Vincent Kriechmayr
GEPA/Patrick Steiner
Ski alpin

Kriechmayr nach Mayer-Rücktritt Leitwolf

Mit Matthias Mayer haben Österreichs Speed-Spezialisten gut einen Monat vor der alpinen Ski-WM in Courchevel und Meribel einen Teamleader und Medaillenkandidaten verloren. „Die Lücke, die er im Team hinterlässt, ist riesengroß und wird auch so rasch nicht geschlossen werden“, sagte ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl nach dem überraschenden Rücktritt des dreifachen Olympiasiegers am Donnerstag. Vincent Kriechmayr ist ab sofort alleiniger Leitwolf und dürfte damit noch breitere Schultern brauchen.

Mandl hätte sie gerne, doch Aufstellungssorgen wie früher wird der Niederösterreicher vor dem Saisonhöhepunkt in Frankreich (6. bis 19. Februar) nicht haben. Mit dem 31-jährigen Kriechmayr, dem nun einzigen Weltcup-Sieger im Speed-Team, Daniel Hemetsberger und Otmar Striedinger gibt es nur drei logische Kandidaten für sogar fünf Plätze für die Abfahrt und den Super-G bei der Weltmeisterschaft, bei der Kriechmayr doppelter Titelverteidiger ist.

Max Franz und Daniel Danklmaier fallen verletzungsbedingt aus. Christopher Neumayer (30), der viertbeste ÖSV-Abfahrer (ohne Mayer) laut Punktewertung, stand vor der Saison schon vor der Ausmusterung und ist in seiner Karriere noch ohne Top-Ten-Platzierung. Julian Schütter (24) ist eine Zukunftsaktie mit erst sieben Weltcup-Einsätzen. Bleibt Stefan Babinsky als Kandidat mit gewisser Erfahrung, das beste Abfahrtsergebnis des Steirers im Weltcup war allerdings ein 22. Platz vor Weihnachten in Gröden.

TV-Tipp: „Matthias Mayer – Die Karrierehöhepunkte des dreifachen Olympiasiegers“, am 1. Jänner um 15.50 Uhr in ORF1 und am 5. Jänner um 20.15 Uhr in ORF Sport +.

Kein Gedränge um WM-Tickets

Im Super-G hat Babinsky zwei Top-Ten-Resultate in seiner Karriere vorzuweisen, in Bormio wurde er am Donnerstag Neunter. Striedinger wird im Super-G auch wegen vieler Ausfälle mittlerweile selten aufgestellt. So kann sich Raphael Haaser mit seinem sechsten Rang von Beaver Creek und ob seiner Allrounder-Qualitäten wohl schon seines WM-Tickets sicher sein. Eine Option für den Super-G wäre auch Marco Schwarz, der aber in Courchevel zumindest auch die Kombination (als Titelverteidiger), den Riesentorlauf und den Slalom bestreiten wird.

„Der große Andrang, die große Selektion, wie wir sie um die 2000er-Jahre gehabt haben, wird sich nicht stellen – leider, das muss man so ehrlich sagen“, erklärte Mandl. „Aber diejenigen, die infrage kommen, haben Topleistungen gebracht. Ich denke, wir sind trotzdem in allen Disziplinen gut aufgestellt.“

Ungewöhnlicher Rücktritt eines Skistars

Der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer hat am Donnerstag überraschend seinen Rücktritt bekanntgegeben. Weder seine Familie noch die Trainer waren eingeweiht. Es war keine große Inszenierung, keine Pressekonferenz, sondern ein ungewöhnliches Karriereende ganz ohne Tränen.

Hoffnung auf Nachwuchs

Auch für das große Ziel von Neo-Cheftrainer Marko Pfeifer, der bis zur Heim-WM 2025 ein schlagkräftiges Speed-Team mit Medaillenchancen formen will, ist Mandl optimistisch. „Der ‚Mothl‘ (Mayer, Anm.) ist ein Erfolgsgarant gewesen, aber wir werden trotzdem eine gute Mannschaft stellen. Es sind noch ein paar Jahre Zeit – vielleicht auch genug Zeit, dass der eine oder andere Junge den Anschluss findet.“

Das glaubt auch Kriechmayr: „Wir haben so viele gute Athleten im Team. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die das, was ihnen der ‚Mothl‘ so gesagt hat, in Zukunft auch einmal umsetzen werden.“ Der Oberösterreicher freute sich nach seinem Abfahrtssieg in Bormio auch über Platz zwei im Super-G. „Ich habe ein gutes Rennen gemacht. Bravo an Marco Odermatt, er hat verdient gewonnen. Ich kann mit dem zweiten Platz auch ganz gut leben.“ Und gewiss auch mit seiner Bilanz auf der schlagigen Eispiste von Bormio. „Ein erster und zweiter Platz ist unglaublich, ich freue mich schon auf die nächsten Rennen.“