Niederländische Mannschaft jubelt
IMAGO/Uwe Kraft
FIFA WM 2022

Niederlande glänzen mit Effizienz

Das 3:1 gegen die USA hat den Niederlanden nicht nur einen Platz im Viertelfinale der WM in Katar gebracht, sondern auch einige positive Erkenntnisse. Der letztlich sichere Erfolg gegen einen engagierten, aber oft zu ideenlosen Gegner war vor allem vor der Pause ein Resultat der effizienten Spielweise. Die zahlreichen Kritiker in der Heimat scheinen daher fürs Erste milder gestimmt zu sein.

„Wir stehen im Viertelfinale. Wenn du gewinnst, hast du Freunde“, sagte der ehemalige Starstürmer Marco van Basten im niederländischen TV-Sender NOS. Obwohl das Team ungeschlagener Gruppensieger wurde, hatte es zahlreiche Fußballlegenden, TV-Experten und Medien gegeben, die mit dem Spielstil unter Bondscoach Louis van Gaal nicht zufrieden waren. Im ersten K.-o.-Spiel wirkte der Auftritt erneut nicht spektakulär, dafür über weite Strecken abgeklärt.

Zudem scheinen die bisher eher schwachen Außenspieler Denzel Dumfries und Daley Blind in Form zu kommen. Dumfries war der „Man of the Match“, sorgte für zwei Assists und schoss das dritte Tor selbst. „Es ist ein großer Sieg für uns und gut für die Zukunft“, sagte er nach dem Spiel. Blind traf zum 2:0 und zeigte sich auch sonst deutlich verbessert.

Niederlande ziehen ins Viertelfinale ein

„Oranje“ setzte sich im Khalifa International Stadium von al-Rajjan gegen die USA mit 3:1 (2:0) durch. Zum Mann des Spiels avancierte Denzel Dumfries mit zwei Assists und einem Tor.

Aufwärts geht es auch mit dem designierten Torjäger Memphis Depay, um dessen Fitness es Sorgen gab. Van Gaal hat ihn im Laufe des Turniers behutsam aufgebaut: Im ersten Spiel gegen Senegal kam er erst nach gut einer Stunde, gegen Ecuador bekam er eine ganze Hälfte, in der Partie gegen Katar spielte der Stürmerstar erstmals von Beginn an bis zur 66. Minute. Am Samstag zeigte er mit dem ersten Tor und einigen weiteren Szenen, wie gefährlich und wichtig er für die „Elftal“ ist.

Memphis Depay (Niederlande) mit Ball
Reuters/Lee Smith
Depay zeigte sein Können und war auch als Torschütze erfolgreich

„Viele Dinge, die wir besser machen können“

Die Kritik über die unattraktive Spielweise lässt die Akteure aber nicht kalt, das zeigte sich an den Wortmeldungen nach dem Spiel. „Wir haben natürlich versucht, auch attraktiv zu spielen“, sagte etwa Depay. Nachsatz: „Aber am Ende sind wir durchgekommen, das zählt.“ Selbstkritik übte Kapitän und Abwehrchef Virgil van Dijk: „Daheim sind viele kritisch, weil sie wissen, dass wir besser spielen können. Es sind noch viele Dinge, die wir besser machen können. Vor allem, wenn wir in Ballbesitz sind.“

Van Dijks Defensivreihe hatte großteils alles unter Kontrolle, vor allem vor der Pause. Dass die US-Amerikaner zu Beginn beider Spielhälfte Großchancen hatten, sollte aber zu denken geben. So war es auch Torhüter Andries Noppert zu verdanken, dass man nicht gleich in den Anfangsminuten in Rückstand geriet. Mit Argentinien kommen im Viertelfinale am Freitag ganz andere Sturmkaliber auf die niederländische Abwehrreihe zu, allen voran der nicht immer zaubernde, aber in Katar durchaus torgefährliche Lionel Messi.

Vorarbeiten auf Heim-WM

Für die USA war es letztlich eine Weltmeisterschaft – und vor allem ein Achtelfinale – um weiterzulernen. Die großteils jungen Spieler werden in vier Jahren bei der gemeinsam mit Mexiko und Kanada veranstalteten Heim-WM deutlich mehr Erfahrung haben und könnten dann noch weit gefährlicher sein, als sie es in Katar ohnehin schon waren. So kann sich die Mannschaft von Teamchef Gregg Berhalter Unentschieden gegen Wales und England, einen Sieg gegen den Iran und ein Achtelfinale zugutehalten, in dem sie den Favoriten durchaus fordern konnte.

US-Coach Gregg Berhalter
Reuters/Annegret Hilse
Coach Berhalter konnte mit dem WM-Auftritt seines Teams zufrieden sein

„Wir haben viele amerikanische Fans stolz gemacht mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben“, sagte Abwehrspieler Walker Zimmerman. „Wir haben viele amerikanische Fans stolz gemacht mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben.“ Tormann Matt Turner trauerte den vergebenen Torchancen nach: „Wir hatten genug Möglichkeiten, mehr als ein Tor zu erzielen. Aber es ist ein enormes Potenzial vorhanden. Wir haben gegen England und gegen die Niederlande gespielt und haben beiden Teams harte Phasen beschert.“

„Da ist wirklich etwas zusammengewachsen“, bilanzierte auch Berhalter, der seine Zukunft offen ließ. „In den vergangenen Monaten war ich auf die WM konzentriert. In den kommenden Wochen will ich den Kopf freibekommen und schauen, was als Nächstes kommt“, sagte der 49-Jährige. Mit Blick auf das Turnier im eigenen Land ist der Trainer zuversichtlich. „Können wir gegen Topteams gut genug spielen, um zu gewinnen? Die Mannschaft ist nah dran“, betonte Berhalter. „Das Ergebnis war heute etwas komisch, wenn man das Spiel dazu sieht. Aber die amerikanische Öffentlichkeit kann optimistisch sein.“ Die Niederländer seien bei der Chancenverwertung einfach besser gewesen. „Ansonsten war nicht viel Unterschied zwischen den beiden Mannschaften.“