Menschen mit Pele-Transparent
AP/Matias Delacroix
Chronik

Letzte Ehre für „König“ Pele

Tausende Fans haben Pele in Santos die letzte Ehre erwiesen. Nach einer mehrstündigen Trauerprozession durch die Straßen der brasilianischen Hafenstadt kam der Leichnam der Fußballlegende am Dienstag an seiner letzten Ruhestätte an. Militärpolizisten in Galauniform trugen den Sarg in das Friedhofshochhaus Memorial Necropole Ecumenica. Dort wurde der dreifache Weltmeister danach im Kreise seiner Familie beigesetzt.

Das Memorial ist nach Angaben des Guinness-„Buch der Rekorde“ das höchste Friedhofgebäude der Welt. Die Ruhestätte im Stadtteil Marape verfügt auf 14 Stockwerken über etwa 16.000 Grabstätten. In dem Gebäude gibt es Suiten, eine Kapelle sowie ein Restaurant und es ist 24 Stunden und 365 Tage im Jahr geöffnet. Pele hatte seine Grabstätte bereits zu Lebzeiten selbst ausgesucht. Wann der Bereich für die Öffentlichkeit geöffnet wird, wollte die Familie noch entscheiden.

Zuvor war der Sarg auf dem Dach eines Feuerwehrautos aufgebahrt durch die Straßen von Santos gefahren worden. Der Konvoi fuhr auch an dem Haus von Peles 100 Jahre alter Mutter vorbei, die laut Angaben ihrer Familie nicht bei Bewusstsein sei und den Tod ihres berühmten Sohnes nicht mitbekommen habe. Peles Schwester Maria Lucia zeigte sich auf dem Balkon und winkte den Fans zu. „Pele ist unser König“, skandierte die Menge, ehe es eine gemeinsame Schweigeminute gab – ein emotionaler Höhepunkt des Trauerzuges.

Abschied von Pele

Fußballlegende Pele wurde am Dienstag von Tausenden Fans zu seiner letzten Ruhestätte begleitet und verabschiedet. Die 82-jährige brasilianische Fußballikone wurde danach im engsten Familienkreis beigesetzt.

„Charakter, Bescheidenheit und Würde gelehrt“

Im Stadion von Santos hatten seit Montag Zehntausende Fans von Pele Abschied genommen. Peles Leichnam war 24 Stunden in der Spielfeldmitte des Estadio Urbano Caldeira aufgebahrt gewesen. Über 230.000 Fans zogen laut Angaben des Nachrichtenportals G1 an dem offenen Sarg vorbei. Unter anderen erwiesen der neue brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva und FIFA-Präsident Gianni Infantino dem Weltstar die letzte Ehre.

Ecumenica Memorial Cemetery
AP/Andre Penner
Am Ende erreichte der Trauerzug das Friedhofshochhaus Memorial Necropole Ecumenica, wo Pele seine letzte Ruhe findet

„Wir alle verdanken Pele etwas, und Brasilien verdankt ihm sehr viel“, sagte Lula in einem Interview des Vereinssenders Santos TV. „Neben dem Fußball hat er uns auch etwas über Charakter, Bescheidenheit und Würde gelehrt, und wer weiß, vielleicht brachte er den Menschen auch bei, humanistischer, solidarischer und brüderlicher zu sein. Er wurde arm und schwarz in einem Land geboren, in dem die Vorurteile sehr stark sind, aber Pele hat sich nie darum gekümmert. Er wusste immer, wie man Pele ist, der Beste und der Bescheidenste.“

Kilometerlange Schlange vor Stadion

Lula besuchte die Totenwache am Dienstag in der Früh. Der erst am Sonntag für seine dritte Amtszeit vereidigte Staatschef umarmte Peles Sohn Edinho sowie dessen Witwe Marcia Aoki und sprach mit weiteren Angehörigen und Freunden direkt am Sarg ein Gebet. Rund 30 Minuten hielt sich Lula dort auf. Peles Sarg war mit einer brasilianischen Flagge geschmückt. Die Fans durften auf einer Bühne in rund fünf Metern Entfernung vorbeischreiten. Die Schlange vor dem Stadion war teilweise über einen Kilometer lang.

Trauerzug für Pele
IMAGO/TheNews2
Peles Sarg wurde auf dem Dach eines Feuerwehrautos aufgebahrt durch die Straßen von Santos gefahren

Pele war am 29. Dezember im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Edson Arantes do Nascimento, wie der Stürmer mit vollem Namen hieß, prägte den Fußball wie kaum ein anderer und war schon zu Lebzeiten eine Legende. Der Weltverband FIFA hatte ihn – ebenso wie den Argentinier Diego Maradona – zum „Spieler des 20. Jahrhunderts“ gekürt. Mit 77 Treffern in 92 Länderspielen ist Pele noch immer Rekordtorschütze der brasilianischen Nationalmannschaft, zusammen mit seinem 30-jährigen Landsmann Neymar, der ebenfalls auf 77 Tore kommt.