Jubel von Kylian Mbappe und Olivier Giroud
IMAGO/Matthias Koch
FIFA WM 2022

Torjäger schießen Frankreich weiter

Frankreich ist am Sonntag ins Viertelfinale der WM in Katar eingezogen. Der Titelverteidiger setzte sich im Al Thumama Stadium von Doha gegen Polen mit 3:1 (1:0) durch und trifft in der nächsten Runde am kommenden Samstag auf England. Maßgeblich für den französischen Erfolg gegen Polen waren die beiden Torjäger Olivier Giroud und Kylian Mbappe.

Giroud erzielte kurz vor der Pause das 1:0 (44.) und schrieb damit ein Stück französische Fußballgeschichte. Der 36-Jährige hält nun bei 52 Toren in der „Equipe Tricolore“ und überholte damit Thierry Henry in der ewigen Bestenliste. Mbappe verzeichnete nach der Pause seine WM-Treffer vier und fünf (74., 91.). Der 23-Jährige hält damit in seiner Karriere bereits bei neun Treffern bei einer WM. Zusammen schoss das Duo bisher acht der neun französischen Tore in Katar.

Für die Polen, die vor allem in der ersten Hälfte Chancen auf die Führung hatten, traf Robert Lewandowski tief in der Nachspielzeit per Elfmeter (99.). Für seinen zweiten WM-Treffer brauchte der Starstürmer aber zwei Versuche. Am Ausgang änderte das nichts. Die Polen schieden in ihrem ersten WM-Achtelfinale seit 36 Jahren abermals aus. Damals hatte es eine 0:4-Niederlage gegen Brasilien gegeben.

Frankreich löst Viertelfinal-Ticket

Frankreich hat bei der Fußball-WM in Katar den nächsten Schritt zur erfolgreichen Titelverteidigung geschafft. Der amtierende Weltmeister setzte sich am Sonntag im Achtelfinale gegen Polen mit 3:1 (1:0) durch und zog damit souverän in die nächste Runde ein.

Frankreich überlegen, aber nicht zwingend

Nach der großen Rotation im letzten Gruppenspiel gegen Tunesien (0:1) kehrten bei Frankreich wie erwartet die Topstars zurück in die Startelf. Goalie Hugo Lloris kam zu seinem 142. Einsatz für die „Equipe Tricolore“ und zog mit Rekordspieler Lilian Thuram gleich. Polen bot in der Offensive neben Lewandowski nominell keinen zweiten Stürmer auf. Trainer Czeslaw Michniewicz setzte auf ein verdichtetes Mittelfeld, aus dem Lewandowski in Szene gesetzt werden sollte.

In Szene setzten sich aber zunächst die Franzosen. Nicht nur wie üblich beim Mitsingen der schwungvollen „Marseillaise“, sondern auch auf dem Rasen. Die Überlegenheit resultierte aber nicht in hochkarätigen Chancen. Trotzdem kündigte sich schon in den ersten Minuten an, dass die polnische Defensive permanent hellwach würde sein müssen, um gegen die französische Offensivpower standzuhalten.

Eine Großchance auf beiden Seiten

Und das waren die Polen auch. Frankreichs Ausbeute hielt sich bis auf Weitschüsse von Aurelien Tchouameni (12.), Ousmane Dembele (17.) und Jules Kounde (22.), bei denen Goalie Wojciech Szczesny auf dem Posten war, in Grenzen. Auf der Gegenseite probierte es Lewandowski mit seinem schwächeren linken Fuß ebenfalls aus der Distanz, der Schuss ging aber gut einen Meter an der rechten Stange vorbei (21.).

Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Franzosen mit Kombinationsspiel vor das Tor kamen – aber da hätte das 1:0 fällen müssen. Doch Giroud war nach der Dembele-Hereingabe einen halben Schritt zu langsam und bugsierte den Ball neben das leere Tor (29.). Die Polen wurden offensiv mutiger und hatten drei Abschlüsse in Folge. Die beste Chance fand Piotr Zielinski vor, dessen zu zentralen Schuss vom Elferpunkt Lloris mit dem Oberschenkel abwehren konnte. Den finalen Nachschuss von Jakub Kaminski klärte Raphael Varane vor der Linie (38.).

Abwehr von Hugo Lloris
AP/Ebrahim Noroozi
Frankreich-Goalie Hugo Lloris hatte Glück, dass der Schuss von Jakub Kaminski zwar scharf, aber viel zu zentral war

Giroud schlägt vor der Pause zu

Kurz vor der Pause schlugen dann die Franzosen in Person von Giroud doch noch zu. Der Milan-Stürmer löste sich von Jakub Kiwior und wurde von Mbappe mit einem Lochpass ideal angespielt. Giroud ließ sich nicht lange bitten, traf ins lange Eck (44.) und machte sich damit zum französischen Rekordtorschützen. Den Polen gelang fast die perfekte Antwort, doch der Schuss von Kaminski wurde ins Außennetz abgefälscht (45.+1). Beim nachfolgenden Corner ließ Lloris den Ball fallen, konnte ihn aber im Nachfassen sichern.

Tor zum 1:0 von Olivier Giroud
IMAGO/Pro Shots
Beim Schuss von Olivier Giroud streckte sich Wojciech Szczesny vergeblich

Die Polen lieferten in den ersten 45 Minuten ihre bisher beste Leistung bei dieser Weltmeisterschaft ab und wollten nach der Pause daran anschließen. Der Beginn der zweiten Hälfte stand aber im Zeichen der Franzosen, die ihren zweiten Treffer wollten. Der finale Pass fand aber keinen Abnehmer. Ein abgefälschter Schuss von Mbappe ging knapp an der rechten Stange vorbei. Szczesny wäre chancenlos gewesen, war er doch ins andere Eck unterwegs (56.). Kurz darauf ging Szczesny im Luftduell mit Varane zu Boden. Giroud traf per Fallrückzieher, die Aktion war davor aber schon abgepfiffen (58.).

Mbappe-Doppelpack sorgt für Entscheidung

Die Polen bekamen in dieser Phase kaum Zugriff und reagierten personell. Arkadiusz Milik ersetzte Sebastian Szymanski, was für mehr Offensive für die letzte halbe Stunde sprach. Es wurde ein wenig besser, es musste aber noch mehr gehen, weshalb Coach Michniewicz Nicola Zalewski und Krystian Bielik brachte. Die Polen wurden offensiver, was den Franzosen Räume öffnete.

Eine dieser Gelegenheiten nutzte der Titelverteidiger für den zweiten Treffer. Giroud, Dembele und Mbappe kamen in eine Drei-gegen-drei-Situation und nutzten das eiskalt aus. Final kam der Ball zum PSG-Stürmer, der im Strafraum kurz verzögerte und ins kurze, obere Eck abschloss (74.). Für Giroud und Dembele war kurz darauf die Partie vorbei. Für das Duo kamen Kingsley Coman und Marcus Thuram. Den Polen war mit dem 2:0 der Stecker gezogen.

Tor zum 2:0 von Kylian Mbappe
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Kylian Mbappe ist nicht nur schnell, sondern stellte beim 2:0 auch seine ausgereifte Schusstechnik unter Beweis

Mit einem sehenswerten Treffer machte dann Mbappe endgültig den Deckel auf die Partie. Der Starstürmer drehte sich im Strafraum zum Tor und schlenzte den Ball ins lange Eck (91.). Die Nachspielzeit hielt dann noch einen Treffer parat – für die Polen. Dayot Upamecano wurde im Strafraum an der Hand getroffen. Nach Videoüberprüfung gab es Elfmeter. Wie schon gegen Mexiko vergab Lewandowski zunächst. Der Barcelona-Stürmer bekam aber eine zweite Chance, da sich Llori zu früh bewegt hatte. Diesen Versuch verwertete er dann sicher (99.).

Stimmen zum Spiel:

Didier Deschamps (Teamchef Frankreich): „Es war nicht einfach, denn Polen eine gut organisierte Mannschaft ist. Wir mussten zur Pause einige Positionsänderungen vornehmen. Heute ist der große Willen meiner Spieler belohnt worden. Wenn du Kylian (Mbappe, Anm.) siehst: Mit diesen Fähigkeiten kannst du viele Probleme lösen.“

Olivier Giroud (Rekordtorschütze Frankreich): „Das Abenteuer geht weiter. Wir sind eine Superbande von Kameraden. Das sieht man auf dem Platz. Der Weg ist noch lang, aber heute werden wir feiern.“

Czeslaw Michniewicz (Teamchef Polen): „Meine Zukunft ist heute egal. Wir haben unsere Hausaufgabe gemacht und die Gruppenphase überstanden. Das haben wir 36 Jahre lang nicht geschafft. Aber dann sind wir leider auf den Weltmeister getroffen.“

Frankreich – Polen 3:1 (1:0)

Doha, Al Thumama Stadium, 40.989 Zuschauer, SR Valenzuela (VEN)

Torfolge:

1:0 Giroud (44.)
2:0 Mbappe (74.)
3:0 Mbappe (90.+1)
3:1 Lewandowski (90.+9/Elfmeter)

Frankreich: Lloris – Kounde (92./Disasi), Varane, Upamecano, T. Hernandez – Tchouameni (66./Fofana), Rabiot – O. Dembele (76./Coman), Griezmann, Mbappe – Giroud (76./Thuram)

Polen: Szczesny – Cash, Glik, Kiwior (86./Bednarek), Bereszynski – Krychowiak (71./Bielik) – J. Kaminski (71./Zalewski), Zielinski, S. Szymanski (64./Milik), Frankowski (87./Grosicki) – Lewandowski

Gelbe Karten: Tchouameni bzw. Bereszynski, Cash

Die Besten: Mbappe, Giroud, Rabiot, Varane bzw. Szczesny, Zielinski