Lionel Messi und Julian Alvarez
Reuters/Carl Recine
FIFA WM 2022

Superstar Messi führt Argentinien ins Finale

Argentinien hat am Dienstag mit einer souveränen Vorstellung den Einzug ins Endspiel der WM in Katar geschafft. Die „Albiceleste“ setzte sich im Lusail Iconic Stadium gegen Vizeweltmeister Kroatien mit 3:0 (2:0) durch. In Hochform agierte dabei Lionel Messi, der nun mit einem Erfolg im Endspiel gegen den Sieger aus dem Mittwoch-Duell Frankreich gegen Marokko (20.00 Uhr, live in ORF1) seine außergewöhnliche Karriere krönen könnte.

Nach einer von Taktik geprägten ersten halben Stunde brachte Messi sein Team vor 89.000 Zuschauern mit einem Elfmeter in Führung (34.). Für die Entscheidung sorgte Julian Alvarez, der auch den Penalty herausgeholt hatte.

Der 22-Jährige erzielte in der 39. Minute das 2:0 und schnürte in der 69. Minute nach sehenswerter Vorarbeit von Messi den Doppelpack. Während Kroatien damit das zweite WM-Finale in Serie verwehrt geblieben ist, schaffte Argentinien in seinem sechsten WM-Halbfinale zum sechsten Mal den Einzug ins Endspiel.

Entscheidung durch Alvarez

Messi legt nach einem Dribbling im Strafaum für Alvarez auf, der aus kurzer Distanz vollendet.

Dort wird Messi mit seinem insgesamt 26. WM-Spiel auch zum alleinigen Rekordhalter. Gegen Kroatien ist der Superstar mit nun 25 Partien mit dem Deutschen Lothar Matthäus gleichgezogen. Mit seinem Tor zum 1:0 verbuchte Messi einen weiteren Rekord. Der 35-Jährige überholte mit seinem elften Treffer Gabriel Battistuta und ist nun Argentiniens bester WM-Torschütze. Das alles wird Messi aber nichts bedeuten, wenn es am Sonntag (16.00 Uhr, live in ORF1) nicht mit dem dritten WM-Titel für Argentinien nach 1978 und 1986 klappt.

Lionel Messi (ARG)
AP/Thanassis Stavrakis
Lionel Messi bejubelte seinen sehenswert verwandelten Elfmeter zur argentinischen Führung

Nur ein Torschuss in den ersten 30 Minuten

Im Vergleich zum Viertelfinale gegen die Niederlande wechselten die Argentinier das System. Statt einer Dreierkette kehrte Coach Lionel Scaloni zum 4-4-2 zurück und somit zu mehr Kompaktheit im Mittelfeld. Mit Messi und Alvarez begannen nur zwei nominelle Angreifer. Im Mittelfeld kamen mit Alexis Mac Allister, Rodrigo de Paul, Enzo Fernandez und Leandro Paredes gleich vier zweikampfstarke Spieler zum Einsatz. Letzterer ersetzte Lisandro Martinez. Für den gelbgesperrten Marcos Acuna spielte Nicolas Tagliafico. Bei Kroatien stand hingegen dieselbe Startelf wie gegen Brasilien auf dem Feld.

In den ersten Minuten konnte sich keine Mannschaft einen Vorteil erspielen, Zweikämpfe und taktische Disziplin gepaart mit sicherem Passspiel standen an der Tagesordnung. In der 16. Minute gab es für Kroatien immerhin den ersten Eckball, der zu nichts führte. Fehlervermeidung hatte weiter oberste Priorität. In der 25. Minute gab es dann den ersten Torschuss der Partie durch Argentinien. Goalie Dominik Livakovic war beim Versuch von Fernandez aber auf dem Posten.

Argentinischer Doppelschlag aus dem Nichts

Nach ereignislosen 30 Minuten wurde dann der Bann gebrochen – und das aus dem Nichts innerhalb weniger Minuten gleich mit zwei Toren für Argentinien. Nach einem langen Pass lief Alvarez alleine auf das Tor zu. Der Argentinier hob den Ball über Livakovic und prallte danach mit dem kroatischen Goalie zusammen. Schiedsrichter Daniele Orsato zeigte sofort auf den Elferpunkt. Der Penalty wurde zur Chefsache. Während Messi gegen die Niederlande den Elfer noch ins Tor gerollt hatte, jagte er diesmal den Ball unhaltbar ins rechte Kreuzeck (34.).

Messi trifft per Elfmeter

Nachdem Livakovic Alvarez zu Fall gebracht hat, gibt es einen Elfmeter für Argentinien, den Messi verwertet.

Fünf Minuten danach wurde es noch bitterer für die Kroaten. Nach einem Eckball lief der Vizeweltmeister in einen Konter. Trotz mehrerer Klärungsversuche der Kroaten arbeitete sich Alvarez mit Willen und auch Ballglück vor das Tor und bezwang Livakovic zum Doppelschlag (39.). Die Kroaten gerieten ins Schwimmen und hatten Glück, nicht noch weiter in Rückstand zu geraten. Livakovic verhinderte nach Kopfball von Mac Allister das dritte Tor (42.). Auf der Gegenseite konnte Emiliano Martinez einen abgefälschten Schuss abwehren (45.).

Alvarez erhöht auf 2:0

Nach einem Eckball für Kroatien kontert Argentinien, Alvarez stößt durch die Mitte vor und trifft aus kurzer Distanz.

Kroatien mühte sich vergeblich

In der zweiten Hälfte war wieder einmal die kroatische Mentalität gefragt, wie schon mehrmals bei der WM einen Rückstand aufzuholen. Gelingen sollte das mit zwei neuen Spielern. Mislav Orsic und Nikola Vlasic ersetzten Borna Sosa und Mario Pasalic. In der 50. Minute kam auch noch Mittelstürmer Bruno Petkovic, der gegen Brasilien den Ausgleich erzielt hatte. Die Kroaten standen jetzt wesentlich höher und attackierten früher. Argentinien hatte mit den zwei Viererketten aber alles unter Kontrolle und ließ wenig zu.

Luka Modric
Reuters/Molly Darlington
Auch Luka Modric tat sich diesmal schwer, im kroatischen Offensivspiel Akzente zu setzen

Offensiv boten sich den „Gauchos“ mehr Räume, die sie für Konter nutzten. Messi scheiterte nach Doppelpass mit einem Schuss aus spitzem Winkel an Livakovic (58.). In der 62. Minute wurde es auch im argentinischen Strafraum brenzlig. Nach einer Freistoßflanke von Modric konnte Martinez nach Kopfball von Dejan Lovren die Situation aber klären (62.). Wirklich zwingend wurden die Kroaten nicht. Argentinien hatte zu diesem Zeitpunkt durch die Hereinnahme von Lisandro Martinez statt Paredes auf eine Fünferkette umgestellt.

Traumhafte Vorarbeit von Messi zum 3:0

Die kroatischen Hoffnungen schwanden von Minute zu Minute und wurden mit dem dritten argentinischen Treffer endgültig zunichte gemacht. Ausgangspunkt war ein unwiderstehliches Solo von Messi. Der Superstar dribbelte sich über die Seitenlinie in den Strafraum. Dort ließ der 35-Jährige den 20-jährigen Josko Gvardiol ganz alt aussehen und legte den Ball ideal zurück auf Alvarez. Der Manchester-City-Stürmer nahm die Vorlage dankend an und traf zum 3:0 (69.).

Im Stadion waren längst nur noch die Gesänge der argentinischen Fans zu hören, von den kroatischen Anhängern glaubte wohl keiner mehr an die Comebackfähigkeiten ihrer „Vatreni“. In der 81. Minute war dann die Partie für Modric vorbei, der kroatische Kapitän wird aber voraussichtlich im Spiel um Platz drei noch ein letztes Mal die WM-Bühne betreten. Chancen gab es auch noch. Mac Allister vergab das 4:0 für Argentinien (83.). Auf der Gegenseite verpasste Lovren einen per Kopf verlängerten Eckball nur knapp und somit den Ehrentreffer für den Vizeweltmeister (85.).

Stimmen zum Spiel:

Lionel Messi (Argentinien-Kapitän): „Es gehen mir so viele Dinge durch den Kopf. Ich weiß gar nicht, wie ich meine Gefühle beschreiben soll. Wenn ich diese Leute sehe, die Menschen, die Familien, diese Fangemeinde, die uns die ganze Zeit begleitet hat. Jetzt sind wir im Finale, das wollten wir. Es hat unglaublich Spaß gemacht, so weit zu kommen. Das müssen wir genießen. Das ist auch ein Sieg für meine Familie, aber auch für die Fußballfamilie Argentiniens.“

Julian Alvarez (Argentinien-Stürmer): „Wir haben das verdient. Es ist ein tolles Spiel, das wir gemacht haben. Es ist eine Riesenfreude für alle. Wir freuen uns sehr auf das Finale.“

Zlatko Dalic (Kroatien-Teamchef): „Es ist eine verdiente Niederlage, ich gratuliere Argentinien zum Finaleinzug. Wir hatten viele gute Situationen, aber wir waren nicht mobil genug. Vor allem in der Angriffszone waren wir nicht konkret. Uns fehlte dieser eine echte Angreifer, um durchzubrechen. Wenn uns das (Halbfinale, Anm.) jemand vor der WM angeboten hätte, hätten wir es angenommen, das ist ein toller Erfolg für die kroatische Nationalmannschaft, und wir sind stolz.“

FIFA WM 2022, Halbfinale

Dienstag:

Argentinien – Kroatien 3:0 (2:0)

Lusail, Lusail Stadium, 88.966 Zuschauer, SR Orsato (ITA)

Torfolge:
1:0 Messi (34./Elfmeter)
2:0 Alvarez (39.)
3:0 Alvarez (69.)

Argentinien: E. Martinez – Molina (86./Foyth), Romero, Otamendi, Tagliafico – De Paul (74./Palacios), Paredes (62./Li. Martinez), Fernández, Mac Allister (86./Correa) – Messi, Alvarez (74./Dybala)

Kroatien: Livakovic – Juranovic, Lovren, Gvardiol, Sosa (46./Orsic) – Modric (81./Majer), Brozovic (50./Petkovic), Kovacic – Pasalic (46./Vlasic), Perisic – Kramaric (72./Livaja)

Gelbe Karten: Romero, Otamendi bzw. Livakovic, Kovacic

Die Besten: Messi, Alvarez bzw. Modric, Kovacic