Mathias Graf (AUT)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Skicross

Graf startet in zweiter Karriere durch

Mathias Graf kann die Weihnachtsfeiertage heuer entspannt genießen. Vor zwei Jahren war er als Alpin-Skifahrer nahe am Ende seiner sportlichen Karriere, im Februar 2021 bestritt er das letzte Rennen in seiner ersten Laufbahn. Vor einem Jahr hatte der Vorarlberger im Skicross dann schon ein Europacup-Rennen gewonnen, sieben weitere Siege folgten.

In diesem Winter hält Graf bereits bei zwei Weltcup-Siegen in seinem neuen Metier. Der 26-Jährige gewann den zweiten Val-Thorens-Bewerb und den ersten in Innichen, also die Hälfte seiner bisher vier Rennen im Weltcup. Die Gesamtführung musste er nach Innichen II nur abgeben, weil er im Viertelfinale stürzte und Neunter wurde. „Wenn drei von der gleichen Nation sind, schaut man, dass man sich das richtet – aber mit fairen Mitteln. Es geht nur um das Überholen ohne Berührung, das war da nicht der Fall“, sagte Graf nach dem Aus gegen drei deutsche Gegner.

Wichtig sei ihm aber, dass er gesund und unverletzt geblieben sei, und ähnlich sieht sein Motto für den weiteren Saison- und Karriereverlauf aus. „Das größte Saisonziel von mir ist, dass ich Spaß habe am Sport. Das ist der Fall. Ich versuche bei jedem Rennen, wirklich Vollgas zu geben, und dann weiß ich, dass alles möglich ist.“ Neben dem Weltcup bieten sich für den Quereinsteiger die Weltmeisterschaften Ende Februar in Georgien als lohnendes Ziel an.

Mathias Graf (AUT)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Graf hat im neuen Metier rasch in die Spur gefunden

„Adrenalinkick ist wesentlich größer“

Und dann sind da noch die Winterspiele 2026. Diese schienen für ÖSV-Alpin-Fahrer Graf unerreichbar zu sein. Rang 18 im Kitzbühel-Slalom 2019 war sein bestes Resultat. 2020/21 probierte er, mit einem Wechsel seiner Skimarke in Schwung zu kommen, doch das schlug fehl. „Dann habe ich vonseiten des ÖSV sicher nicht die Unterstützung bekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Nach der Saison war mir nach einem kurzen Gespräch klar, dass ich weggehe von den Alpinen.“ Nach einem Sichtungstraining auf der Reiteralm war Graf dann Skicrosser.

„Das hat mir von Anfang an extrem viel Spaß gemacht. Der Adrenalinkick ist wesentlich größer als beim Alpinen“, sagte der Dornbirner. Von der ÖSV-Mannschaft sei er herzlich empfangen worden, es laufe bei den Skicrossern familiärer ab. Auch nationenübergreifend sei Unterstützung da: „Der Sport ist so gefährlich, dass man miteinander auskommen muss.“ Das nächste Mal geht es am 21./22. Jänner im schwedischen Idre zur Sache, Mitte Februar dann beim Heimweltcup auf der Reiteralm.

Richtiger RTL-Schwung und viel Kampfgeist

So weit denkt Graf aber noch nicht. Nächste Woche geht es auf der Reiteralm ins Start- und Riesenslalom-Training. Letzteres habe er seit Ende seiner Alpin-Laufbahn mit seinem Vater forciert: „Ich fahre derzeit besser Riesenslalom, als ich es jemals gefahren bin“, sagte Graf. Seine gute Technik komme ihm nun zugute. „Eine gewisse Grundtechnik sollte bei jedem vorhanden sein. Man muss schon zuerst lernen, wie man einen schnellen Schwung fährt.“

Im Jänner will Graf eventuell zu Trainingszwecken ein alpines Rennen des Internationalen Skiverbands (FIS) bestreiten. „Damit ich im Rennmodus bleibe.“ Er habe seinen Alpin-Status vor der Saison auf aktiv stellen lassen, auch wenn sein Fokus mittlerweile voll auf Skicross liegt. Dadurch hat er auch sein Training stark umgestellt und kann nun auch viel Krafttraining machen. „Als Alpiner habe ich immer geschaut, dass ich weniger Gewicht habe, dass ich nicht zu schwer werde.“ Neben der Skitechnik und guten Starts kommt ihm in neuen Sport auch sein Kampfgeist zugute. „Ich gebe einfach nicht auf – egal, wie aussichtslos die Lage ist. Das ist die größte Stärke von mir.“