamen die Dänen dann fortlaufend besser ins Spiel und hatten auch noch die beste Chance auf den Sieg: Nach einer Ecke traf „Joker“ Andreas Cornelius aber nur die Stange (70.).

Weiter geht es für beide Mannschaften am kommenden Samstag, wenn es zum großen Schlager in dieser Gruppe zwischen Weltmeister Frankreich und Dänemark (21.00 Uhr) kommt. Tunesien und Australien duellieren sich bereits zuvor um 11.00 Uhr (jeweils live in ORF1).

Cornelius köpfelt an die Stange(70. Minute)

Der „Joker“ verpasst den Führungstreffer.

Eriksen zurück auf großer Bühne

Für Christian Eriksen war es eine Rückkehr auf die große Bühne. Bei der Europameisterschaft vor einem Jahr stand das Herz des Regisseurs auf dem Feld in Kopenhagen still, er kämpfte sich danach erfolgreich zurück. „Er ist das Herzstück dieses Teams“, sagte Hjulmand über den Spielmacher, der mittlerweile mit einem Herzschrittmacher für Manchester United spielt. Die WM-Qualifikation musste der 30-Jährige noch auslassen, in der Nations League wirkte Eriksen dann auch in beiden erfolgreichen Spielen gegen Österreich wieder mit.

Christian Eriksen
AP/Hassan Ammar
17 Monate nach seinem Herzstillstand spielte Christian Eriksen für Dänemark wieder bei einer Endrunde

Dänemark hatte sich als EM-Halbfinalist und nach souveräner WM-Qualifikation als gefährlicher Außenseiter positioniert, bisher schaffte es der Überraschungseuropameister von 1992 einmal ins Viertelfinale. Tunesien überstand hingegen bei fünf Versuchen nie die Endrunde.

Tunesien von Sensation beflügelt

Die Information über die saudische Sensation gegen Argentinien in Lusail hat es aber natürlich auch rund 15 Kilometer südlich nach Doha geschafft und offenbar die tunesischen Außenseiter beflügelt. Aissa Ladouni ließ Eriksen mit einem Tackling schon nach zwei Minuten spüren, dass das für den dänischen Favoriten kein Selbstläufer wird. Das gefiel freilich auch den vielen tunesischen Fans im Stadion.

Die Tunesier präsentierten sich nicht nur aufgezuckert, sondern auch taktisch diszipliniert und beschäftigten die Dänen weit vom eigenen Tor. Selbst fackelte man nicht lange und versuchte es aus der Distanz: Mohamed Drägers Schuss aus rund 20 Metern wurde aber noch von Andreas Christensen abgefälscht und senkte sich knapp daneben.

Gefährlicher Torschuss von Dräger (12. Minute)

Aus zentraler Distanz wuchtet Dräger den Ball Richtung Tor, Christensen fälscht mit der Brust ab.

Dänemark übernahm nach 20 Minuten das Kommando, ohne dabei aber gefährlich zu werden. Das Spiel mit und gegen den Ball lief dabei nicht so reibungslos wie zuletzt gewohnt. Den ersten Schuss auf das Tor gab Joachim Andersen ab (23.), der war aber für den tunesischen Torhüter Aymen Dahmen genauso eine sichere Beute wie dann zehn Minuten später jener von Tottenhams Pierre-Emile Hojbjerg (33.).

Schmeichel rettet gegen Jebali

Tunesien war dem Führungstreffer vor der Pause näher, einmal fand der Ball den Weg auch ins Tor, aber Jebali startete bei seinem Angriff aus dem Abseits (23.). Dennoch durfte er das halbe Feld bis zum Tor laufen, ehe der Assistent die Fahne hob. So lautet die Regel.

Danach blieben Chancen Mangelware, erst kurz vor der Halbzeit kam Tunesien wieder zu zwei Chancen. Laidouni versuchte es zunächst wuchtig aus spitzem Winkel (39.). Die bessere Chance vergab aber Jelabi, der aus abseitsverdächtiger Position startete und dann den dänischen Tormann Kasper Schmeichel zu einer Glanztat zwang (43.).

Hjulmand wechselte noch vor der Pause, das aber verletzungsbedingt. Thomas Delaney hatte Knieprobleme und konnte nicht mehr weiterspielen. Gleich nach Beginn der zweiten Hälfte kam Tunesien zur nächsten Chance: Drägers Flanke prallte von Andersens Körper knapp neben das Tor vorbei (46.).

Dänemark kommt zu spät in Gänge

Tunesien blieb gefährlich, auch im Konter. Jebali lief dieses Mal nicht aus dem Abseits heraus auf das gegnerische Tor, wurde aber noch von Christensen gestellt und sein versuchter Pass abgefangen (51.).

Spät, aber doch in dieser Partie kam der Favorit dann noch in die Gänge, auch weil das tunesische Spiel viele Kräfte kostete. In der 55. Minute glichen die Dänen in Sachen Abseitstore aus. Andreas Skov Olsen verwertete trocken ins linke Eck, aber ähnlich wie beim vermeintlichen tunesischen Treffer wartete der Assistent wieder ab, schon bei der Entstehung stand Mikkel Damsgaard im Abseit (55.).

Dänemark hatte die Partie nun unter Kontrolle, musste nur auf die Konter der Tunesier aufpassen und vorne natürlich noch einen Treffer erzielen – deswegen tauschte Hjulmand auch dreifach ein (65.).

Cornelius trifft Stange

Das Toreschießen gestaltete sich gegen die gut gestaffelte Abwehr aber als schwierig, dennoch fanden die Dänen Chancen vor. Zunächst prüfte Eriksen mit einem Schuss Goalie Dahmen (69.), nach einer Ecke brachte Christensen den Ball gefährlich vor das Tor, Cornelius köpfelte das Leder an die Stange (70.).

Danach war Dänemark dem Tor näher, fand aber keine nennenswerte Chance mehr vor, der eingewechselte Frankfurt-Legionär Jesper Lindström versuchte es noch mit einem überraschenden Schuss aus der Distanz (90.+3). Letztlich verteidigte Tunesien aber beherzt und belohnte sich mit einem Punktegewinn gegen die favorisierten Dänen.

Stimmen zum Spiel:

Kasper Hjulmand (Dänemark-Teamchef): „Wir haben zu nervös und zu langsam gespielt, und wir haben uns in der ersten Halbzeit nicht gefunden. Es gab eine Phase, als wir im Spiel waren, aber wir waren nie ruhig und ausgeglichen. Es gibt keine Zweifel, dass wir unter unseren Möglichkeiten agiert haben. Es wird jetzt kompliziert, aber es ist noch nicht vorbei. Wir sind noch mitten im Turnier, auch wenn unsere Köpfe nun ein bisschen höher sein könnten, wenn wir ein besseres Ergebnis erreicht hätten.“

Jalel Kadri (Tunesien-Teamchef): „Die Unterstützung der Fans war für uns ein positiver Faktor. Das hat uns mental großen Auftrieb gegeben, und wir hoffen darauf, dass das auch künftig so ist. Taktisch und physisch haben wir es ebenfalls gut gemacht.“

FIFA WM 2022, Gruppe D, erster Spieltag

Dienstag:

Dänemark – Tunesien 0:0

Doha, Education City Stadium 42.925 Zuschauer, SR Palazuelos (MEX)

Dänemark: Schmeichel – Andersen, Kjaer (65./Jensen), A. Christensen – Kristensen, Delaney (45.+1/Damsgaard), Eriksen, Höjbjerg, Maehle – Skov Olsen (65./Lindström), Dolberg (65./Cornelius)

Tunesien: Dahmen – Bronn, Meriah, Talbi – Dräger (88./Ferjani), Skhiri, Laidouni (88./Kechrida), Abdi – Ben Slimane (67./Sliti), Msakni (80./Mejbri) – Jebali (80./Khenissi)

Gelbe Karten: Kristensen, Jensen bzw. Khenissi