Brasilianische Fußballlegende Pele
Reuters/Lucas Jackson
Chronik

Fußballlegende Pele ist tot

Die brasilianische Fußballlegende Pele ist am Donnerstag gestorben. Der 82-Jährige erlag einer bereits länger behandelten Dickdarmkrebserkrankung. Mit seiner Spielkunst und der Geschichte vom armen Buben zum Millionär stand Edson Arantes do Nascimento wie kein anderer für sein Land und die brasilianische Fußballkultur.

Peles Tochter gab via Instagram den Tod ihres Vaters, der als einer der besten Fußballer der Geschichte galt, bekannt. „Wir lieben Dich unendlich. Ruhe in Frieden“, schrieb Kely Nascimento unter das Foto, das die Hände des Verstorbenen und seiner Familie auf seinem Krankenbett im Albert-Einstein-Krankenhaus von Sao Paulo zeigte. Dort war die Fußballlegende in den vergangenen Wochen nur noch palliativ behandelt worden, nachdem die Chemotherapie keine Wirkung mehr gezeigt hatte. Pele hinterlässt sieben Kinder und seine Ehefrau Marcia Cibele Aoki.

Die offizielle Todesursache lautete nach Angaben des Krankenhauses: Multiples Organversagen als Folge des Fortschreitens von Dickdarmkrebs im Zusammenhang mit seiner früheren Erkrankung. Pele hatte in der Vergangenheit immer wieder Hüftbeschwerden und Probleme an der Wirbelsäule sowie am Knie. Nach einer Harnwegsinfektion wurde ihm ein Nierenstein entfernt. Bei einer Routineuntersuchung entdeckten die Ärzte schließlich einen Tumor am Dickdarm, der ihm im Spätsommer entfernt wurde.

Fußballlegende Pele ist tot

Die Fußballwelt trauert um Legende Pele. Der Brasilianer verstarb am Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von 82 Jahren. Edson Arantes do Nascimento, so sein vollständiger Name, zählte zu den besten Spielern aller Zeiten und gewann mit Brasilien dreimal (1958, 1962 und 1970) den WM-Titel.

Am Mittwoch vor Weihnachten teilte das Krankenhaus mit, Pele weise ein Fortschreiten seiner Krebserkrankung auf und benötige eine intensivere Betreuung aufgrund von Nieren- und Herzproblemen. Zwei Tage später veröffentlichte seine Tochter bereits ein Foto ihres Vaters im Krankenbett, beide halten sich in den Armen. Dazu schrieb sie bei Instagram unter anderem: „Noch eine Nacht zusammen.“

Abschiedsbotschaft von Pele

Pele hinterließ der Welt eine letzte Botschaft: „Seine heutige Botschaft wird zu einem Vermächtnis für zukünftige Generationen“, stand auf den Social-Media-Accounts des Brasilianers. „Liebe, Liebe und Liebe, für immer.“ Pele habe auf seiner Reise die Welt „mit seiner Genialität verzaubert“, einen Krieg gestoppt, weltweit soziale Arbeit geleistet und das verbreitet, „woran er am meisten als Heilmittel für all unsere Probleme glaubte: Liebe“, hieß es.

Die brasilianische Regierung ordnete drei Tage Staatstrauer an. Wie sein langjähriger Verein FC Santos mitteilte, soll die Totenwache für Pele am Montag im Stadion des Clubs im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo stattfinden. Der Sarg werde 24 Stunden lang in dem Stadion, in dem Pele von 1956 bis 1974 spielte, „in der Mitte des Spielfelds“ öffentlich aufgebahrt, erklärte der FC Santos. Am Dienstag soll Pele demnach beerdigt werden.

Mann der Rekorde

Der am 23. Oktober 1940 in Tres Coracoes („Drei Herzen“) im Bundesstaat Minas Gerais geborene Pele gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten. Mit der „Selecao“ gewann der Brasilianer dreimal – 1958, 1962 und 1970 – den WM-Titel. Ein Coup der vor und nach ihm bis dato keinem Spieler gelang. Auch seine 1.283 erzielten Tore, die Mehrheit davon für seinen Stammclub Santos, sind ein Rekord im internationalen Fußball. Mit 77 Treffern in 92 Länderspielen ist Pele gemeinsam mit Neymar Rekordtorschütze der „Selecao“.

„Pele war viel mehr als der größte Sportler aller Zeiten. Der König des Fußballs war die sinnbildliche Verkörperung von Brasiliens Siegen, er hat nie vor einer Herausforderung zurückgescheut. Als kleiner schwarzer Bub in Tres Coracoes geboren hat uns Pele gezeigt, dass es immer einen anderen Weg gibt. (…) Der König hat uns ein neues Brasilien gegeben, und wir können ihm nur für sein Vermächtnis danken. Danke, Pele“, verneigte sich der brasilianische Verband in einer ersten Reaktion.

„Er ist der König“

Der Fußballweltverband (FIFA) hatte ihn – ebenso wie den Argentinier Diego Maradona – zum „Spieler des 20. Jahrhunderts“ gekürt. Selbst nach seiner aktiven Karriere war Pele der Star, wo immer er auftrat. „Pele, Pele, e o rei“ („Es ist der König“), riefen die Menschen, als der Nationalheld Brasiliens, nach mehreren Hüftoperationen im Rollstuhl sitzend, im Oktober 2020 zur Einweihung der nach ihm benannten Fußballakademie in Resende im Bundesstaat Rio de Janeiro kam.

Am Eingang des Nachwuchszentrums wurde eine Pele-Statue enthüllt, rund um die Spielfelder ein „Torwald“ mit 1.283 Setzlingen gepflanzt – die Zahl der Treffer des „Königs“. „Ich habe bereits 1969, als ich das 1000. Tor geschossen habe, gesagt, dass wir auf die Kinder schauen müssen. Sie sollen weiter träumen können, um das zu werden, was sie wollen“, sagte Pele.

Pele
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Die Zukunft der Kinder lag Pele immer schon besonders am Herzen

Sportlicher und finanzieller Aufstieg

Als Pele, der von 1995 bis 1998 auch als Sportminister Brasiliens tätig war, in den 1950er Jahren seine Karriere begann, wollte kaum jemand Fußballprofi werden, das Einkommen von Fußballern war gering. Anfang der 1960er Jahre, also bereits nach dem ersten Gewinn der Weltmeisterschaft (1958), verdiente Pele so viel wie aktuell ein Jungprofi bei einem großen Club. Der Brasilianer gewann 1962 und 1970 zwei weitere Weltmeisterschaften, er ist damit der einzige Spieler weltweit, der drei WM-Titel holte.

Bei Santos, wo dem berühmten Spieler ein eigenes Museum gewidmet ist, hatte der Schuhmacherlehrling 1956 einen Vertrag erhalten und bereits mit 15 in der ersten Mannschaft debütiert. Nationaltrainer Vicente Feola nahm den 17-jährigen Pele 1958 mit zur WM nach Schweden, wo dieser der bis heute jüngste Weltmeister der Fußballgeschichte wurde. So wie Peles Stern damals aufging, machte Pele auch Brasilien der Welt bekannt.

17-jähriger Pele jubelt mit Mitspielern
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Bei der WM 1958 trug der erst 17-jährige Pele (M.) gleich entscheidend zum ersten brasilianischen WM-Titel bei

Beim 5:2 im Finale gegen den Gastgeber schoss er zwei Tore. Die Bilder des weinenden Pele, der sich an Gilmars Schulter anlehnte, gingen um die Welt. Mit seiner leichtfüßigen, ungemein ballsicheren und torgefährlichen Spielweise verzauberte er alle. In dem Turnier traf er sechsmal und schrieb Geschichte: jüngster Spieler, jüngster Torschütze, jüngster Weltmeister.

Furioses Finale 1970

1962 in Chile verletzte sich Pele im zweiten Spiel und saß fortan auf der Tribüne. Auch Wunderheiler Mario Americo konnte ihn nicht fürs Finale fit machen, das Brasilien 3:1 gegen die CSSR (Tschechoslowakische Sozialistische Republik, Anm.) gewann. 1966 in England wurde Brasiliens Held von den portugiesischen Verteidigern wie Freiwild gejagt und getreten. Mit dem 1:3 gegen Portugal schied der Turnierfavorit in der Vorrunde aus. Pele wollte nie wieder eine WM spielen.

Vor der nächsten WM in Mexiko machte die brasilianische Regierung dem neuen Trainer Joao Saldanha, der Pele nicht berücksichtigt hatte, Druck. Pele schlüpfte wieder ins kanariengelbe Trikot. Unter Saldanhas Nachfolger Mario Zagallo marschierte Brasilien durch das Turnier und fegte im Endspiel Italien mit 4:1 weg. Kurzzeitig mit einem Sombrero auf dem Kopf ließ sich Pele auf den Schultern durch das Aztekenstadion tragen. Ein Jahr später beendete er beim 2:2 gegen Jugoslawien vor 180.000 Zuschauern im Maracana seine einzigartige Karriere in der „Selecao“.

Jubel von Pele bei WM 1970 in Mexiko
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1970 jubelte Pele über seinen dritten WM-Titel

Gastspiel bei Cosmos New York

Mit dem Wechsel zu Cosmos New York zum Ausklang seiner Karriere verhalf Pele gemeinsam mit Franz Beckenbauer dem US-Fußball zu kurzer Aufmerksamkeit. Ein Foto von 1977, wie Pele und Beckenbauer nackt unter der Dusche stehen, gehört zu den Perlen der Fußballdokumentation. Der laut den Deutschen „größte Fußballer aller Zeiten“ nutzte seinen Namen in den folgenden Jahrzehnten gewinnbringend, vor allem als Werbefigur. 2014, im Jahr der WM in Brasilien, war er weltweit einer der zehn bestbezahlten Sportler im Ruhestand.

In den vergangenen Jahren war es ruhiger um Pele geworden. Bei der Einweihung einer Fußballakademie mit seinem Namen im Sommer 2020 in Resende im Bundesstaat Rio de Janeiro sprach er auch über seine Gesundheit, nachdem er kurz davor an der Hüfte operiert worden war. „Die Leute sprechen über Fußball, meine Karriere, aber niemand hat nach meinen Kindern gefragt“, sagte er. „In dieser Situation habe ich etwas mehr Zeit mit ihnen verbracht und viel gelernt.“ Zudem war er immer wieder im Rahmen seiner Krebsbehandlung ins Krankenhaus gebracht worden.