FIFA WM 2022

Schweiz komplettiert Achtelfinale

Die Schweiz hat sich am Freitag das letzte Ticket für das Achtelfinale bei der Fußball-WM in Katar gesichert. Die Eidgenossen gewannen ein Torfestival gegen Serbien im Stadium 974 zu Doha mit 3:2 (2:2) und stehen zum dritten Mal in Folge in der K.-o.-Phase einer WM. Die Serben verpassten hingegen auch bei ihrer dritten Teilnahme das Ticket für die letzten 16.

Die Schweizer gingen durch Xherdan Shaqiri in Führung (20.), dann drehte Serbien die Partie durch Aleksandar Mitrovic (26.) und Dusan Vlahovic (35.). Die „Nati“ schlug kurz vor und kurz nach der Pause durch Breel Embolo (44.) bzw. Remo Freuler (48.) wieder zurück und brachte letztlich den Aufstieg als reiferes Team über die Runden.

Der dritte Treffer war allerdings entscheidend, denn Kamerun feierte im Finish einen 1:0-Sieg gegen Brasilien. Bei einem 2:2 gegen Serbien wäre die Schweiz ausgeschieden gewesen. Am Ende gewann Brasilien, das bereits zuvor als Aufsteiger festgestanden war, mit sechs Zählern die Gruppe G und trifft am Montag auf Südkorea, die Schweizer (sechs) bekommen es dann am Dienstag mit dem Sieger der Gruppe H, Portugal, zu tun. Kamerun (vier) wurde vor den Serben (eins) Dritter.

Embolo trifft zum 2:2 (44. Minute)

Kurz vor der Halbzeit stellt Breel Embolo den Gleichstand wieder her. Nach Stanglpass von Silvan Widmer vollstreckt der Stürmer zum 2:2.

Sommer nicht im Schweizer Tor

Der Schweizer Teamchef Murat Yakin nahm nach dem 0:1 gegen Brasilien drei Veränderungen in der Startelf vor, zwei davon krankheitsbedingt. Tormann Yann Sommer wurde von Dortmund-Goalie Gregor Kobel vertreten, Fabian Schär ersetzte Nico Elvedi. Der zuletzt angeschlagene Offensivspieler Xherdan Shaqiri kehrte anstelle des jungen Fabian Rieder zurück in die Startelf der Eidgenossen.

Bei den Serben gab es gegenüber dem turbulenten 3:3 gegen Kamerun eine Änderung, Juventus-Legionär Dusan Vlahovic gab sein Startelfdebüt bei dieser Weltmeisterschaft. Auf dem teuersten Spieler, sein Marktwert wird mit 80 Millionen Euro eingestuft, ruhten ebenso die serbischen Hoffnungen wie auf den weiteren Offensivspielern wie Dusan Tadic, Alexander Mitrovic und dem früheren Frankfurter Filip Kostic.

Chancenreiche Anfangsphase

Die Schweiz hatte mit drei Punkten die bessere Ausgangsposition gegenüber den zwei anderen Rivalen (jeweils ein Zähler). Diese hätte bereits nach rund 20 Sekunden im Spiel gegen Serbien noch verbessert werden können, doch Breel Embolo scheiterte aus kurzer Distanz an Goalie Vanja Milinkovic-Savic und Granit Xhaka im Nachschuss (1.).

Schweiz startet furios in die Partie (1. Minute)

Gleich nach wenigen Sekunden kommen die Schweizer zur ersten Riesenmöglichkeit.

Es war der Auftakt einer unterhaltsamen ersten Hälfte mit Chancen auf beiden Seiten. Die erste auf serbischer Seite fand Nikola Milenkovic vor, der einen Kopfball knapp neben das Tor setzte (5.). Nur sechs Minuten später probierte es Andrija Zivkovic aus der Distanz, der Schuss war platziert und knallte gegen die rechte Torstange (11.). Die Serben präsentierten sich zu diesem Zeitpunkt offensiv ideenreicher.

Shaqiri eröffnet Torreigen

Doch der erste Treffer ging auf das Schweizer Konto: Ricardo Rodriguez kam über die linke Seite in den Strafraum, seine Hereingabe klärte Salzburg-Verteidiger Strahinja Pavlovic zu kurz, Djibril Sow spielte weiter zu Shaqiri, der den Ball ins kurze Eck unterbrachte – wiederum von Pavlovic leicht abgefälscht (20.). Dieses Mal verzichtete Shaqiri auf einen Doppeladler-Jubel, der einst für viel Kontroverse gesorgt hatte, legte aber seinen Finger auf den Mund und deutete auf seinen Namen.

Shaqiri legt für Schweiz vor (20. Minute)

Xherdan Shaqiri bringt die Schweiz mit 1:0 in Führung. Diesmal fällt sein Torjubel im Vergleich zur Begegnung 2018 ohne Provokationen aus.

Mitrovic gleicht sehenswert aus

Der Jubel hielt nicht lange, sechs Minuten später glich Serbien bereits aus. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld ging es schnell das Feld hinunter, Tadic brachte von links eine butterweiche Flanke ins Zentrum, von wo Fulham-Stürmer Mitrovic dem Ball entgegenging und noch schöner per Kopf ins lange Eck vollendete (26.). Manuel Akanji kam nicht rechtzeitig nach und konnte den Treffer dann nur bestaunen.

Mitrovic köpfelt den Ausgleich (26. Minute)

Lange hält die Führung der Schweizer nicht an. Serbiens Aleksandar Mitrovic setzt den Kopfball perfekt zum 1:1 in die Maschen.

Serben drehen Partie, Embolo gleicht aus

Es blieb ein abwechslungsreiches Spiel, in dem beide Abwehrreihen ihre Lücken hatten und sich deswegen viele Chancen auftaten. Shaqiris Außenristabschluss landete im Außennetz (30.), fünf Minuten später erhöhte Serbien durch Vlahovic. Nach einem neuerlichen Schweizer Ballverlust im Mittelfeld ging es wieder schnell nach vorn, und am Ende legte Vlahovic im Sechzehner den Ball ins rechte lange Eck (35.).

Vlahovic macht das 2:1 (35. Minute)

Serbien dreht die Partie. Nach einem leichtfertigen Ballverlust der Schweizer schließt Dusan Vlahovic zum 2:1 für die Serben ab.

Danach beruhigte sich das Spiel für einige Minuten, aber es war nicht der letzte Treffer vor der Pause. Nun lancierten die Schweizer einen sehenswerten Angriff über mehrere Stationen. Von Shaqiri über Sow gelangte der Ball letztlich zu Sylvan Widmer, dessen Stanglpass Embolo verwertete (44.). Vier Tore zur Halbzeit gab es bei dieser WM noch nie.

Schweiz schlägt wieder zurück

Und auch nach der Pause ging es in dieser Tonart weiter: Nur drei Minuten waren gespielt, als die „Nati“ die schönste Aktion des Abends ablieferte. Pavlovic sah im Zweikampf gegen Embolo schlecht aus, Shaqiri übernahm, und seinen gehobenen Pass legte Ruben Vargas mit der Ferse weiter zu Freuler, der trocken zum 3:2 verwertete (48.).

Torschuss von Remo Freuler
IMAGO/Matthias Koch
Freuler sorgte kurz nach der Halbzeit für die Vorentscheidung, Serbien kam nicht mehr zurück

Diesen Nackenschlag verkraftete dann Serbien nicht. Sie benötigten wiederum zwei Treffer für den Aufstieg, und die Schweiz präsentierte sich nach dem neuerlichen Führungstreffer nun defensiv kompakter und leistete sich weniger Ballverluste. Embolo vergab die endgültige Vorentscheidung aus kurzer Distanz, aber stand dabei wohl knapp im Abseits (57.). Schon in dieser Phase nahmen die Möglichkeiten ab.

Rudelbildungen überlagern Finish

Dafür nahmen die Sticheleien zu, nach einem zu Recht nicht gegebenen Elfmeter für Serbien kam es Mitte der zweiten Hälfte auch fast zu einer Rudelbildung, zumindest sahen die serbischen Wechselspieler einen Grund, komplett an der Seitenlinie zu stehen.

Fußballerisch blieb die zweite Hälfte vieles schuldig, gegen Ende nahmen in diesem politisch aufgeladenen Duell die hitzigen Duelle zu, große Chancen fanden beide Teams keine mehr vor. Serbien kassierte in der Gruppenphase acht Gegentore, nur Costa Rica erhielt mehr (elf). Damit wurden die Serben Letzte in der Gruppe G.

Stimmen zum Spiel:

Breel Embolo (Schweiz-Torschütze): „Es ist brutal ärgerlich, dass wir nicht Gruppensieger geworden sind. Wir hätten ein vierten oder sogar fünften Treffer erzielen können. Aber im Großen und Ganzen bin ich einfach stolz auf diese Mannschaft. Wir sind extrem froh. Jetzt schauen wir weiter.“

Fabian Schär (Schweiz-Verteidiger): „Wir wussten, was auf uns zukommt. Ein sehr schwieriges Spiel. Am Ende sind wir verdient weitergekommen. Wir waren die souveränere Mannschaft. Am Schluss wurde es hektisch. Wir haben versucht, ruhig zu bleiben. Wir haben nicht mehr viel zugelassen. Wir hätten sogar nur noch ein Tor benötigt, um Gruppensieger zu werden. Aber wenn wir eines bekommen … Es war irgendwie verwirrend.“

FIFA WM 2022, Gruppe G, dritter Spieltag

Freitag:

Serbien – Schweiz 2:3 (2:2)

Doha, Stadium 974, 41.378 Zuschauer, SR Rapallini (ARG)

Torfolge:
0:1 Shaqiri (20.)
1:1 A. Mitrovic (26.)
2:1 Vlahovic (35.)
2:2 Embolo (44.)
2:3 Freuler (48.)

Serbien: V. Milinkovic-Savic – Milenkovic, Veljkovic (55./Gudelj), Pavlovic – A. Zivkovic (78./Radonjic), Lukic, Kostic – S. Milinkovic-Savic (68./Maksimovic), Tadic (78./Djuricic) – Vlahovic (55./Jovic), A. Mitrovic

Schweiz: Kobel – Widmer, Schär, Akanji, Rodriguez – Sow (68./Fernandes), Freuler, Xhaka – Shaqiri (68./Zakaria), Embolo (96./Okafor), Vargas (83./Fassnacht)

Gelbe Karten: S. Milinkovic-Savic, Pavlovic, Rajkovic (auf Bank), Gudelj, Mitrovic, Milenkovic bzw. Widmer, Xhaka, Schär