Cristiano Ronaldo jubelt
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FIFA WM 2022

Historisches Tor von Ronaldo für Portugal

Portugal ist am Donnerstag mit einem Sieg in die WM gestartet. Der Europameister von 2016 setzte sich in Doha gegen Ghana mit 3:2 (0:0) durch und machte sich damit zum ersten Tabellenführer in Gruppe H. Cristiano Ronaldo steuerte in der Partie mit einer spektakulären zweiten Hälfte den Führungstreffer bei und schrieb damit Geschichte. Der Superstar wurde zum ersten Spieler, der bei fünf Weltmeisterschaften ein Tor erzielte.

Portugal tat sich lange schwer und zeigte bis zur 65. Minute gegen das defensiv spielende Ghana, das als Weltranglisten-61. das am schlechtesten platzierte WM-Team im FIFA-Ranking ist, eine schwache Leistung. Danach wurde es aber trefferreich. Ronaldo eröffnete per Elfmeter den Torreigen (65.). Joao Felix (78.) und Rafael Leao (80.) sorgten für einen Doppelschlag. Ghana gelang durch Kapitän Andre Ayew der zwischenzeitliche Ausgleich (73.) und durch Osman Bukari der Anschlusstreffer (89.), der für eine turbulente Schlussphase sorgte.

Im Mittelpunkt stand dank seines Rekordtreffers aber wieder Ronaldo, der zum insgesamt achten Mal bei einer WM traf. Zuvor war der Superstar einer von fünf Spielern, die bei vier verschiedenen Weltturnieren getroffen haben. Neben Ronaldo gelang das noch dem Brasilianer Pele, den Deutschen Uwe Seeler und Miroslav Klose und zuletzt auch dem Argentinier Lionel Messi. Nächster Gegner für Portugal ist nun am Montag Uruguay (20.00 Uhr, live in ORF1). Davor trifft Südkorea auf Ghana (14.00 Uhr).

Portugal feiert Auftaktsieg gegen Ghana

Die portugiesische Nationalmannschaft ist am Donnerstag mit einem hart erkämpften Sieg in die WM gestartet. Cristiano Ronaldo und Co. setzten sich zum Auftakt gegen Ghana mit 3:2 (0:0) durch und führen die Gruppe H vor Südkorea und Uruguay an, die sich zuvor 1:1 getrennt hatten.

Erste Hälfte mit fußballerischer Schonkost

Im Vorfeld der Partie war der Fokus ganz auf Ronaldo gerichtet. Der 37-Jährige hatte mit seinem Interview und der Entlassung bei Manchester United für Schlagzeilen gesorgt. Gegen Ghana führte der Kapitän seine Mannschaft somit als „Arbeitsloser“ auf das Feld und zeigte bei der Nationalhymne viele Emotionen. Im Spiel wurde Ronaldo offensiv von Felix und Otavio flankiert. Die zweite Allzeitgröße in Portugals Team fand hingegen keinen Platz in der Innenverteidigung – Pepe wurde von Coach Fernando Santos auf die Bank gesetzt.

Ghana begegnete der portugiesischen Offensivkraft mit einer Fünferkette. Damit war die Charakteristik zu Beginn der Partie schon geklärt. Portugal wird den Ball haben, die Afrikaner auf Konter lauern. Wie fast erwartet fand der Favorit in Person von Ronaldo die ersten Chancen vor. Nach Zuspiel von Ex-United-Kollegen Bruno Fernandes legte sich der Superstar im Strafraum den Ball zu weit vor, Goalie Lawrence Ati-Zigi konnte klären. (10.). Bei einem Eckball konnte Ronaldo in Bedrängnis seinen Kopfball nicht kontrolliert setzen (13.).

Cristiano Ronaldo während der portugiesischen Hymne
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Cristiano Ronaldo genoss den Moment der Nationalhymne zum Auftakt seiner fünften Weltmeisterschaft

Portugal konzentrierte sich auf Ballstafetten und ließ die Ghanaer viel laufen. Die plötzliche Tempoerhöhung blieb aber aus, womit die gegnerische Abwehr nicht in Gefahr gebracht werden konnte und sich folgerichtig kaum Chancen ergaben. Ghana, das mit zehn WM-Debütanten in die Partie ging, versuchte seinerseits bei den seltenen Ballbesitzen kontrolliert herauszuspielen – mit bescheidenem Erfolg. Die erhofften Umschaltmomente ergaben sich nicht, weshalb Hälfte eins vor sich hin plätscherte und ohne Höhepunkte zu Ende ging.

Portugal zu langsam und behäbig

Personell unveränderte ging es nach dem Seitenwechsel weiter, und auch das Geduldsspiel setzte sich für Portugal fort. In Ghanas Abwehr tat sich keine Lücke auf, allerdings spielte der Europameister von 2016 auch viel zu behäbig und langsam, um diese zu erzwingen. Ergaben sich mal Räume, war das Spiel der Portugiesen zu unpräzise und passte zum schlechten Auftritt des selbsterklärten Mitfavoriten auf den Titel.

Ghana nutzte das, spielte mutiger und kam auch zu ersten Chancen. Nach einem Solo probierte es Mohammed Kudus mit einem Weitschuss, der knapp an der Stange vorbeiging (55.). Santos hatte indes genug gesehen und brachte kurz darauf mit William Carvalho einen Mittelstürmer für Otavio. Aufregung gab es dann doch ein wenig. Nach einem harmlosen „Nasenreiberl“ von Alidu Seidu war Felix zuerst verdutzt und mimte danach den Schwerverletzten. Seidu sah von Schiedsrichter Ismail Elfath Gelb – mehr war es auch nicht.

Joao Felix (POR) und Seidu (GHA)
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Joao Felix griff sich ins Gesicht und entschied sich dann doch noch, umzufallen

Ab der 65. Minute wird es turbulent

Und dann kam sie doch – die Erlösung für Portugal. Nach einem leichten Rempler von Mohammed Salisu an Ronaldo zeigte der US-amerikanische Referee sofort auf den Elfmeterpunkt. Die Ghanaer forderten vehement die Einschaltung des VAR, von dort kam allerdings nichts, womit der Superstar erst zwei Minuten danach zur Ausführung des Penaltys schritt. Im Gegensatz zu Robert Lewandowski, der im selben Stadion gegen Mexiko verschossen hatte, traf Ronaldo souverän halbhoch ins linke Eck zu seinem Rekordtor (65.).

Cristiano Ronaldo erzielt das 1:0
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Als der Ball die Torlinie überquerte, war der geschichtsträchtige Treffer von Cristiano Ronaldo Gewissheit

Die Hochstimmung bei den Portugiesen hielt kurz. Nach einem Pass von Kudus war Routinier Ayew zur Stelle und traf überraschen zum 1:1-Ausgleich (73.). Der Routinier wurde gleich darauf ausgetauscht und war an der Seitenlinie noch am Feiern, als Portugal die neuerliche Führung gelang. Nach einem Ballverlust war Ghanas Abwehr ungeordnet. Fernandes nutzte das, um ideal auf Felix zu spielen. Der Jungstar, der bis dahin unauffällig spielte, traf zum 2:1 (78.).

Ghana kämpft bis zum Schluss

Ghana war konsterniert und fing sich den Doppelschlag ein. Erneut war es Fernandos, der die perfekte Vorarbeit lieferte. Nutznießer des Idealpasses war der kurz davor eingewechselte Leao. Der Milan-Legionär traf ins lange Eck zum 3:1 (80.). Die Partie war damit aber noch nicht vorbei, denn den „Black Stars“ gelang in der 89. Minute durch Bukari per Kopf der Anschlusstreffer.

Ronaldo war zu dem Zeitpunkt schon ausgetauscht und sah, wie der Ghanaer seinen Torjubel kopierte. Kurz vor Ablauf der neunminütigen Nachspielzeit musste Portugal noch einen Schreckmoment überstehen. Goalie Diogo Costa legte sich den Ball vor und vergaß den hinter ihm stehenden Bukari. Der Ghanaer schnappte sich den Ball, rutschte aber aus und kam nicht mehr zum Abschluss. Es war die letzte Aktion in einer wilden Schlussphase, die jubelnde Portugiesen hinterließ.

Stimmen zum Spiel:

Cristiano Ronaldo (Portugal-Torschütze): „Das war ein wunderschöner Moment. Meine fünfte WM, wir haben gewonnen. Das war sehr wichtig. Der Weltrekord ist etwas, was mich sehr stolz macht. Es war ein wichtiger Schritt, dass wir gewonnen haben.“

Zu seiner Trennung von Manchester United: „In dieser Woche haben wir das Kapitel geschlossen. Der Rest ist egal.“

Fernando Santos (Portugal-Teamchef): „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war natürlich gut, in der zweiten Halbzeit hat es sich verbessert. Es ist ganz gut gelaufen. Wir haben gut gespielt, wir haben die Tore geschossen, die wir schießen sollten. Wir haben gewonnen, das ist das Wichtigste.“

Otto Addo (Ghana-Teamchef) war über den Elfer für Portugal entrüstet: „Wir spielen den Ball, und dann kommt ein Kontakt zustande. Ich weiß nicht, was die gemacht haben, ob der Videoschiedsrichter geschlafen hat. Dass man sich diese Szene nicht einmal anschaut, ist Wahnsinn. Es war eine Fehlentscheidung. Ich habe gefragt, ob ich nach dem Spiel kurz mit dem Schiedsrichter sprechen kann. Ich bekam die Antwort, er sei in einem Meeting, und das sei nicht möglich. Es wäre schön, wenn er ein paar Minuten für den Trainer gehabt hätte.“

FIFA WM 2022, Gruppe H, erster Spieltag

Donnerstag:

Portugal – Ghana 3:2 (0:0)

Doha, Stadion 974, 42.662, SR Elfath (USA)

Torfolge:
1:0 Ronaldo (65./Foulelfmeter)
1:1 A. Ayew (73.)
2:1 Joao Felix (78.)
3:1 Leao (80.)
3:2 Bukari (89.)

Portugal: Costa – Cancelo, Dias, Danilo, Guerreiro – Neves (77./Leao), B. Silva (88./Palhinha), Fernandes, Otavio (56./William) – Ronaldo (88./Ramos), Joao Felix (88./Mario)

Ghana: Ati Zigi – Baba, Djiku, Amartey, Salisu (92./Semenyo), Seidu (66./Lamptey) – Kudus (77./Bukari), Partey, Samed (92./Kyereh), A. Ayew (77./J. Ayew) – Williams

Gelbe Karten: Danilo, Fernandes bzw. Kudus, A. Ayew, Seidu, Williams

Die Besten: Ronaldo, Fernandes, Silva bzw. Kudus, A. Ayew