„Das ist der Kindheitstraum eines jeden. Ich kann mich glücklich schätzen, in meiner Karriere alles erreicht zu haben“, jubelte Messi im Moment seines vielleicht schönsten Erfolges. „Das, was fehlte, ist nun da. Das wollte ich zum Ende meiner Karriere, es gibt nichts mehr, was ich noch will. Danke Gott, er hat mir alles gegeben.“ Es war sein letztes Spiel bei einer WM, aber nicht das letzte im Teamtrikot, denn er wolle noch ein paar Spiele als Weltmeister erleben, sagte er.
Seine Erleichterung war spürbar. Im Clubfußball hat Messi mit dem FC Barcelona schon längst alles abgeräumt. Dass er seit seinem Wechsel zu Paris Saint-Germain 2021 international ohne Titel blieb, spielt da keine Rolle. Bei großen Turnieren mit seinem Heimatland blieb ihm der Erfolg aber lange verwehrt. 2006 und 2010 scheiterte Argentinien im WM-Viertelfinale an Deutschland, 2014 behielt die DFB-Auswahl im Finale mit 1:0 nach Verlängerung die Oberhand. Und 2018 war im Achtelfinale gegen den späteren Triumphator Frankreich Endstation. Es schien, als bliebe das eher als schmückendes Beiwerk verstandene Olympiagold 2008 Messis einziger Titel mit der „Albiceleste“.
Messi am Ziel
Bei seiner fünften WM-Teilnahme hat er es endlich geschafft – Lionel Messi wird mit Argentinien Weltmeister. Es war der letzte große Titel, der dem 35-Jährigen noch gefehlt hat, doch der Weg dorthin war mit dem Nationalteam nicht immer einfach.
Im letzten Versuch hat es geklappt
Immerhin kündigte sich 2021 mit dem erstmaligen Gewinn der Copa America seit 1993 Großes an. Und die Truppe von Trainer Lionel Scaloni, bei der WM 2006 Mitspieler des damals jungen Messi, konnte den Erwartungen tatsächlich gerecht werden. Der sechsfache Weltfußballer Messi kam im Laufe des Turniers immer besser in Form, spielte in der K.-o.-Runde auf, als sei er 25, und führte sein Team so abgeklärt und zugleich gut gelaunt wie selten zuvor zum Triumph. Ein Triumph, der vielen nach dem blamablen 1:2 gegen Saudi-Arabien zum Auftakt noch als Fata Morgana erschienen war.
Auch wenn „La Pulga“ in der Torschützenliste trotz seiner sieben Treffer das Nachsehen gegenüber Frankreichs um zwölf Jahre jüngerem Superstar Kylian Mbappe (8) hatte, brach er auf dem Weg dorthin mehrere Rekorde. Mit seinem 26. WM-Einsatz zog er im Finale am bisherigen Rekordhalter Lothar Matthäus vorbei. Mit insgesamt 2.314 Minuten hat er auch die meisten WM-Minuten in den Beinen. Am Sonntag löste er den Italiener Paolo Maldini ab, der bei 2.217 hält.
Rekorde über Rekorde
Zudem führt er mit drei Assists die diesbezügliche WM-Hitparade gemeinsam mit Harry Kane (England), Antoine Griezmann (Frankreich) und Bruno Fernandes (Portugal) an. Dank seiner nun insgesamt 13 WM-Tore ließ er auf nationaler Ebene den bisherigen Topmann Gabriel Batistuta (10) hinter sich. Er ist der einzige Spieler der Historie, der zumindest einen Assist bei fünf WM-Endrunden vorzuweisen hat.
19-mal führte er sein Team bei der WM als Kapitän aufs Feld, auch das ist Bestmarke vor dem Mexikaner Rafa Marquez (17) und Maradona (16). Immer wieder hatten die Spieler und Betreuer versichert, sie spielten auch für den 2020 verstorbenen Maradona, die andere fast übermenschliche Gestalt im argentinischen Fußball. Der „Goldjunge“ führte seine Nation 1986 zum WM-Titel – dem bis Sonntag letzten – und stand deshalb trotz aller Eskapaden für viele Landsleute noch immer über Messi. Diese Debatte wurde in Lusail wohl endgültig beendet.
„Noch ein paar Spiele als Weltmeister erleben“
Seine Teamkarriere ist unterdessen noch nicht beendet. „Ich möchte noch ein paar Spiele als Weltmeister erleben“, sagte er im Sender TyC Sports. „Ich liebe den Fußball, was ich tue. Ich genieße es, in der Nationalmannschaft zu sein.“ Trainer Scaloni würde die Fortsetzung der Karriere seines Superstars absolut begrüßen. „Wenn er weitermachen will, wird er bei uns sein“, sagte der 44-jährige Weltmeistercoach. „Es liegt bei ihm. Es ist so eine große Freude, ihn und seine Teamkollegen zu trainieren. Alles, was er weitergibt, das ist surreal, so etwas habe ich noch nie gesehen, dass jemand so viel gibt.“
FIFA WM 2022, Finale
Sonntag:
Argentinien – Frankreich 3:3 n. V. (2:2, 2:0), 4:2 i. E.
Lusail, Lusail Stadium, 88.966 Zuschauer, SR Marciniak (POL)
Torfolge:
1:0 Messi (23./Foulelfmeter)
2:0 Di Maria (36.)
2:1 Mbappe (80./Foulelfmeter)
2:2 Mbappe (81.)
3:2 Messi (108.)
3:3 Mbappe (118./Handelfmeter)
Elfmeterschießen:
0:1 Mbappe trifft wuchtig ins linke Eck
1:1 Messi rollt den Ball locker ins Netz
1:1 Coman scheitert an Goalie Martinez
2:1 Dybala trifft genau in die Mitte
2:1 Tchouameni schießt links vorbei
3:1 Paredes trifft links
3:2 Kolo Muani trifft scharf in die Mitte
4:2 Montiel schießt Argentinien zum Titel
Argentinien: E. Martinez – Molina (91./Montiel), Romero, Otamendi, Tagliafico (121./Dybala) – De Paul (102./Paredes), Fernandez, Mac Allister (116./Pezzella) – Messi, Alvarez (103./La. Martinez), Di Maria (64./Acuna)
Frankreich: Lloris – Kounde (121./Disasi), Varane (113./Konate), Upamecano, T. Hernandez (71./Camavinga) – Tchouameni, Rabiot (96./Fofana) – Dembele (41./Kolo Muani), Griezmann (71./Coman), Mbappe – Giroud (41./Thuram)
Gelbe Karten: Fernandez, Acuna, Paredes, Montiel, E. Martinez bzw. Rabiot, Thuram, Giroud (auf Bank)
Die Besten: Messi, Di Maria, Mac Allister bzw. Mbappe, Rabiot, Kolo Muani