Katharina Liensberger (AUT)
GEPA/Mario Buehner
Ski alpin

Damen fordern nach Pleiten Kurskorrektur

Nach der nächsten Enttäuschung beim Weltcup-RTL am Sonntag in Kranjska Gora macht sich bei den ÖSV-Technikerinnen neben Ratlosigkeit vor allem Frust breit. Nicht zuletzt Katharina Liensberger hielt sich nach ihrer verpassten Finalqualifikation nicht mit Kritik zurück und forderte Konsequenzen. „Jetzt ist es wichtig, die richtigen Schritte zu setzen“, sagte die Vorarlbergerin, die auch den radikalen Umbau des Trainerteams im Frühjahr für die Misere mitverantwortlich macht.

Auf die Frage, ob es eine Erklärung dafür gäbe, dass in der Mannschaft derzeit Ratlosigkeit herrsche, hatte Liensberger eine Antwort parat. „Definitiv. Man wusste im Frühjahr, es hat sich komplett alles geändert, die gesamte Struktur ist neu. Es ist niemand mehr vom letzten Jahr hier, es ist schwierig, Erfahrungen, Werte von den letzten Saisonen herzunehmen.“ Thomas Trinker ist der neue Frauen-Chef, Karlheinz Pichler ist Trainer der Weltcup 3, Georg Harzl vom Technikerinnen-Team sowie Livio Magoni vorrangig für Liensberger zuständig.

Abgesehen von mannschaftlich enttäuschenden Ergebnissen – am Sonntag belegte Julia Scheib als beste ÖSV-Athletin Rang 13 – brachte auch die Zusammenarbeit von Liensberger und Magoni bei weitem noch nicht den gewünschten Erfolg, die Silbermedaillengewinnerin des Olympia-Slaloms war in diesem Winter als Fünfte im Killington-Riesentorlauf und Achte im Levi-Slalom erst zweimal in den Top Ten. Trinker wollte sich deshalb in Gesprächen „ein klares Bild“ verschaffen und schloss eine Korrektur im Trainerbereich nicht aus.

Krise bei den Technik-Damen

Die ÖSV-Technikerinnen befinden sich derzeit in einer Krise. Das Rennwochenende in Kranjska Gora fiel ernüchternd aus. Während die Langzeitverletzte Julia Schaub als beste ÖSV-Dame am Sonntag auf Platz 13. landete, verpassten andere Weltklasseathletinnen hingegen die Qualifikation für den zweiten Durchgang.

„Ich würde eher mir einen Fünfer geben als den Mädels“, sagte der 48-Jährige in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“. „Es liegt in meiner Verantwortung, dass wir schnell Ski fahren und gut Ski fahren. Die Basis ist eine gute Technik, das haben wir nicht umgesetzt, da haben wir uns viel vorgenommen. Es gibt viele Dinge, die wir aufarbeiten müssen, die wir besser machen müssen. Unsere Vision ist, dass wir die Besten werden möchten. Da haben wir im Sommer damit begonnen, Dinge brauchen aber Zeit, sich zu entwickeln.“

Bei Truppe und Co. ist der Wurm drinnen

Am meisten mangelt es den ÖSV-Damen zurzeit wohl am Selbstvertrauen. Sie sei zeitlich so weit hinten, das Ganze müsse nun angeschaut und analysiert werden, meinte Liensberger, die im ersten Durchgang als 38. bereits 2,52 Sek. Rückstand auf die Halbzeitführende und spätere Siegerin Mikaela Shiffrin hatte. „Es gibt momentan wirklich Sekunden zu finden und keine Hundertstel mehr“, machte sie deutlich. Die nicht geschaffte Qualifikation für den zweiten Durchgang der besten 30 von Liensberger, Katharina Truppe und Ramona Siebenhofer bezeichnete Trinker als Enttäuschung für die Läuferinnen und den Betreuerstab.

ÖSV-Damen-Ski-Trainer Thomas Trinker
GEPA/Harald Steiner
ÖSV-Frauen-Chef Trinker schließt den einen oder anderen Umbau im Betreuerteam nicht aus

Nichts zu beschönigen sah auch Truppe. „Ich bin selber ratlos und verzweifelt. Am Semmering war ich noch Sechste nach dem ersten Durchgang. Der Wurm sitzt so tief, ich weiß nicht, welches Wurmmittel ich nehmen muss, damit das besser wird.“ Man versuche im Team, sich positiv zu motivieren und zusammenzuhalten. „Wir müssen das jetzt so hinnehmen und schauen, dass wir eine Lösung finden.“

Trinker hält nichts von Schnellschüssen

„Da braucht es natürlich die Analyse, es braucht den Rückhalt, und dann müssen wir schauen, dass wir das wieder in die richtige Richtung lenken.“ Darauf angesprochen, dass Liensberger sich Schritte erwarte, meinte der Rennsportleiter. „Ich habe auch mit ihr darüber gesprochen. Schnellschüsse werden wir jetzt sicher keine machen. Wir werden uns was überlegen und arbeiten an Lösungen.“

Damen-Cheftrainer Trinker im Interview

Thomas Trinker, ÖSV-Rennsportleiter der Damen, spricht unter anderem über die Krise der ÖSV-Technikerinnen, über die Vorstellungen der Trainer und über nachkommende Talente.

Ob das Projekt zwischen Magoni und Liensberger noch Sinn ergebe, es sehe danach aus, dass die Vertrauensbasis nicht mehr gegeben sei? „Es war jetzt zwischen den Durchgängen sehr wenig Zeit, darüber zu reden, das werden wir heute am Abend und morgen Vormittag machen, dann kriegt man vielleicht ein klares Bild, was Stand der Dinge bei den zwei ist.“ Man wäre also bereit, während der Saison etwas zu korrigieren? „Wenn es notwendig ist und man Optionen findet, warum nicht.“

Kommunikation habe immer stattgefunden, versicherte Trinker aber. „Kommuniziert wird laufend, da sehe ich in dem Sinn keinen Handlungsbedarf, die Kommunikation ist da. Man muss sich sicher zusammensetzen, aber das ist ein ganz normaler Prozess. Man setzt sich auch zusammen, wenn es gut läuft. Ich habe zu meinen Trainern Vertrauen und ich habe zu meinen Athletinnen Vertrauen.“