Ski alpin

Mayers Rückzug verblüfft Skiwelt

Das Sportjahr 2022 hat sich einen Paukenschlag für das Ende aufbehalten. Mit seinem spontanen und sofortigen Rücktritt aus dem alpinen Skiweltcup hat der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer die Skiwelt völlig überrascht. Nach der Besichtigung der Super-G-Strecke in Bormio beendete der 32-jährige Kärntner am Donnerstag live im ORF seine Karriere. Die Verblüffung war groß, ebenso die verbalen Verneigungen.

„Matthias hat uns nicht nur in vielen Rennen, sondern auch mit dem Zeitpunkt seines Rücktritts überrascht, aber das ist seine persönliche Entscheidung und die ist zu respektieren“, sagte die Präsidentin des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), Roswitha Stadlober. „Matthias hat unauslöschliche Spuren im Skisport hinterlassen. Seine Fähigkeit, bei Großevents noch einmal ein ‚Schäuferl‘ draufzulegen und die beste Leistung abrufen zu können, war einmalig“, ergänzte die 59-Jährige, die hofft, dass Mayer mit etwas Abstand „dem ÖSV erhalten bleibt“.

Herbert Mandl, ÖSV-Alpinchef, erklärte auf dem Semmering, wo dieser Tage die Damen-Bewerbe stattfinden, dass es ihn „fast aus dem Sessel gehauen“ habe. „Die Lücke, die er im Team hinterlässt, ist riesengroß und wird auch so rasch nicht geschlossen werden.“ Nicht vorhersehbar war der Rücktritt auch für Marko Pfeifer, den Herren-Rennsportleiter. „Was er geleistet hat, dreimal Olympiasieger, bei drei unterschiedlichen Olympischen Spielen, ist einfach unglaublich, und die Mannschaft verliert da sicher einen Leader.“ Das bekräftigten Mayers Teamkollegen wie Vincent Kriechmayr und Daniel Hemetsberger.

Mayers Rückzug verblüfft Skiwelt

Mit seinem spontanen und sofortigen Rücktritt aus dem alpinen Skiweltcup hat der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer die Skiwelt völlig überrascht. Kollegen und Mitstreiter von Mayer äußern sich zum Rücktritt des dreifachen Olympiasiegers.

Dieser Rücktritt bleibt jedenfalls in Erinnerung. Auch im Sport ist es mittlerweile Usus, eine Pressekonferenz zu geben, wenn man die Karriere beendet. Mayer wählte den schlichten und schnörkellosen Weg, gab seinen Rückzug nach der Besichtigung der Stelvio vor dem Super-G in einer ORF-Liveschaltung in der ZIB-Sendung um 9.00 Uhr bekannt. „Für mich ist die Zeit gekommen, ich habe nicht mehr so den Biss“, erklärte Mayer, der sich mit der Entscheidung wohlfühle.

TV-Tipp: „Matthias Mayer – Die Karrierehöhepunkte des dreifachen Olympiasiegers“, am 1. Jänner um 15.50 Uhr in ORF1

„Herausragender Athlet, gewaltiger Typ“

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Kriechmayr wurde etwa im Interview darüber informiert und präsentierte sich dementsprechend überrascht. „Es ist ein Schock für unser Team“, so die erste Reaktion des Abfahrtssiegers, dessen zweiter Super-G-Rang am Donnerstag in den Hintergrund rückte. Er zog nicht nur sprichwörtlich seinen Hut: „‚Mothl‘ ist ein herausragender Athlet und menschlich gewaltiger Typ, er war unser Team-Leader, der immer auf uns Jüngere geschaut hat, wir werden ihn schmerzlich vermissen.“

Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr
GEPA/Daniel Goetzhaber
Kriechmayr würdigte Mayer als „herausragenden Athleten und menschlich gewaltigen Typen“

Dessen Landsmann Daniel Hemetsberger, der am Donnerstag auf dem vierten Rang landete, erfuhr die Nachricht in den sozialen Netzwerken und konnte seinen Augen nicht trauen. „Ich war perplex, habe mein Handy weggeschmissen, bin in die Hotellobby gegangen. Dort ist er gesessen, ich habe ihn noch einmal gefragt, ob das wirklich so ist. Danach habe ich ihm zu seiner grandiosen Karriere gratuliert“, so der 31-Jährige, der anfügte: „Ich glaube, er ist sehr glücklich mit dieser Entscheidung.“

Auch die internationalen Skistars wurden am falschen Fuß erwischt. „Das war jetzt eine Überraschung für die ganze Welt, glaube ich. Ich weiß nicht warum, aber mit seinen Resultaten und seiner erfolgreichen Karriere ist das schon okay. Wenn man fertig ist, ist man fertig. Wir hoffen, dass er sagt, ‚Nein, das war ein Witz‘“, lachte der norwegische Speed-Pilot Aleksander Aamodt Kilde.

Der Schweizer Marco Odermatt, der den Super-G in überragender Manier für sich entscheiden konnte, wies auf das zweite Ende einer großen Karriere binnen weniger Tage hin, hatte doch auch dessen Landsmann Beat Feuz dieses angekündigt, wenngleich erst nach den Rennen in Kitzbühel. „Es ist gerade ein bisschen unglaublich, jetzt nach Beat auch gleich Matthias“, meinte Odermatt, der seinem nächsten Gesamtweltcup-Triumph schon früh entgegenfährt.

„Er hat keine Silbe verloren“

Dass Mayer in Bormio seine Karriere beenden würde, damit rechnete keiner. Am Montag und Dienstag absolvierte der Kärntner noch beide Abfahrtstrainings auf der gewohnt eisigen und deswegen gefürchteten Stelvio und wurde dabei Vierter und Dritter. Als Mitfavorit auf den Abfahrtssieg gehandelt, bremste ihn eine Magen-Darm-Grippe aus. Für den Super-G meldete sich Mayer dann wieder einsatzbereit. „Er war gestern nach seiner überstandenen Darmgrippe wieder fit und gut drauf, und er meinte, dass er morgen fahren kann“, so Abfahrtstrainer Sepp Brunner. Mayer entschied sich so spontan für diesen Schritt, dass er nicht einmal seine Familie einweihte, auch die Teamkollegen nicht.

Rainer Salzgeber, Rennleiter seines Ausrüsters Head, erzählte im ORF-Interview: „Ich habe ihn bei der Besichtigung noch getroffen, aber er hat keine Silbe verloren. Dann habe ich schon gemerkt, irgendwas ist ein wenig anders, weil seine Besichtigung so schnell war.“ TV-Experte Hans Knauß bemerkte wiederum, wie Mayer für eine Besichtigung ungewöhnliche lange am Start verharrte und „ins Tal starrte“. Dass er ohne großes Tamtam die Bühne verlasse, sei aber „typisch für ihn“.