FIFA WM 2022

Argentinien nimmt Polen in K.-o.-Phase mit

Mit einem souveränen 2:0-Erfolg gegen Polen hat sich Argentinien am Mittwochabend bei der Fußball-WM in Katar den Sieg in der Vorrundengruppe C und damit den Einzug ins Achtelfinale gesichert. Die chancenlosen Polen retteten trotz der Niederlage nach einem 2:1-Sieg von Mexiko im Parallelspiel gegen Saudi-Arabien gerade noch Gruppenplatz zwei vor den punktegleichen Mexikanern und zogen ebenfalls in die K.-o.-Runde ein.

Die Tore vor 44.089 Zuschauerinnen und Zuschauern im Stadium 974 von Doha erzielten Alexis Mac Allister (46.) und Julian Alvarez (67.). Argentiniens Superstar Lionel Messi war zuvor mit einem Elfmeter an Goalie Wojciech Szczesny gescheitert (39.). Die Polen hatten am Ende das um einen Treffer bessere Torverhältnis gegenüber Mexiko, im spannenden Fernduell war zwischenzeitlich sogar die Fairplay-Wertung ausschlaggebend, auch hier hatte Polen allerdings die Nase voran.

Die Argentinier, die mit einer 1:2-Auftaktschlappe gegen Saudi-Arabien einen Fehlstart ins WM-Turnier hingelegt hatten, treffen nun im Achtelfinale am Samstag (20.00 Uhr) auf Australien, das sich am Nachmittag mit einem 1:0-Erfolg gegen Dänemark den zweiten Platz in der Gruppe D gesichert hatte. Die Polen bekommen es am Sonntag (16.00 Uhr) mit Gruppe-D-Sieger und Titelverteidiger Frankreich zu tun.

Mac Allister erzielt das 1:0 (46. Minute)

Argentinien startete fulminant nach dem Seitenwechsel. Alexis Mac Allister traf nur eine knappe Minute nach Wiederanpfiff zum 1:0.

Argentinien dominiert von Beginn an

Argentiniens Teamchef Lionel Scaloni brachte im Vergleich zum 2:0-Sieg am Samstag gegen Mexiko vier neue Spieler in der Startelf, darunter Alvarez im Sturm statt Lautaro Martinez. Bei den Polen gab es nur eine Änderung gegenüber dem 2:0-Erfolg gegen Saudi-Arabien: Arkadiusz Milik wurde in der Offensive von Trainer Czeslaw Michniewicz durch Karol Swiderski ersetzt.

Die Argentinier, die im Gegensatz zu den Polen einen Sieg zum sicheren Aufstieg benötigten, waren von Beginn an überlegen. Die tief stehenden Polen kamen nur sporadisch vor das gegnerische Tor, ein Schussversuch von Krystian Bielik nach Hereingabe von Robert Lewandowski wurde aber geblockt (5.). Die ersten wirklichen Chancen hatten die Südamerikaner, die offensiv wesentlich aktiver wirkten als über weite Strecken ihrer ersten beiden WM-Spiele.

Messi dribbelte sich etwa durch die polnische Verteidigung, fand aber mit einem Schuss ins kurze Eck in Szczesny seinen Meister (10.). Nach einer weiten Vorlage von Messi ging ein Abschluss von Alvarez über das Tor (17.). In der 28. Minute kratzten die Argentinier dann erneut an der Führung. Nach einem geblockten Alvarez-Versuch ging der Nachschuss von Marcos Acuna knapp am Gehäuse vorbei. Bei einem direkt getretenen Eckball von Angel Di Maria musste sich sein Juventus-Turin-Clubkollege Szczesny gehörig strecken (33.).

Messi scheitert mit Elfmeter an Szczesny

Wenig später – nach einer erneuten Szczesny-Rettungstat bei einem Alvarez-Schuss – traf der polnische Goalie nach einer Flanke den köpfelnden Messi mit der Hand im Gesicht, und Schiedsrichter Danny Makkelie entschied nach VAR-Check auf Elfmeter. Der gefoulte Superstar trat selbst an und scheiterte mit einem halbhohen Schuss am neuerlich überragend parierenden Szczesny (39.). Schon gegen die Saudis hatte der Keeper einen Penalty gehalten.

Szczesny pariert Messi-Elfer (39. Minute)

Lionel Messi wird von Wojciech Szczesny mit der Hand im Gesicht getroffen. Nach Ansicht der Videobilder zeigt Schiedsrichter Danny Makkelie auf den Elfmeterpunkt. Der gefoulte Messi tritt an und scheitert am Verursacher.

Argentinien setzte unbeeindruckt von der vergebenen Führung seine Angriffswelle fort, Szczesny bewahrte die Polen aber bei Abschlüssen von Alvarez (43.) und Di Maria (44.) vor einem Rückstand. Somit ging die Partie – wie so viele zuvor bei dieser WM – torlos in die Pause.

Blitztor nach Seitenwechsel

Mit zwei Umstellungen (Michal Skoras und Jakub Kaminski statt Swiderski und Przemyslaw Frankowski) versuchten die Polen, sich mit dem Seitenwechsel aus der Umklammerung zu lösen, kassierten aber nach nur einer knappen Minute eine kalte Dusche. Nach Vorlage von Manuel Molina kam der im Strafraum alleingelassene Mac Allister ungestört zum Schuss und traf via Innenstange zum 1:0.

Alexis Mac Allister trifft
Reuters/Issei Kato
Maßarbeit von Mac Allister: Wojciech Szczesny streckte sich, aber konnte das 0:1 nicht mehr verhindern

Die Polen kamen durch einen Kopfball von Kamil Glik, der sein Ziel knapp verfehlte (50.), zwar zu einer Chance, die „Albiceleste“ blieb aber spielbestimmend und hatte einige Tormöglichkeiten, etwa durch Messi (53., 64.), Alvarez (56.) und Mac Allister (61.). Weil im Parallelspiel Mexiko gegen Saudi-Arabien inzwischen mit 2:0 in Führung lag, gerieten die Polen langsam in Gefahr, den Aufstieg noch zu verpassen.

Zweites Tor lässt Polen um Aufstieg bangen

Und noch enger wurde es in der 67. Minute durch das 2:0 der Argentinier. Alvarez kam nach Vorarbeit von Enzo Fernandez im Strafraum zum Ball, drehte sich und traf perfekt ins rechte Kreuzeck. Da war auch Szczesny machtlos.

Messi erhöhte wenig später beinahe auf 3:0, scheiterte aber einmal mehr am überragenden Szczesny (71.). Alvarez verpasste mit einer Riesenchance den Doppelpack, sein Schuss nach Messi-Vorlage ging ins Außennetz (73.). Die polnischen Angriffsversuche verpufften bereits im Ansatz, auch Weltfußballer Lewandowski konnte sich überhaupt nicht in Szene setzen. Scaloni gönnte unterdessen den Torschützen Alvarez und Mac Allister mit Auswechslungen einen Sonderapplaus von den Fans.

Der für Alvarez gekommene Martinez (86.) und der ebenfalls eingewechselte Nicolas Tagliafico (93.) vergaben noch weitere Chancen auf das 3:0, am Ende konnten Messi und Co. aber auch mit dem 2:0 zufrieden sein. 13:0-Torschüsse drückten die argentinische Überlegenheit und die polnische Chancenlosigkeit eindrucksvoll aus. Für die Polen gab es aber dennoch ein Happy End in der Gruppe C, denn Mexiko gelang kein weiterer Treffer mehr und blieb Dritter.

Stimmen zum Spiel:

Lionel Scaloni (Argentinien-Teamchef): „Nein, das ist nur ein weiteres Spiel, wir sind nicht die Favoriten. Wer glaubt, dass wir nur wegen des Spiels heute die WM gewinnen, liegt falsch. Wir sind wieder das Team, dass wir vorher waren.“

Czeslaw Michniewicz (Polen-Teamchef): „Manchmal sind Niederlagen bittersüß. Wir haben ihm (Robert Lewandowski, Anm.) nicht geholfen, ein Tor zu erzielen. Wenn Messi bei uns spielen würde und Lewandowski bei Argentinien, hätte er fünf Tore gemacht. Da bin ich sicher.“

Alexis Mac Allister (Argentinien-Torschütze): „Wir sind sehr zufrieden, es ist ein sehr wichtiger Sieg. Wir wussten, dass wir gewinnen müssen, dass wir die Ersten sein müssen. Wir sind sehr zufrieden, wie wir gespielt haben.“

Julian Alvarez (Argentinien-Torschütze): „Ich bin sehr zufrieden für mich und für die ganze Mannschaft, wir haben sehr gut gespielt. Es ist ein schönes Gefühl, ein Tor für meine Mannschaft zu schießen. Das ist ein wahnsinniger Moment für mich und das ganze Volk.“

Robert Lewandowski (Polen-Teamkapitän): „Das erste Mal in meinem Leben bin ich nach einer Niederlage zufrieden. Wir sind weiter. Das ist ein großer Erfolg. Ich dachte erst, Mexiko braucht noch zwei Tore. Dann habe ich gehört, nur eines. Die zwei, drei Minuten waren sehr spannend.“

Wojciech Szczesny (Polen-Torhüter): „Das war schon nicht so schön. Aber am Ende haben wir es geschafft. Frankreich ist natürlich Favorit, aber wir werden uns reinhauen und alles geben. (Zum gehaltenen Elfer): Da war schon etwas Glück dabei. Ich habe jetzt zwei Elfmeter gehalten, aber darauf sollten wir uns nicht verlassen.“

FIFA WM 2022, Gruppe C, dritter Spieltag

Mittwoch:

Polen – Argentinien 0:2 (0:0)

Doha, Stadium 974, 44.089 Zuschauer, SR Makkelie (NED)

Torfolge:
0:1 Mac Allister (46.)
0:2 Alvarez (67.)

Polen: Szczesny – Cash, Glik, Kiwior, Bereszynski (72./Jedrzejczyk) – Zielinski, Krychowiak (83./Piatek), Swiderski (46./Skoras), Bielik (62./Szymanski), Frankowski (46./Kaminski) – Lewandowski

Argentinien: E. Martinez – Molina, Romero, Otamendi, Acuna (59./Tagliafico) – Mac Allister (83./Almada), Fernandez (79./Pezzella), De Paul – Di Maria (59./Paredes), Messi, Alvarez (79./La. Martinez)

Gelbe Karten: Krychowiak bzw. Acuna

Die Besten: Szczesny bzw. Messi, Di Maria, Acuna, Molina, Alvarez