Skispringerin Eva Pinkelnig (AUT)
GEPA/Matic Klansek
Skispringen

Pinkelnig nutzt Zweifel als Aufwind

Während sich die österreichischen Skispringer bei der Vierschanzentournee bereits nach zwei Bewerben vom Traum namens Gesamtsieg mehr oder weniger verabschieden mussten, schwebt Eva Pinkelnig nach dem Gewinn der ersten Silvester-Tour bei den Damen auf Wolke sieben. Die Vorarlbergerin holte sich mit drei Siegen und einem zweiten Platz überlegen den Tour-Sieg. Zwei Jahre, nachdem ihre Karriere an einem seidenen Faden gehangen hatte, feierte die 34-Jährige ihren größten sportlichen Erfolg – und dankte dafür auch all jenen, die an ihr gezweifelt hatten.

Nach ihren beiden Erfolgen in Villach vor dem Jahreswechsel und dem zweiten Platz am Silvestertag setzte sich Pinkelnig am Sonntag mit ihrem vierten Sieg die Krone der Silvester-Tour auf. Als Belohnung durfte die Vorarlbergerin nicht nur eine goldene Eule, sondern auch 20.000 Euro Preisgeld mit nach Hause nehmen. Im Gesamtweltcup baute Pinkelnig, die zum achten Mal in den bisherigen neun Springen in dieser Saison auf dem Podest gestanden war, ihre Führung auf die Deutsche Katharina Althaus auf 189 Punkte aus.

„Ich bin einfach überwältigt, das ist zweifelsohne mein Karrierehighlight. Nach sechs Sprungtagen, drei Siegen und einem zweiten Platz die Eule nun in Händen zu halten, ist schon genial“, sagte Pinkelnig. In den vier Springen vor und nach dem Jahreswechsel habe sie sich auch von einem schlechten Qualiergebnis für das erste Springen in Ljubno nicht aus der Ruhe bringen lassen: „Ich habe es die gesamte Tour über geschafft, bei mir zu bleiben, mich auf mich zu konzentrieren und einfach meinen Job zu machen. Genial, dass es so aufgegangen ist.“

Skispringerinnen auf dem Weg nach Sapporo

Nach dem Sieg bei der Silvester-Tournee, ihrem bisher größten Erfolg, geht Eva Pinkelnig selbstbewusst ins Wochenende. Dann stehen die Vorarlbergerin und ihre Kolleginnen in Japan am Start.

Kritiker als Motivation

Der Sieg bei der Silvester-Tour war für Pinkelnig auch der Lohn dafür, trotz zahlreicher Rückschläge nicht aufgegeben zu haben. Denn im Dezember 2020 sah es so aus, als wäre das Thema Skispringen für die Vorarlbergerin erledigt. Pinkelnig erlitt bei einem Trainingssturz in Seefeld einen Milzriss und musste notoperiert werden. Nach dem dritten schweren Sturz ihrer Karriere hatten viele die gebürtige Dornbirnerin abgeschrieben.

Doch Pinkelnig kämpfte sich zurück und fliegt nun heuer bisher der Konkurrenz ähnlich um die Ohren wie ihre Teamkollegin Sara Marita Kramer in der vergangenen Saison. „Vielleicht macht es ein paar Menschen Mut“, sagte Pinkelnig am Sonntag nach ihrem Triumph im ORF-Interview, „wenn man seinem Herzen folgt und Schritt für Schritt setzt, werden Träume wahr“. Bei den jüngsten vier Springen war nur die Norwegerin Anna Odin Ström der Österreicherin einmal einen winzigen Schritt – 0,9 Punkte – voraus.

Skispringerin Eva Pinkelnig (AUT)
GEPA/Matic Klansek
Pinkelnig kämpfte sich von ihren schweren Verletzungen immer wieder zurück

Pinkeling machte aber nicht nur den Rückhalt aller „die immer hinter mir gestanden sind“ für ihren aktuellen Höhenflug verantwortlich, sondern auch den Gegenwind ihrer Kritiker. „Danke auch an alle, die das (hinter mir zu stehen, Anm.) nicht getan haben. Das hat mich noch mehr motiviert“, sagte die Vorarlbergerin, die heuer nur in Titisee-Neustadt Mitte Dezember nicht den Sprung unter die besten Drei geschafft hatte.

Gute Erinnerungen an Japan

Die nächste Chance, ihren Höhenflug fortzusetzen, hat Pinkelnig bereits am kommenden Samstag (8.30 Uhr, live in ORF Sport +) und Sonntag (2.00 Uhr) im japanischen Sapporo. An die Olympiaschanze von 1972 hat die Vorarlbergerin nur die besten Erinnerungen. Denn dort feierte Pinkelnig im Jänner 2020 ihren ersten von bisher sieben Weltcup-Siegen in einem Einzel-Springen. Vor dem Flug nach Japan gilt es für die aktuelle Weltcup-Dominatorin jedoch, die Akkus aufzuladen. „Jetzt freu ich mich auf zwei ruhige Tage zu Hause“, sagte Pinkelnig nach dem intensiven Jahreswechsel.