Seit Sommer dirigiert Thomas Trinker als neuer übergeordneter Rennsportleiter beim Österreichischen Skiverband (ÖSV) die Frauen, mit Georg Harzl wurde ein neuer Trainer für die Technikabteilung installiert. Für die größten Schlagzeilen sorgte aber das Engagement von Livio Magoni, der schon der ehemaligen slowenischen Spitzenläuferin Tina Maze und Slalom-Olympiasiegerin Petra Vlhova aus der Slowakei den Weg zu Weltcup-Gesamtsiegen bereitet hat.
Der Italiener betreut seitdem hauptsächlich Liensberger mit dem vorrangigen Ziel, sie im Riesentorlauf in der Weltspitze zu etablieren und diese Position im Slalom zu festigen. Doch angesichts der Ränge elf, acht, 14 und einem Ausfall im Slalom wurde rasch klar, dass das Erfolgstandem noch nicht optimal funktioniert.

Die ÖSV-Personalrochade im Frühjahr bedeutete für die Sportlerin „einen Wechsel beinahe aller Ansprechpersonen betreffend Training und Material, was sich nach wie vor als herausfordernd für mich erweist“, wird Liensberger, die sich der Geduldsprobe stellt, in der APA zitiert: „Bis sich die Änderungen gut einspielen, benötigt es Zeit und gerade während der Rennsaison ist es wichtig, dass alles gut miteinander und schon fast automatisch läuft.“
„Winning System“ erst im Entstehen
Um wieder serienmäßig auf das Podest zu fahren, brauche es ein „Winning System“, an dem man nach wie vor arbeite, betonte Liensberger, die bisher 14-mal im Weltcup auf einem Stockerl stand.
„Ich bin dankbar, dass ich vonseiten des Verbands viel Unterstützung erhalte, es erweist sich jedoch als nicht ganz so leichte Situation.“ Schon als Alpinchef Herbert Mandl im April Magoni präsentierte, warf das einige Fragen auf, etwa ob die raue Arbeitsweise des Italieners und das sonnige Gemüt der Läuferin zusammenpassen.

Liensberger gibt auch zu, dass sie nach halbjähriger Zusammenarbeit den Trainingsalltag als fordernd erlebt. So setzt Magoni auf individuell abgestimmte Trainingsläufe, die noch am Hang analysiert werden sollen. Was in der Theorie der sportlichen Weiterentwicklung hilft und noch dazu effizienzsteigernd klingt, wird im konkreten Fall nicht selten von einer Sprachbarriere ausgebremst. „Unser Englisch ist nicht perfekt, das macht die Zusammenarbeit für Erklärungen und Details und deren Umsetzung im Trainingsalltag nicht einfach“, so Liensberger.
Großer Umfang mit Zerwürfnis-Potenzial
Dass das ambitionierte Projekt nach wie vor läuft, soll Wegbegleitern zufolge vorwiegend an Liensbergers professioneller Arbeitsmoral liegen: Sie gilt als extrem motiviert, gewissermaßen als lernwillige Schülerin, die damit Magonis Philosophie der großen Umfänge durchaus matchen kann. Mit Schwüngen, Schwüngen, Schwüngen und jeder Minute im Skidienst formte er Vlhova zur Seriensiegerin und nach fünfjähriger Zusammenarbeit zur Weltcup-Gesamtsiegerin.
Es führte letzten Endes aber auch zum großen Zerwürfnis, nachdem Magoni in einem Interview gewitzelt hatte, Vlhova bewege sich so grazil wie ein Bügeleisen. Zwar dementierte der Trainer danach und betonte, er sei vom Journalisten falsch zitiert worden, doch der Trennungswunsch der Slowakin blieb. Vlhova engagierte Mauro Pini, der einst Maze aufgefangen hatte, nachdem sie ihren Gesamtsieg unter Magonis Regie fast mit einem Burnout bezahlt hatte.
Liensberger will vor den Heimrennen auf dem Semmering von 27. bis 29. Dezember aber noch nicht den Teufel an die Wand malen. „Ich habe gelernt, dass nicht nur jeder Athlet, sondern auch jeder Trainer sehr individuell ist und dadurch auch unterschiedliche Ansätze im Erreichen von Zielen entstehen“, so die Vorarlbergerin. Bis sich Neues etabliert hat, brauche es Geduld. Ebenso, bis es positive Schritte nach vorn gebe. „So auch bei mir.“