FIFA WM 2022

Portugal glückt Revanche und Aufstieg

Nach Frankreich und Brasilien steht auch Portugal im Achtelfinale der Fußball-WM 2022 in Katar. Die Mannschaft von Superstar Cristiano Ronaldo bezwang am Montag in Lusail Uruguay mit 2:0 (0:0) und nahm damit Revanche für das Achtelfinal-Aus vor vier Jahren. In Russland verlor man einst mit 1:2, nun müssen die Südamerikaner um den Aufstieg zittern.

Für die Treffer zeichnete dieses Mal Bruno Fernandes verantwortlich, an dessen sich ins Tor senkende Flanke Ronaldo knapp vorbeigesegelt war (54.). In der Nachspielzeit verwertete der Manchester-United-Legionär dann noch einen umstrittenen Handelfmeter (93.). Ronaldo, im Normalfall Elfmeterschütze, stand da schon nicht mehr auf Feld.

Der Sieg ging auch deswegen in Ordnung, weil Uruguay in der ersten Hälfte fast gar nichts für das Offensivspiel tat – aber kurioserweise dennoch die beste Chance durch Rodrigo Bentancur hatte (32.). Beim Stand von 0:1 traf Maximiliano Gomez die Stange, aber Uruguay wachte zu spät auf. Zum Abschluss duellieren sich am Freitag (16.00 Uhr, live in ORF1) in der Gruppe H Portugal (6 Punkte) und Südkorea (1) sowie Uruguay (1) und Ghana (3). Die Südamerikaner benötigen einen Sieg.

Fernandes verwandelt Elfmeter (90.+3. Minute)

Nach Ansicht der Videobilder entscheidet Schiedsrichter Aliresa Faghani auf Elfmeter. Bruno Fernandes tritt an und trifft zum zweiten Mal an diesem Abend zum 2:0 für Portugal.

Zwei „Oldies“ rücken in Startelf

Portugal-Teamchef Fernando Santos veränderte seine Startelf gegenüber dem 3:2-Auftaktsieg gegen Ghana an drei Positionen. So kam auch der 39-jährige Verteidiger Pepe zu seinem ersten WM-Einsatz, da sich Danilo Pereira drei Rippen gebrochen hatte. Pepe ist damit übrigens der drittälteste Feldspieler der WM-Geschichte. Nur Kameruns Roger Milla (42) und der in Katar spielende Kanadier Atiba Hutchinson, der auch bald seinen 40. Geburtstag feiert, waren älter.

Pepe (POR) und Edinson Cavani (URU)
APA/AFP/Odd Andersen
Mit 39 Jahren und 275 Tagen ist Pepe der drittälteste Feldspieler der WM-Geschichte

Auf der anderen Seite rückte ebenfalls ein prominenter „Oldie“ in die Anfangsformation. Der 35-jährige Stürmer Edinson Cavani, der vor vier Jahren Portugal einen Doppelpack eingeschenkt hatte, ersetzte den gleich alten Luis Suarez, der zunächst auf der Bank Platz nahm. Der zweifache Weltmeister hatte zum Auftakt gegen Südkorea 0:0 gespielt und wartet damit auch nach dem zweiten Spiel auf das erste Tor.

Portugal macht das Spiel

In den ersten 45 Minuten vor rund 88.000 Fans bestimmte vor allem der Europameister von 2016 das Geschehen, hatte rund 70 Prozent Ballbesitz, aber fand gegen die dicht gestaffelte Abwehr von Uruguay vorerst keine gute Möglichkeit vor. Für die erste sehenswerte Aktion sorgte aber der Superstar am Feld, Ronaldo, der seinen Mitspieler William Carvalho mit der Schulter einsetzte. Der nahm volles Risiko, jagte aber das Leder deutlich über die Querlatte (3.).

Ronaldo setzt Carvalho in Szene (3. Minute)

Cristiano Ronaldo bedient William Carvalho mit der Schulter, dessen Volley zieht aber deutlich am Tor vorbei.

In der Anfangsphase gab es auch viele Zweikämpfe im Mittelfeld zu beobachten, die mitunter Rodrigo Bentancur eine frühe Gelbe Karte bescherte. Portugal baute seinen Ballbesitz weiter aus, aber kam eben zu keinen Chancen. Einen Freistoß setzte Ronaldo über das Tor (18.).

Uruguay vergibt Topchance

Das Spiel plätscherte vor sich hin, die Südamerikaner taten für das Offensivspiel nichts und lauerten auf ihre Möglichkeit. Und nach rund einer halben Stunde gab es die auch: Betancur tankte sich im Mittelfeld durch und kam im Strafraum im Duell mit gleich drei Portugiesen alleine vor Goalie Diogo Costa zum Abschluss. Der Versuch eines „Gurkerls“ scheiterte allerdings (32.).

Bentancur scheitert nach Solo (32. Minute)

Rodrigo Bentancur spaziert von der eigenen Hälfte aus durch die portugiesische Hintermannschaft. Lediglich Diogo Costa verhindert den perfekten Abschluss der Einzelaktion.

Ein Tor für Uruguay hätte die Partie wahrlich auf den Kopf gestellt, so ging es torlos in die Katakomben, auch weil Ronaldo bei der letzten halbwegs gefährlichen Szene vor der Pause den Ball nicht gut traf. Kurz vor Schluss musste Portugal noch verletzungsbedingt wechseln, für Nuno Mendes brachte Teamchef Santos Raphael Guerreiro ins Spiel.

Ronaldo schrammt an neuntem WM-Treffer vorbei

Nach dem Seitenwechsel änderte sich am Geschehen zunächst wenig, das erste Zeichen setzte ein Flitzer mit einer Regenbogenfahne. Joao Felix brachte dann offensiv Farbe ins Spiel, aber sein Schuss von der linken Seite landete im Außennetz des gegnerischen Gehäuses (52.).

Cristiano Ronaldo in Aktion vor dem 1:0 gegen Uruguay
APA/AFP/Kirill Kudryavtsev
Auch wenn es hier ein wenig danach aussieht: Ronaldo war an dieser Flanke, die ins Tor ging, nicht mehr dran

Zwei Minuten später machte es Portugal dann besser: Fernandes wirbelte auf der linken Seite und brachte die Flanke in die Mitte. Ronaldo, knapp nicht im Abseits, versuchte den Ball ins Eck zu köpfeln, erwischte das Leder aber nicht. Das tat jedoch nichts zur Sache, denn der Ball ging trotzdem ins lange Eck zur verdienten Führung (54.). Ronaldo muss also auf seinen neunten WM-Treffer noch warten, es ist zugleich auch die von Eusebio gehaltene WM-Rekordmarke Portugals.

Uruguay trifft noch die Stange

Nun musste Uruguay sein destruktives Spiel aufgeben, und Teamchef Diego Alonso brachte alsbald neue Kräfte auf das Feld, nach rund 70 Minuten dann auch Altmeister Luis Suarez. Mit Fortlauf wurden die Uruguayer dann auch offensiv stärker und kamen dem 1:1 näher.

Gomez an die Stange (75. Minute)

Der kurz zuvor eingewechselte Maximiliano Gomez sorgt für die größte Chance für Uruguay. Sein Schuss landet an der Stange.

In der 75. Minute waren die Südamerikaner ganz knapp dran: Am Strafraum bekam der mit Suarez eingewechselte Gomez den Ball und setzte ihn kompromisslos an die rechte Stange. Drei Minuten später landete der Ball nach einem Freistoß vor den Füßen von Suarez, der das Spielgerät aus kürzester Distanz ins Außennetz bugsierte (78.).

Aufreger zum Schluss

Danach konnte Portugal die Partie wieder beruhigen und sie letztlich auch heimspielen. Dabei half auch das Schiedsrichterteam mit: Jose Gimenez warf sich im Sechzehner in ein Zuspiel von Fernandes und bekam den Ball auf die abstützende Hand. Schiedsrichter Aliresa Faghani aus dem Iran ließ weiterspielen, doch der Video Assistant Referee (VAR) mischte sich ein, und am Ende gab es zur allgemeinen Verwunderung Elfmeter, den Fernandes zum Endstand verwertete.

Stimmen zum Spiel:

Fernando Santos (Portugal-Teamchef): „Wir haben gewonnen und den Plan erfüllt, den ich aufgestellt habe. Wir haben das gut gemacht und jetzt werden wir weiter arbeiten.“

Bruno Fernandes (Portugal-Doppeltorschütze): „Wir haben es geschafft und wir sind sehr glücklich. Jetzt müssen wir noch einmal gewinnen, dann sind wir Erster. Das war unser Ziel, wir wollen die Gruppe gewinnen. Wir sind eine geschlossene Mannschaft, das ist das Entscheidende. Wir stehen fest zusammen. Wer dann das Tor erzielt, ist egal. Es war für uns alle wichtig, dass wir es geschossen haben.“

FIFA WM 2022, Gruppe H, zweiter Spieltag

Montag:

Portugal – Uruguay 2:0 (0:0)

Lusail, Lusail Iconic Stadium, 88.668 Zuschauerinnen und Zuschauer, SR Faghani/IRN

Portugal: Costa – Cancelo, Pepe, Dias, Mendes (42./Guerreiro) – Neves (69./Leao), William Carvalho (82. Palhinha) – B. Silva, B. Fernandes, Felix (82./Nunes) – C. Ronaldo (82./Ramos)

Uruguay: Rochet – Gimenez, Godin (62./Pellistri), Coates – Varela, Valverde, Bentancur, Vecino (62./De Arrascaeta), Olivera (86./Vina) – Cavani (73./Suarez), Nunez (72./Gomez)

Gelbe Karten: Neves, Felix, Dias bzw. Betancur, Oliver