Messi rennt Ball nach
IMAGO/Action Plus/John Patrick Fletcher
FIFA WM 2022

Duell der Weltfußballer in Gruppe C im Fokus

Lionel Messi will mit Argentinien den Ausrutscher zum WM-Start endgültig vergessen machen, Robert Lewandowski hat jedoch etwas dagegen. Wenn der zweifache Weltmeister aus Südamerika am Mittwoch (20.00 Uhr, live in ORF1) auf Polen trifft, sind die Augen auf die beiden Torjäger gerichtet. Lewandowski und Co. haben in der Gruppe C vor dem abschließenden Spieltag die Nase vorne, ihnen reicht ein Unentschieden für das erste WM-Achtelfinale seit 1986. Im Parallelspiel trifft Mexiko auf Saudi-Arabien.

Polen führt die Gruppe C derzeit mit vier Zählern an, dahinter reihen sich mit je drei Punkten Argentinien und Saudi-Arabien ein, Mexiko hat erst einen Zähler angeschrieben. Argentiniens Zuversicht ist allerdings nach dem 2:0 gegen Mexiko nicht nur wieder da, sie ist sogar sehr groß. In der Kabine gab es Jubel, als sei der Aufstieg schon geschafft.

Dabei ist in der Gruppe noch für alle vier Mannschaften die K.-o.-Phase ebenso Thema wie ein bitteres Aus. Bei Saudi-Arabien gegen Mexiko könnte der Sieger noch an den Argentiniern vorbeischnellen, sollten diese gegen Polen ausrutschen. Die Osteuropäer halten jedenfalls seit knapp 400 Minuten ohne Gegentreffer, da Torhüter Wojciech Szczesny zuletzt gegen die Saudis auch einen Elfmeter parierte.

Robert Lewandowski beim Jubeln
Reuters/Kai Pfaffenbach
Lewandowski jubelte im Spiel gegen Saudi-Arabien über seinen ersten WM-Treffer

„Ein Spiel, auf das die ganze Welt gewartet hat“, ist es für Polens Nationaltrainer Czeslaw Michniewicz. „Aber es spielt Polen gegen Argentinien und nicht Robert gegen Leo.“ Für den zweifachen Weltfußballer Lewandowski (34) wie auch den sechsfachen Weltfußballer Messi (35) ist Katar die wohl letzte WM. Sie wollen noch einmal ihren Wert beweisen. Rührte den nunmehrigen Barcelona-Stürmer sein erstes WM-Tor gegen die Araber zu Tränen, schoss der ehemalige Superstar der Katalanen gegen Mexiko die wichtige Führung heraus. Mit seinem 22. WM-Spiel wird Messi in Dohas Stadium 974 jedenfalls Diego Maradona überholen.

FIFA WM 2022, Gruppe C

20.00 Uhr, live in ORF1

Polen – Argentinien

Doha, Stadium 974, SR Makkelie (NED)

Mögliche Aufstellungen:

Polen: Szczesny – Cash, Glik, Kiwior, Bereszynski – Zielinski, Krychowiak, Bielik, Frankowski – Milik, Lewandowski

Argentinien: E. Martinez – Montiel, Li. Martinez, Otamendi, Acuna – Mac Allister, Rodriguez, De Paul – Di Maria, Messi, La. Martinez

Die erste Drucksituation hat Argentiniens Hoffnungsträger mit seinem Team nach der Blamage gegen die Saudis zum WM-Auftakt bereits durchtaucht. „Wir mussten allen eine innere Ruhe geben, damit wir das Spiel gegen Polen auf eine andere Art bestreiten können“, sagte Messi nach dem jüngsten Sieg. Insgeheim rechnet man im Lager des regierenden Copa-America-Siegers wohl damit, dass Mexiko das letzte Gruppenspiel gewinnt. Argentinien würde dann schon ein 0:0 reichen, sollten die Mittelamerikaner ihrerseits nicht mit mehr als zwei Toren Unterschied siegen.

Augen auf Messi und Lewandowski gerichtet

„Gegen Polen wird es schwierig – das ist die Realität“, meinte Argentiniens Teamchef Lionel Scaloni. Er wollte aber Optimismus versprühen. „Ich sage nicht, wir wollen gewinnen. Ich sage, wir werden gewinnen.“ Vergleiche der beiden Starangreifer wollte Scaloni nicht ziehen. „Das bringt nichts.“ Michniewicz meinte auf die Frage, wer denn nun der Bessere ist: „Messi ist ein fabelhafter Spieler, genau wie es Robert ist.“

Lewandowski verbuchte für seine Heimat in 136 Spielen 77 Tore, Messi hält nach 167 Partien für Argentinien bei 93 Treffern. Aus Südamerika wurde in den vergangenen Tagen eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Stars befeuert. Das Sportblatt „Ole“ legte die „Historie einer Rivalität, die der Pole provozierte“ auf, die nun ihr „WM-Kapitel“ bekommt. Der angebliche Disput nahm seinen Lauf, als Lewandowski Mitte Jänner zum zweiten Mal hintereinander zum Weltfußballer gekürt wurde. Der als Argentinien-Kapitän stimmberechtigte Messi hatte den damals noch für Bayern München spielenden Polen nicht gewählt.

Lewandowski winkte auf Fragen eines argentinischen Journalisten in Katar nach außen hin bereits ab. „Zwischen mir und Messi ist alles gut. Ich habe nichts gegen ihn, das hatte ich nie“, betonte er. Ein Streit zwischen den beiden Angreifern wirkt eher medial hochgekocht. Messi und Lewandowski sind weder als große Sprücheklopfer noch als Konflikttypen bekannt.

Saudi-Arabien winkt WM-Coup

Im Parallelspiel der Gruppe C winkt indes Saudi-Arabien der größte sportliche Erfolg auf der großen Fußballbühne seit Langem. Gegen Mexiko könnte dem Außenseiter ein Remis reichen, um zum zweiten Mal in der Geschichte ins WM-Achtelfinale einzuziehen. „El Tri“ hofft auf die Wende. Mit einem Sieg – wenn möglich mit zumindest drei Treffern Unterschied – könnten die Mexikaner noch den Aufstieg schaffen. Die Augen dürften demnach auch auf die Parallelpartie zwischen Polen und Argentinien gerichtet sein, da am Ende das Torverhältnis zählt, könnte das Aufstiegsrennen zu einem Herzschlagfinale werden.

FIFA WM 2022, Gruppe C

20.00 Uhr

Saudi-Arabien – Mexiko

Lusail, Lusail Iconic Stadium, SR Oliver (ENG)

Mögliche Aufstellungen:

Saudi-Arabien: al-Uwais – Abdulhamid, al-Amri, al-Bulaihi, al-Baraik – al-Nadschai, Kanno, al-Abid, S. al-Dawsari – al-Buraikan, al-Schahri

Mexiko: Ochoa – Sanchez, Moreno, Montes, Gallardo – Herrera, Guardado, Chavez – Lozano, Martin, Vega

1994 in den USA standen die Saudis bei ihrem WM-Debüt bereits im Achtelfinale. In den Ausgaben danach gab man mitunter den Prügelknaben, wie beim 0:8 gegen Deutschland 2008 oder einem 0:5 vor vier Jahren gegen Russland. Nun soll alles anders werden. „Niemand hat für möglich gehalten, dass wir auf diesem Level agieren können“, betonte der französische Teamchef Herve Renard zuletzt.

Sein Team darf sich wieder auf die Unterstützung von den Rängen freuen. Tausende Fans waren schon in den ersten beiden Auftritten in Katar dabei. Man benötige Unterstützung, „um Geschichte zu schreiben“, richtete Renard einen Appell an die Anhängerschaft.

Mexiko will Chance nutzen

Mexiko droht eine wenig bekannte Schmach. Die Mittelamerikaner halten bei sieben WM-Endrunden in Folge seit 1982, in denen zumindest der Sprung in die besten 16 gelang. Nummer acht ist immer noch möglich. Dazu müsste jedoch einmal ein Treffer gelingen, was in Katar noch nicht passiert ist. Spielen Polen und Argentinien Unentschieden, brauchen die Mexikaner schon einen Sieg mit drei Toren Unterschied. Es kündigt sich eine offensive Ausrichtung an.

„Solange eine Chance besteht, werden wir versuchen, diese zu nutzen“, sagte der argentinische Teamchef Gerardo „Tata“ Martino. Saudi-Arabien müsse „so wie wir“ auch auf Sieg spielen. Mexiko hat gegen die Saudis in fünf Duellen noch nie verloren, beim FIFA Confederations Cup gab es einmal ein 5:0 und einmal ein 5:1. Kapitän Andres Guardado meldete sich entgegen anderslautenden Medienberichten fit. Der 36-jährige Mittelfeldspieler habe sich eine Oberschenkelzerrung zugezogen, hieß es zunächst. Guardado erschien aber prompt zum Pressetermin und richtete aus: „Wir glauben an unsere Chance.“