FIFA WM 2022

Frankreich dreht nach Rückstand auf

Frankreich ist am Dienstag standesgemäß in die Fußball-WM 2022 in Katar gestartet. Der Titelverteidiger feierte im Al Janoub Stadium in al-Wakrah einen 4:1-Sieg gegen Australien, wobei die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps einen frühen Schock verdauen musste. Mit Fortlauf spielte der Weltmeister aber seine Klasse aus. Olivier Giroud schnürte einen Doppelpack und zog so mit Frankreichs Rekordtorschützen Thierry Henry gleich.

Craig Goodwin brachte die „Socceroos“ früh in Führung (9.) und sorgte für die nächste Überraschung an diesem Tag, Frankreich drehte aber die Partie noch vor der Halbzeit. Adrien Rabiot (27.) und Giroud (32.) trafen per Kopf bzw. aus kurzer Distanz, nach der Pause sorgten Kylian Mbappe (68.) und Giroud (71.) jeweils per Kopf für den Endstand – für letzteren war es der 51. Treffer im französischen Teamtrikot.

Frankreich legte damit auch einen Fluch ab und gewann als erster amtierender Champion seit 2006 wieder sein Auftaktspiel. Nach dem ersten Spieltag führt in der Gruppe D der Weltmeister vor Dänemark und Tunesien, die sich zuvor torlos trennten. Am Samstag kommt es zum Schlager (21.00 Uhr) gegen die Dänen, zuvor duellieren sich Australien und Tunesien bereits um 11.00 Uhr (jeweils live in ORF1).

Giroud köpfelt sich zum Rekordtorschützen (71. Minute)

Das 4:1 durch Olivier Giroud ist ein besonderer Treffer. Mit 51 Treffern im französischen Nationalteam ist er nun geteilter Rekordhalter mit Thierry Henry.

Frankreich auf schwieriger Mission

Wie schon vor vier Jahren startete Frankreich gegen Australien in die WM (2:1), und dieses Mal im Al Janoub Stadium auch seine Mission Titelverteidigung. Die Geschichte lehrte die Fußballfans, dass das kein einfaches Unterfangen ist. Bislang hat es nur zwei Nationen gegeben, die den WM-Titel wiederholten: Italien 1938 und Brasilien 1962. Vor 20 Jahren scheiterte Frankreich als Titelverteidiger ohne Tor kläglich.

Kurz vor Turnierbeginn musste man einen herben Rückschlag hinnehmen, eine Verletzung machte Starstürmer Karim Benzema einen Strich durch die Rechnung. Zuvor waren schon die Ausfälle von Paul Pogba und N’Golo Kante klar gewesen. Aber wenn ein Team solche Spieler halbwegs ersetzen kann, dann die Mannschaft von Teamchef Deschamps. Australien schaffte es erst auf den letzten Drücker zur Endrunde und hat dementsprechend auch nichts zu verlieren.

Auch Australien weiß zu überraschen

Mit dieser Einstellung ging man auch in die Partie und wusste an einem Tag der Überraschungen seinen Beitrag zu leisten. Die „Socceroos“ versteckten sich in der Anfangsphase ganz und gar nicht und belohnten sich mit einer frühen Führung: Nach einem weiten Zuspiel auf die rechte Seite ließ Mathew Leckie Lucas Hernandez stehen und brachte die Hereingabe an die zweite Stange zu Goodwin, der mit seinem wuchtigen Abschluss den Ball unter die Latte jagte (9.).

Goodwin schießt Australien in Führung (9. Minute)

Die „Socceroos“ legen einen guten Start gegen den Titelverteidiger hin. Craig Goodwin schießt zum 1:0 ein.

Das war nicht die einzige schlechte Nachricht für die Franzosen, denn Lucas Hernandez verletzte sich im Zweikampf mit Leckie und musste nach dem Gegentor ausgewechselt werden. An dessen Stelle kam sein Bruder Theo Hernandez für die Franzosen in die Partie.

Frankreich dreht Partie vor Pause

Der Schock saß offenbar tief, denn Frankreich benötigte einige Minuten, um wieder in die Spur zu finden. Und auch danach fand der Weltmeister nicht gleich zwingende Chancen vor, da war Australien sogar noch dem zweiten Treffer näher. Nach einem schlechten Pass des eingewechselten Hernandez fackelte Mitchell Duke nicht lange und verfehlte den französischen Kasten Hugo Lloris nur ganz knapp (22.).

Rabiot gleicht für Frankreich aus (27. Minute)

Aus einem Eckball entsteht der Ausgleich für die Franzosen. Adrien Rabiot schließt die Aktion per Kopf zum 1:1 ab.

Das war dann wohl der endgültige Weckruf für die Franzosen, doch es brauchte letztlich eine Standardsituation, um zurück in die Spur zu finden. Nach einer Ecke von Antoine Griezmann konnte Australien diese noch klären, Hernandez brachte das Leder aber zurück in den Strafraum, und Rabiot köpfelte zum Ausgleich in die Maschen (26.).

Jubiläumstreffer für Giroud

Die Franzosen setzten in weiterer Folge nach und versuchten nun ihre Vorteile auf den Außen auszuspielen. In der Mitte lauerte vor allem Giroud auf Abschlüsse, wie bei einem Kopfball aus abseitsverdächtiger Position (29.). Drei Minuten später sollte er es besser machen.

Frankreichs Olivier Giroud erzielt ein Tor
Reuters/Matthew Childs
Giroud traf vor der Pause zum 50. Mal für Frankreich

Rabiot spitzelte Nathaniel Atkinson den Ball weg, über Mbappe und wieder Rabiot ging es schnell, und Giroud drehte letztlich mit seinem 50. Länderspieltor die Partie endgültig. So fehlte dem 35-Jährigen da nur noch ein Treffer auf Frankreichs bisherigen Rekordschützen Henry.

„Socceroos“ klopfen an die Stange

Danach präsentierte sich die „Equipe Tricolore“ so spielfreudig, wie man sich das bei dieser Qualität auch erwarten durfte. Giroud (37.), Ousmane Dembele (40.) und Griezmann (42.) verfehlten dabei nur knapp. Die beste von dieser Reihe an Möglichkeiten vergab aber Mbappe, der eine Griezmann-Hereingabe über das Tor jagte (45.). Den Schlusspunkt der ersten Hälfte setzte dann aber Australien: Jackson Irvine touchierte mit seinem Kopfball noch die Außenstange (45.+2).

Irvine köpfelt an die Stange (45.+2. Minute)

Pech für Australien kurz vor der Pause.

Nach dem Seitenwechsel ließen die Franzosen die „Socceroos“ zunächst viel laufen. Der Favorit baute kontinuierlich seinen Ballbesitz aus und kam auch zu weiteren Möglichkeiten. Giroud probierte es dabei nach einer Hernandez-Flanke mit einem Fallrückzieher (50.).

Mbappe legt nach, Giroud gelingt Rekordtor

Frankreich bestimmte das Spiel nun nach Belieben und musste sich nicht mehr fürchten, dass Australien doch noch ausgleichen könnte – zu beschäftigt waren die „Socceroos“ in der eigenen Hälfte. Mbappe sorgte ohnehin für die Vorentscheidung: Der Superstar von Paris Saint-Germain verwertete eine Dembele-Hereingabe mit einem gut gesetzten Kopfball, der von der linken Stange ins Tor sprang (68.).

Mbappe trifft zum 3:1 (68. Minute)

Kylian Mbappe schreibt zum ersten Mal bei dieser Weltmeisterschaft an. Nach Flanke von Dembele köpfelt er via Innenstange zum 3:1 ein.

Nur drei Minuten später war es dann für Giroud so weit: Mbappe zog einmal mehr seinen unnachahmlichen Sprint an und ließ Atkinson stehen, seine Flanke von links verwertete Giroud zum 4:1 (71.). Damit egalisierte er den Rekord von Henry, und das ließ ihn auch kurz emotional werden, ehe er mit seinen Teamkollegen jubelte. Ibrahima Konate vergab im Finish noch einen weiteren Treffer, man darf aber davon ausgehen, dass weitere französische WM-Tore folgen werden.

Stimmen zum Spiel:

Olivier Giroud (Frankreich-Doppeltorschütze): „Gerade wie es angefangen hat, kann man am Ende nur zufrieden sein. Der Start war nicht ganz so glücklich, da ist noch Luft nach oben. Da müssen wir schneller einsteigen. Aber wir haben schnell reagiert, den Ausgleich erzielt und sind auch in Führung gegangen. Dann hätten wir noch einen nachlegen können. Wir waren auf alle Fälle effizient. Das ist gut für die Dynamik, die Moral und die Zuversicht im Team.“

Graham Arnold (Australien-Teamchef): „Am Ende des Tages waren sie da. Sie sind Weltmeister aus einem Grund. Aber in der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht. Dann sind die Beine ein bisschen schwer geworden. Wir werden unsere Spieler ganz sicher wieder aufrichten, sie können stolz auf ihre Leistung sein. Man darf nicht vergessen, dass wir gegen den Weltmeister gespielt haben.“

FIFA WM 2022, Gruppe C, erster Spieltag

Dienstag:

Frankreich – Australien 4:1 (2:1)

Al-Wakrah, Al Janoub Stadium, 40.875 Zuschauer und Zuschauerinnen, SR Victor Gomes/RSA

Torfolge:
0:1 Goodwin (9.)
1:1 Rabiot (27.)
2:1 Giroud (32.)
3:1 Mbappe (68.)
4:1 Giroud (71.)

Frankreich: Lloris – Pavard (89./Kounde), Konate, Upamecano, Lucas Hernandez (13./Theo Hernandez) – Tchouameni (77./Fofana) – Griezmann, Rabiot – Dembele (77./Coman), Giroud (89./Thuram), Mbappe

Australien: Ryan – Atkinson (85./Degenek), Souttar, Rowles, Behich – McGree (73./Mabil), Mooy, Irvine (85./Baccus) – Leckie, Duke (56./Cummings), Goodwin (74./Kuol)

Gelbe Karten: keine bzw. Duke, Irvine, Mooy