Luka Modric
Reuters/Stephane Mahe
FIFA WM 2022

Die Traumelf der Weltmeisterschaft

Die Weltmeisterschaft 2022 ist Geschichte und hat am Sonntag mit dem dritten Titel für Argentinien und den ersten für Superstar Lionel Messi geendet. 64 Spiele gingen in knapp vier Wochen in Katar über die Bühne. Manche Akteure kamen zu keiner einzigen Einsatzminute. Andere waren lediglich Ergänzungsspieler, viele blieben hinter den Erwartungen zurück – und nur einige wenige drückten dem Turnier ihren Stempel auf.

Sie begeisterten mit Talent, Technik und Toren und glänzten auf der großen Fußballbühne. Argentinien und Frankreich stellen das Gros der EM-Traumelf von ORF.at. Das Team besteht allerdings nicht nur aus Finalisten.

Ein weites Vordringen im Turnierverlauf erhöhte natürlich die Chancen auf eine Nominierung. Spieler des Überraschungsteams Marokko und der drittplatzierten Kroaten konnten auch überzeugen. Überdies stehen ein Brasilianer und ein Engländer im 4-2-3-1-System.

Die schönsten WM-Tore

In Katar wurde bei der Fußball-WM ein neuer Torrekord aufgestellt. 172 Treffer sind noch nie zuvor bei einer Weltmeisterschaft gefallen. Die schönsten zehn Tore des Turniers lässt „Sport 20“ nochmals Revue passieren.

Tormann: Emiliano Martinez

Vor der WM war Martinez nicht unbedingt ein geläufiger Name unter den Tormännern. Spätestens nach dieser WM ist der Exzentriker vielen Fans ein Begriff. Im Viertelfinale gegen die Niederlande avancierte er mit zwei gehaltenen Penaltys zum Helden und parierte dann auch im Finale den Versuch von Kingsley Coman. Die größte und wichtigste Tat gelang ihm kurz vor Ende der Verlängerung. Mit einer sensationellen Fußabwehr klärte er in der 123. Minute gegen Randal Kolo Muani. Am Ende wurde er zum Tormann des Turniers gewählt, seinen bizarren Jubel bei der Überreichung der Trophäe hätte er sich sparen können.

Ersatz: Yassine Bounou (Marokko)

Emiliano Martinez
Reuters/Molly Darlington
Mit dieser Parade rettete Emiliano Martinez Argentinien ins Elfmeterschießen

Rechter Verteidiger: Achraf Hakimi

Bei Paris Saint-Germain hat sich Hakimi längst als rechter Verteidiger etabliert und war einer der wenigen marokkanischen Spieler, die sich bereits vor der WM einen Namen gemacht hatten. In Katar präsentierte sich der 24-Jährige als Teil einer starken Defensive und beeindruckte mit seinen Offensivqualitäten. Hakimi wuchs in Madrid auf und kam über die Stationen Real, Borussia Dortmund und Inter Mailand nach Paris. Im Achtelfinale schickte er sein Geburtsland mit einem lässig verwandelten Elfmeter nach Hause.

Ersatz: Kyle Walker (England)

Innenverteidiger: Josko Gvardiol

Der 20-Jährige hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Vor drei Jahren noch in der zweiten Mannschaft von Dinamo Zagreb zeigte Gvardiol, dass er in den nächsten Jahren ein Gradmesser auf der Position des Innenverteidigers sein wird. Der Leipzig-Legionär beeindruckte mit physischer Präsenz, Stellungsspiel und Abgebrühtheit. Im Semifinale wurde er zwar vor dem 3:0 von Lionel Messi „vernascht“, das ist aber schon anderen Kalibern passiert. Seinen Marktwert von 60 Millionen Euro hat Gvardiol sicher gesteigert, die Interessenten stehen trotzdem Schlange. Ein Transfer noch im Winter scheint nicht ausgeschlossen.

Ersatz: Romain Saiss (Marokko)

 Josko Gvardiol im Zweikampf mit Daichi Kamada
Reuters/Matthew Childs
„Maskenmann“ Josko Gvardiol lehrte die gegnerischen Angreifer das Fürchten

Innenverteidiger: Nicolas Otamendi

Mit 34 Jahren hat Otamendi vielleicht seinen Leistungszenit schon überschritten. Bei der WM wurde er allerdings zum wichtigen Puzzlestein auf dem Weg zum Titel. Der ehemalige ManCity- und aktuelle Benfica-Spieler kam in allen sieben Partien über die gesamte Spielzeit zum Einsatz. Mit seiner Einstellung und seinem Willen wurde er zum Antreiber im argentinischen Spiel. Von der Qualität gab es in Katar wohl bessere Innenverteidiger, für die Wichtigkeit eines Teams aber kaum einen.

Ersatz: Thiago Silva (Brasilien)

Linker Verteidiger: Theo Hernandez

Erst die Verletzung des eigenen Bruders hat Theo Hernandez in die französische Startelf gebracht. Nach dem Kreuzbandriss von Lucas Hernandez im Auftaktspiel gegen Australien übernahm der ein Jahr jüngere Hernandez die Position seines Bruders und avancierte zu einer treibenden Kraft im Spiel der „Equipe Tricolore“. Sowohl defensiv als auch offensiv ließ der Milan-Legionär wenige Wünsche offen. Mit seinem extrem wichtigen frühen Führungstor ebnete er Frankreich den Weg ins Finale, überdies verzeichnete er bei dieser WM zwei Assists.

Ersatz: Marcos Acuna (Argentinien)

Theo Hernandez
Reuters/Molly Darlington
Theo Hernandez zeigte bei der Endrunde mit seinen starken Leistungen auf

Defensives Mittelfeld: Luka Modric

Modric hat in Katar bewiesen, dass das Alter nur eine Zahl ist. Mit 37 Jahren lieferte der kroatische Ausnahmefußballer bei dieser WM nicht nur eine Galavorstellung ab. Nach dem Vizeweltmeistertitel führte der Kapitän seine „Vatreni“ vier Jahre später auf Platz drei. Ein Erfolg, der für das Land gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Modric war einmal mehr das Metronom, der Taktgeber im kroatischen Spiel. Sehr wahrscheinlich war der 2:1-Sieg gegen Marokko sein letzter WM-Auftritt. Bleibt zu hoffen, dass die Fans vielleicht bei der EM 2024 noch einmal in den Genuss seines Könnens kommen.

Ersatz: Sofyan Amrabat (Marokko)

Defensives Mittelfeld: Casemiro

Mit der „Hexa“ – dem sechsten WM-Titel für Brasilien – ist es erneut nichts geworden. Die „Selecao“ bewies aber, dass das Potenzial für den Gewinn des Pokals vorhanden war. Brasilien lieferte überzeugende Spiele, schied aber im Viertelfinale gegen Kroatien als bessere Mannschaft aus. Stellvertretend für seine Teamkollegen schaffte es Casemiro in die Traumelf der WM. Der langjährige Real-Star und aktuelle ManUnited-Profi überzeugte mit seinen Qualitäten im defensiven Mittelfeld.

Ersatz: Aurelien Tchouameni (Frankreich)

Rechter Flügel: Bukayo Saka

Bei der EM 2021 hatte Saka nach seinem verschossenen Penalty im Elferschießen gegen Italien viel zu verarbeiten. Ein Jahr danach präsentierte sich der 21-Jährige auf noch größerer Bühne als zukünftiger Star. Saka erzielte drei Treffer für die „Three Lions“, holte den Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen Frankreich heraus und wurde beim ersten Match beim 6:2 gegen den Iran zum Mann des Spiels gewählt. Der Arsenal-Spieler lieferte in Katar jedenfalls eine beeindruckende Probe seines außergewöhnlichen Talents ab.

Ersatz: Bruno Fernandes (Portugal)

Bukayo Saka
Reuters/Kai Pfaffenbach
Bukayo Saka und seine jungen Kollegen werden weitere Chancen auf den WM-Titel bekommen

Zentrales Mittelfeld: Lionel Messi

Bester Spieler des Turniers, sieben Tore, drei Assists und natürlich der endgültige Aufstieg in den Olymp mit dem ersten WM-Titel seiner Karriere: Messi hat in Katar der Fußballwelt noch einmal das ganze Repertoire seines Könnens gezeigt. Der 35-jährige Superstar war der unangefochtene Anführer der „Albiceleste“ und wurde diesem Anspruch mehr als gerecht. Auf dem Weg ins Endspiel lieferte Messi einige bemerkenswerte Rekorde und steht nun endgültig auf einer Stufe mit Diego Maradona – vielleicht sogar ein kleines Stück darüber.

Ersatz: Antoine Griezmann (Frankreich)

Linker Flügel: Kylian Mbappe

Miroslav Klose hat vier Jahre Vorbereitungszeit, um sich von seinem Rekord von 16 WM-Toren zu verabschieden. Passiert nichts Unvorhergesehenes, dann wird Mbappe wohl schon bei der Endrunde 2026 die Bestmarke des aktuellen Altach-Trainers überbieten. Nach vier Toren beim WM-Titel 2018 und acht 2022 hält der 23-Jährige bereits bei zwölf Treffern. Mbappe spielte in Katar das ganze Spektrum seiner Qualitäten aus: Tempo, Technik, Torgefahr. Und drei Tore in einem WM-Finale wird ihm auch so schnell keiner nachmachen. Einziges Manko ist, dass all seine Bemühungen nicht zum Titel gereicht haben.

Ersatz: Ivan Perisic (Kroatien)

Kylian Mbappe
Reuters/Paul Childs
Acht Tore in sieben Spielen von Kylian Mbappe reichten Frankreich nicht zum Titel

Mittelstürmer: Olivier Giroud

Erst die Verletzung von Karim Benzema hat Giroud in die Startelf der „Equipe Tricolore“ gespült. Der 36-Jährige bewies allerdings, dass er ein mehr als ebenbürtiger Ersatz für den Weltfußballer 2022 war. Giroud verkörperte in Katar den klassischen Mittelstürmer, einen wuchtigen Typ von Fußballer, den zum Beispiel die deutsche Nationalmannschaft gut hätte gebrauchen können. Giroud erzielte insgesamt vier Treffer und löste Thierry Henry mit nun 53 Treffern als französischen Rekordtorschützen ab. Diese Bestmarke hat aber wohl auch ein Ablaufdatum. Stichwort Mbappe, der hält auch schon bei 36.

Ersatz: Julian Alvarez (Argentinien)

Trainer: Walid Regragui

Erst im August übernahm Regragui das Amt als marokkanischer Teamchef. Was danach kam, kann man ruhig als Fußballmärchen bezeichnen. Der 47-Jährige führte die „Löwen vom Atlas“ sensationell als erstes afrikanisches Team ins Semifinale, wo erst nach einer 0:2-Niederlage gegen Frankreich Endstation war. Marokko war sowohl defensiv eine Macht, zeigte aber auch, dass Offensivfußball kein Fremdwort für das Team ist. Bei der WM klappte es nicht mit dem großen Wurf. Beim Afrikacup soll Regragui Marokko aber nun zum zweiten Titel nach 1976 führen.

Kotrainer: Lionel Scaloni (Argentinien)