Frederic Vasseur
GEPA/Wolfgang Jannach
Formel 1

Vasseur soll Ferrari zu WM-Titel führen

Ferrari hat Frederic Vasseur als neuen Formel-1-Teamchef verpflichtet. Der Franzose kommt vom Partnerrennstall Alfa Romeo und ersetzt Mattia Binotto, der den Traditionsrennstall zum Saisonende verlassen hat. Wie die „Scuderia“ am Dienstag bekanntgab, soll Vasseur sein Amt am 9. Jänner antreten und die titellose Durststrecke in Maranello beenden. Die Königspersonalie ist damit geklärt, doch das Wechselspiel geht weiter.

Vasseur ist seit mehr als 25 Jahren im Motorsport unterwegs und war auch schon Teamchef bei Renault. Mitte 2017 war der 54-jährige Franzose zum Schweizer Sauber-Rennstall gewechselt, der aktuell unter dem Namen Alfa Romeo in der Formel 1 startet. Das Team arbeitet eng mit Ferrari zusammen und bezieht unter anderem seine Motoren von der „Scuderia“.

Das Personalkarussell in der Formel 1 drehte sich am Dienstag aber munter weiter. Andreas Seidl verlässt McLaren und wechselt zum Sauber-Rennstall. Wie das Team mitteilte, steigt der 46-Jährige im Jänner als neuer Geschäftsführer ein. Der 46-Jährige Deutsche folgt damit Vasseur nach. Seidl hatte den britischen Rennstall seit 2019 geleitet und wieder zurück in die erweiterte Spitze gebracht.

Für Seidl bietet sich eine interessante Perspektive, steigt doch Audi beim Schweizer Sauber-Rennstall ein, zur Saison 2026 geht Sauber dann als Audi-Werksteam in der Königsklasse an den Start. Das Motorsportzentrum der Volkswagen-Tochter am Standort Neuburg an der Donau ist deutlich näher an der Heimat von Seidl als die McLaren-Fabrik im englischen Woking. Zudem hat Seidl als früherer Porsche-Rennleiter eine VW-Vergangenheit.

Strategiewechsel bei Ferrari

Bei Ferrari ist die Verpflichtung von Vasseur ein Strategiewechsel. Nach dem Abschied von Jean Todt, der gemeinsam mit Michael Schumacher für die erfolgreichste Formel-1-Ära der „Scuderia“ stand, kamen alle Teamchefs aus dem eigenen Haus. Stefano Domenicali, Marco Mattiaci, Maurizio Arrivabene und zuletzt Binotto wurden aus den eigenen Reihen befördert. Auf einen weiteren Fahrertitel aber wartet Ferrari seit dem WM-Triumph von Kimi Räikkönen im Jahr 2007, damals noch unter Todts Regie.

Zuletzt hatte auch Binotto die in ihn gesetzte Hoffnung nicht erfüllen können, er verlässt Ferrari zum Jahresende. Er war Anfang 2019 Teamchef der „Scuderia“ geworden. Die Trennung zum Saisonende wurde in gegenseitigem Einverständnis getroffen. „Ich denke, es ist richtig, diesen Schritt zu diesem Zeitpunkt zu tun, so schwer mir diese Entscheidung auch gefallen ist“, sagte Binotto vor zwei Wochen nach der offiziellen Bekanntgabe seines Rücktritts.

Charles Leclerc und Ferrari-Teamchef Mattia Binotto
IMAGO/PanoramiC/Xavi Bonilla
Binotto (r.) und Leclerc konnten den „Tifosi“ nicht den ersehnten WM-Titel schenken

In seinem Statement zum Abschied zeigte sich der nunmehrige Ex-Teamchef darüber zufrieden, ein „geeintes und wachsendes Team“ zurückzulassen. Ferrari sei zudem „mit Sicherheit ein starkes Team, das die höchsten Ziele erreichen kann und dem ich für die Zunkunft alles Gute wünsche“. Auch auf seine eigene Zeit bei der „Scuderia“ blickte Binotto zufrieden zurück. „Ich verlasse das Unternehmen, das ich liebe und von dem ich 28 Jahre ein Teil war, mit der Gewissheit, dass ich alles gegeben habe, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen.“

Fehler verspielen WM-Führung

Die Hoffnung, Ferrari den ersten Fahrertitel seit 15 Jahren und den ersten bei den Konstrukteuren seit 2008 zu bescheren, erfüllte sich aber auch unter Binotto nicht. In der abgelaufenen Saison wurde Charles Leclerc WM-Zweiter hinter Max Verstappen im Red Bull. Nach drei Rennen lag der Monegasse aber sogar 46 Punkte vor dem Niederländer. Fahrfehler, Strategieaussetzer und technische Schäden kosteten aber anschließend ein noch besseres Abschneiden und Binotto letztlich auch den Job.

Binotto gehörte seit 1995 zum Team des Traditionsrennstalls. Damals stieß der Absolvent der Universität Lausanne zur „Scuderia“. Der 53-Jährige diente damals Rekordweltmeister Michael Schumacher in dessen Ferrari-Ära als Motoreningenieur. Später stieg der Schweizer zum Technikdirektor auf, ehe er Anfang 2019 nach einem Machtkampf Maurizio Arrivabene als Teamchef ablöste.