FIFA WM 2022

Tunesien reicht Sieg gegen Frankreich nicht

Tunesien hat am Mittwoch bei der Fußball-WM in Katar Titelverteidiger Frankreich mit 1:0 (0:0) geschlagen und es dennoch nicht ins Achtelfinale geschafft. Weil im Parallelspiel Australien gegen Dänemark ebenfalls mit 1:0 gewann, blieb den tapferen Tunesiern nur der dritte Platz. Frankreich war schon zuvor als Aufsteiger festgestanden, eine B-Elf des Weltmeisters enttäuschte dann im Education City Stadium in Doha fast 90 Minuten.

Am Ende setzte sich Frankreich in der Gruppe D mit sechs Punkten vor Australien (sechs), Tunesien (vier) und Dänemark (eins) durch. Frankreich trifft am Sonntag (16.00 Uhr) im Achtelfinale auf den Gruppe-C-Zweiten Polen, Australien bereits am Samstag auf Argentinien.

Tunesien, das auch bei der sechsten WM-Teilnahme die K.-o.-Phase verpasste, muss zusehen, was nach einem Sieg gegen den Weltmeister besonders bitter ist. Die Nordafrikaner feierten dank eines Treffers von Wahbi Khazri (58.) einen völlig verdienten Sieg gegen eine an neun Positionen neu formierte Mannschaft aus Frankreich, die vollends enttäuschte. Erst im Finish kamen sie mit den eingewechselten Stars auf, ein Tor von Antoine Griezmann zählte wegen Abseits nicht (98.).

Später Griezmann-Treffer zählt nicht (90.+8. Minute)

Antoine Griezmann netzte in der Nachspielzeit, kam dabei aber aus einer Abseitsposition. Nach VAR-Check entscheidet der Schiedsrichter auf strafbares Abseits.

Frankreich rotiert durch

Der Weltmeister stand schon vorab als Aufsteiger fest, und damit rotierte Teamchef Didier Deschamps durch: Nur zwei Spieler blieben gegenüber dem 2:1 gegen Dänemark gleich: Verteidiger Raphael Varane und Real-Madrid-Mittelfeldmann Aurelien Tchouameni.

Aber auch Tunesien-Teamchef Jalal Kadri veränderte seine Startelf gegenüber dem enttäuschenden 0:1 gegen Australien und brachte sechs neue Spieler von Beginn an. Dabei wurde die Offensive komplett ausgetauscht, was nicht komplett überraschte, denn Tunesien hatte nach den ersten beiden Spielen noch gar keinen Treffer in diesem Turnier auf dem Konto.

Tunesien schrammt an Traumstart vorbei

Angesichts der Umstellung witterte Tunesien seine Chance und ging gleich aggressiv zu Werke. Der Außenseiter setzte die B-Elf der Franzosen unter Druck und kam früh zu einer guten Chance, mehr noch, zu einem Tor. Einen Freistoß von Wahbi Khazri setzte Nader Ghandri per Kopf ins Eck – der Verteidiger stand aber im Abseits (8.).

Abseitstor von Tunesien (8. Minute)

Ghandri trifft aus seiner Abseitsposition heraus.

Tunesien blieb vorerst tonangebend, ohne aber noch eine weitere gute Chance vorzufinden. Danach fand die neu zusammengewürfelte Mannschaft aus Frankreich auch besser ins Spiel. In der 25. Minute kam auch die „Equipe Tricolore“ zu ihrer ersten Möglichkeit, nach Zuspiel von Youssouf Fofana verfehlte Kingsley Coman aber klar (25.), nachdem der Bayern-Spieler den Ball auch schlecht mitgenommen hatte.

Ansonsten machten die Franzosen das, was nötig ist, und verteidigten vor allem im Zentrum. Nur wenige Abschlüsse fanden den Weg auf das Gehäuse, so ein schwacher Kopfball von Anis Ben Slimane (30.). Khazri versuchte es dann aus der Distanz, den Schuss wehrte Ersatzgoalie Steve Mandanda nach vorn ab, aber die Verteidigung klärte (35.). Es blieb beim 0:0 zur Pause, das für Tunesien vorerst zu wenig war.

Khazri trifft zur verdienten Führung

Nach der Pause veränderte sich das Spiel zunächst nicht, Tunesien setzte nach und kam gegen die nicht immer sattelfesten Franzosen zu weiteren Chancen. Aissa Laiduni zog im Strafraum aus spitzem Winkel ab, in Rückenlage verfehlte das Spielgerät das Tor am Ende klar (52.).

Sechs Minuten später war es dann aber so weit: Fofana verlor den Ball im Mittelfeld, dann wurde Khazri eingesetzt und dieser kam gegen letztlich vier Franzosen zum Abschluss. Der Stürmer spitzelte das Leder gerade noch an Goalie Mandanda vorbei zur verdienten Führung (58.).

Wahbi Khazri trifft
Reuters/Carl Recine
Im Fallen spitzelt Khazri den Ball an Mandanda vorbei zur überfälligen tunesischen Führung

Frankreich-Coach Deschamps reagierte und brachte mit Kylian Mbappe seinen Superstar. Der Stürmer von Paris Saint-Germain, Sohn einer Algerierin und eines Kameruners, wurde von den vielen tunesischen Fans im Stadion bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Gefeiert wurde hingegen ein weiterer Flitzer, der es auf das Feld geschafft hatte.

Frankreich-Treffer zählt am Ende nicht

Die Franzosen blieben aber vorerst blass, das änderte sich auch nach der Hereinnahme von Antoine Griezmann nicht schlagartig. Tunesien konzentrierte sich auf die Defensive, und das reichte gegen an diesem Abend lange schlappe Franzosen aus. Gegen Ende gab es dann noch Bemühen und auch Abschlüsse von Rabiot (85.), Mbappe (89., 93.) und Randal Kolo Muani (90.), am Ende lag der Ball auch im Tor, doch ein Griezmann-Treffer wurde nach Videosichtung zurückgenommen. Rund fünf Stunden nach dem Spiel gab Frankreichs Verband an, gegen die Aberkennung Einspruch beim Weltfußballverband (FIFA) einzulegen.

Stimmen zum Spiel:

Jalel Kadri (Tunesien-Teamchef): „Es ist ein historischer Sieg für uns gegen den amtierenden Weltmeister, aber wir wollten uns für die nächste Runde qualifizieren. Das war unser großes Ziel. Leider sind wir ausgeschieden, aber wir fahren mit sehr viel Ehre und Stolz nach Hause. Es war nicht einfach, diese vier Punkte zu sammeln. Nur bei einem Spiel waren wir nicht auf dem erwarteten Niveau, und das war gegen Australien. Aber wir bereuen nichts.“

Didier Deschamps (Frankreich-Teamchef): „Wir haben unser Ziel erreicht. Wir werden uns erholen, ein zweiter Bewerb wird starten. Einige Spieler waren gefährdet und wir hatten zwei sehr intensive Spiele hinter uns. So konnten die anderen den Unterschied sehen, es ist ein WM-Spiel.“

FIFA WM 2022, Gruppe D, dritter Spieltag

Mittwoch:

Tunesien – Frankreich 1:0 (0:0)

Doha, Education City Stadium, 43.627 Zuschauer, SR Conger (NZL)

Tor: Khazri (58.)

Tunesien: Dahmen – Meriah, Ghandri, Talbi – Kechrida, Skhiri, Laidouni, Maaloul – Slimane (83./Abdi), Romdhane (74./Chaalali) – Khazri (59./Jebali)

Frankreich: Mandanda – Disasi, Varane (63./Saliba), Konate, Camavinga – Fofana (73./Griezmann), Veretout (63./Rabiot), Tchouameni, Guendouzi (79./Dembele) – Coman (63./Mbappe), Muani

Gelbe Karten: Kechrida bzw. keine