Deutschland erkämpft Remis gegen Spanien

Spanien führt die Tabelle in Gruppe E mit vier Punkten an. Der „Furia Roja“ reicht im letzten Vorrundenspiel am Donnerstag (20.00 Uhr) ein Remis gegen Japan, um aus eigener Kraft das Achtelfinale zu erreichen. Im Parallelspiel (20.00 Uhr, live in ORF1) braucht Deutschland unbedingt einen Sieg gegen Costa Rica.

Spaniens Teamchef Luis Enrique veränderte seine Startelf im Vergleich zum 7:0-Auftaktsieg gegen Costa Rica an einer Position. Statt Cesar Azpilicueta (Chelsea) spielte Dani Carvajal (Real) als Rechtsverteidiger. Im Sturm begann neuerlich das Trio Ferran Torres (Barcelona), Marco Asensio (Real) und Dani Olmo (Leipzig). Das offensive Mittelfeld besetzen wieder die Barcelona-Jungstars Gavi und Pedri.

Deutschlands Cheftrainer Hansi Flick nahm im Vergleich zum 1:2 gegen Japan zwei Veränderungen vor. Leon Goretzka im defensiven Mittelfeld und Thilo Kehrer als rechter Außenverteidiger kamen neu in die Startformation. Damit rückte Niklas Süle wieder ins Abwehrzentrum. Kai Havertz und Nico Schlotterbeck mussten auf die Bank.

Neuer lenkt Olmo-Schuss an die Latte

Spanien versuchte Deutschland von Beginn an mit frühem Pressing unter Druck zu setzten. Den ersten Schuss aufs Tor von Manuel Neuer feuerte Olmo knapp vor der Strafraumgrenze ab (7.). Der DFB-Goalie konnte den Ball aber noch an die Latte ablenken. Auf der Gegenseite spielte Goretzka den Ball Serge Gnabry in den Lauf, Spaniens Tormann Unai Simon konnte einen Abschlus verhindern (10.) – ein Tor hätte ohnehin nicht gezählt, denn Gnabry stand beim Pass im Abseits.

Nach einer etwas ruhigeren Phase probierte es Jordi Alba mit einem Weitschuss. Der Ball ging knapp links am Tor vorbei, Neuer wäre auf dem Posten gewesen (22.). Auch das DFB-Team kam zu einer weiteren Chance. Nachdem Ilkay Gündogan im Strafraum hängen geblieben war, kam Gnabry zum Abschluss, der Ball ging nur knapp am Tor vorbei (25.). Die besseren Chancen boten sich aber den Spaniern – und da gleich mehrfach Torres. Zunächst verhinderte David Raum einen Schussversuch des Barcelona-Spielers (26.), dann jagte Torres den Ball nach Olmo-Zuspiel (33.) aus Abseitsposition übers Tor. Ein weiterer Schuss des 22-Jährigen wurde von Jamal Musiala geblockt (36.).

Rüdiger-Tor wegen Abseits aberkannt

Während Spanien deutlich mehr Spielanteile hatte, erzielte Deutschland das vermeintliche Führungstor aus einem Freistoß von der rechten Seite. Antonio Rüdiger nahm die hohe Flanke von Joshua Kimmich per Kopf an und versenkte den Ball im Netz. Allerdings, wie sich nach VAR-Entscheidung herausstellte, aus Abseitsposition (40.). Der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie beendete eine intensiv geführte erste Spielhälfte nach etwas mehr als zwei Minuten Nachspielzeit. Topchancen bekamen die Fans im Al Bayt Stadium vor der Pause nur wenige zu sehen.

Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine. Die ersten Minuten danach verliefen ausgeglichen und ohne großartige Chancen. DFB-Goalie Neuer hatte bei einem flachen Querpass von Marco Asensio keine Probleme, auf der Gegenseite stand Thomas Müller nach einem langen Ball von Raum im Abseits (jeweils 47.).

Den ersten Wechsel in der Partie vollzog Enrique. Der Spanien-Teamchef brachte Morata im Sturm für Torres (54.). Deutschland versuchte den spanischen Spielaufbau früh zu stören. Kimmich eroberte gegen Pedri den Ball, der über Gündogan wieder zurück zu Kimmich kam. Seinen Schuss aus rund elf Metern konnte Spaniens Schlussmann Simon mit einer Parade zur Ecke abwehren (56.).

„Joker“ Morata trifft zum 1:0

Grund zum Jubeln gab es dann für die Spanier. Nur acht Minuten nach seiner Einwechslung erzielte Morata das 1:0 für Enrique-Elf. Der Angriff wurde über die linke Seite aufgebaut. Olmo spielte auf Alba, dessen Hereingabe „Joker“ Morata vorbei an Neuer im kurzen Eck unterbrachte (62.). Beinahe hätte es auch gleich 2:0 heißen können: Asensio schloss einen Querpass an der Strafraumgrenze direkt ab, sein Schuss ging aber klar über das Tor (65.).

Spanien tauschte in der Folge zwei weitere Spieler aus. Koke kam für Asensio und Nico Williams ersetzte Gavi (66.). Auch DFB-Teamchef Flick reagierte und brauchte gleich drei neue Spieler. Kehrer, Gündogan und Müller gingen vom Platz. Für sie kamen Lukas Klostermann, Leroy Sane und Füllkrug (70.). Sane setzte sich auch gleich in Szene. Der Bayern-Spieler setzte Musiala mit einem Lochpass in den Strafraum ein. Dieser hatte nur noch Spaniens Goalie Simon vor sich, schoss den Tormann aber direkt an (73.).

Auch Füllkrug erzielt ein „Joker“-Tor

In der Schlussphase versuchte Deutschland alles, um zumindest den Ausgleich zu erzielen. Das eröffnete den Spaniern Konterchancen, die aber ungenutzt blieben. Die Bemühungen der DFB-Elf trugen in der 83. Minute Früchte. Sane passte an der Strafraumgrenze zu Musiala, der den Ball an der letzten Verteidigungslinie vorbei in den offenen Raum weiterspielte. Der erst kurz vorher eingewechselte Füllkrug tankte sich durch und versenkte den Ball aus vollem Lauf im linken Kreuzeck (83.).

Stimmen zum Spiel:

Luis Enrique (Spanien-Teamchef): „Wenn man uns gesagt hätte, nach den ersten zwei Spielen wären wir Tabellenführer und brauchen noch ein Remis, hätte ich das unterschrieben. Ich habe eine bessere erste Spielhälfte gesehen, aber das Spiel hindurch haben wir ein wenig das Vertrauen vermissen lassen, damit wir Deutschland mehr schaden können. Sie sind Alles oder Nichts gegangen, wir konnten das Spiel nicht kontrollieren. Ich werde zufrieden sein, wenn ich das Spiel morgen noch einmal sehe. Wir werden ins letzte Spiel gehen, ohne zu spekulieren, wollen gewinnen und als Erster die Gruppe abschließen.“

Hansi Flick (Deutschland-Teamchef): „Jeder Fußballfan ist heute auf seine Kosten gekommen. Großes Kompliment an die Mannschaft. Aber wir haben nur den ersten Schritt gemacht, gegen Costa Rica wollen wir den zweiten machen. Das ist der Grund, warum er (Niclas Füllkrug, Anm.) auf dem Platz ist. Er hat zehn Tore in der Bundesliga geschossen. Die Entschlossenheit, mit der er abschließt, hat uns gutgetan. Es ist wirklich gigantisch, was die Mannschaft geleistet hat. Wir sind einer Mannschaft, die fußballerisch top ist, auf Augenhöhe begegnet. Die Mentalität der Mannschaft war überragend.“

Alvaro Morata (Spanien-Torschütze): „Deutschland ist eine große Mannschaft, dieses Spiel könnte ein Finale oder Semifinale sein. Sie haben ein unglaubliches Tor geschossen, wir haben den Sieg nicht geschafft, aber wir machen weiter mit einem guten Gefühl und positiver Einstellung. Japan ist ein harter Gegner, sie laufen viel und sind taktisch gut. Es ist ein weiteres hartes Spiel, aber das ist eine WM.“

Niclas Füllkrug (Deutschland-Torschütze): „Wir sind natürlich dann mehr Risiko gegangen. Ich glaube, wir haben dann zu Recht das Tor gemacht. Jetzt fahren wir mit dem Punkt weg gegen eine sehr gute Mannschaft, nachdem vorher viel über die Bilanzen gegen Spanien gesprochen wurde. Es war wichtig, dass wir einen Punkt geholt haben. Wir haben wieder die Möglichkeit, in die nächste Runde zu kommen. Wir können mit einem guten Gefühl ins letzte Spiel gehen und hoffen, dass alles gut ausgeht.“

FIFA WM 2022, Gruppe E, zweiter Spieltag

Sonntag:

Spanien – Deutschland 1:1 (0:0)

Al-Chaur, Al Bayt Stadium, 68.895 Zuschauer, SR Makkelie (NED)

Torfolge:
1:0 Morata (62.)
1:1 Füllkrug (83.)

Spanien: Simon – Carvajal, Rodri, Laporte, Alba (82./Balde) – Gavi (66./Williams), Busquets, Pedri – F. Torres (54./Morata), Asensio (66./Koke), Olmo

Deutschland: Neuer – Kehrer (70./Klostermann), Süle, Rüdiger, Raum (87./Schlotterbeck) – Kimmich, Gündogan (70./Sane), Goretzka – Gnabry (85./Hofmann), Musiala – Müller (70./Füllkrug)

Gelbe Karten: Busquets bzw. Kehrer, Goretzka, Kimmich

Die Besten: Olmo, Alba, Busquets bzw. Kimmich, Musiala, Rüdiger