Die Packers verpassten erstmals seit 2018 das Play-off, womit auch die Zukunft von Rodgers in den Sternen steht. Zwar besitzt der 39-Jährige noch einen Vertrag für die kommende Saison, der Super-Bowl-Champion von 2010 hatte aber zuvor erklärt, dass er sich noch nicht entschieden habe, ob er weiterspielen werde. Zu einer spontanen Entscheidung wollte sich Rodgers unmittelbar nach der Niederlage nicht hinreißen lassen. „Ich möchte nicht emotional entscheiden. Ich werde mit dem Verein reden und schauen, wie ich mich fühle, wenn ein wenig Zeit vergangen ist“, erklärte Rodgers.
Sollte sich der Spielmacher für einen Rücktritt entscheiden, wäre die letzte Aktion seiner illustren Karriere eine Interception gewesen. Knapp 3:30 Minuten vor Spielende fing Kerby Joseph einen Pass von Rodgers ab und beendete damit pratkisch die Play-off-Hoffnungen der Packers. Davor hatte der Quarterback mit einem Touchdownpass auf Allen Lazard die Packers Ende des dritten Viertels mit 16:13 in Führung gebracht, im Schlussabschnitt drehte Jamaal Williams mit seinem zweiten Touchdown die Partie letztlich zugunsten der Lions.
Seattle als Nutznießer der Packers-Pleite
Detroit hatte trotz eines schwachen Saisonstarts (1:6) nach acht Siegen in den letzten zehn Spielen vor dem letzten Spieltag noch Chancen auf ein Play-off-Ticket. Da die Seahawks davor einen dramatischen 19:16-Sieg in der Verlängerung gegen die Los Angeles Rams gefeiert hatten, war das Duell gegen die Packers für die Lions bedeutungslos. „Wir haben davon beim Aufwärmen erfahren. Das hat unsere Einstellung nicht beeinflusst. Wir wollten zeigen, wozu wir fähig sind und wussten, warum wir hergekommen sind“, erklärte Lions-Coach Dan Campbell.
Viel hat aber nicht gefehlt, und die Lions hätten noch eine Chance auf ihre erste Play-off-Teilnahme seit 2016 gehabt. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit sorgte Jason Myers per Field Goal aus 22 Yards für den Ausgleich gegen die Rams. In der Verlängerung avancierte der Seattle-Kicker aus 32 Yards schließlich zum Matchwinner. „Wir haben alles gegeben. Wir sind in dieses Spiel gegangen, als wäre es das größte, das wir je spielen werden“, sagte Seattle-Coach Pete Carroll.
Dolphins nutzen Patriots-Niederlage
Ebenfalls dramatisch verlief der Kampf um das letzte Play-off-Ticket in der American Football Conference (AFC). Mit den Patriots, Dolphins und Steelers hatten noch drei Clubs die Chance auf die Qualifikation. New England hatte als einziger sein Schicksal in der eigenen Hand. Mit einem Sieg wäre das Team von Coach Bill Belichick weiter gewesen. Die Patriots unterlagen allerdings Buffalo mit 23:35. Die Bills sicherten sich damit im ersten Spiel nach dem Herzstillstand von Verteidiger Damar Hamlin, der sich vor der Partie per Twitter mit den Worten „Gametime“ meldete, Platz zwei in der AFC.
Die Niederlage der Patriots öffnete die Tür für die Dolphins. In einer Partie ohne Touchdowns stand es kurz vor Schluss 6:6. Miami-Kicker Jason Sanders ebnete den Dolphins schließlich 18 Sekunden vor Schluss mit einem Field Goal aus 50 Yards den Weg ins Play-off. Ein Safety sorgte für den Endstand von 11:6. Miami steht damit erstmals seit sechs Jahren wieder im Play-off. Pittsburgh hätte eine Niederlage der Dolphins gebraucht, womit der 28:14-Sieg gegen die Cleveland Browns am Ende wertlos war.
Miami trifft in der Play-off-Runde auf Buffalo. In der AFC treffen zudem die Jacksonville Jaguars auf die Los Angeles Chargers und die Cincinnati Bengals auf die Baltimore Ravens. Die Kansas City Chiefs haben für die erste Runde ein Freilos. In der NFC schafften das die Philadelphia Eagles. Dort treffen die San Francisco 49ers auf Seattle, die Minnesota Vikings auf die New York Giants und die Tampa Bay Buccaneers auf die Dallas Cowboys. Die Wildcard-Spiele beginnen am 14. Jänner. Die Super Bowl findet am 12. Februar in Arizona statt.
Chicago nach 76 Jahren mit Nummer-eins-Pick
Eine interessante Entscheidung gab es auch noch in den sportlichen Tiefen der NFL. Da die Houston Texans überraschend gegen die Indianapolis Colts mit 32:31 gewannen, ging der „Titel“ des schlechtesten Teams an die Chicago Bears. Das Traditionsteam kassierte beim 13:29 gegen die Minnesota Vikings die 14. Niederlage der Saison. Die zehnte Pleite in Serie brachte auch ein historisches Ereignis mit sich: Erstmals seit 1947 werden die Bears im Draft im April wieder den ersten Spieler auswählen dürfen.
„Den Nummer-eins-Pick zu haben, ist nicht wirklich ein Ziel“, erklärte Bears-Safety Jaquan Brisker über die fragwürdige Ehre. In Houston hätte sich mancher Fan darüber gefreut. Coach Lovie Smith wollte mit seinem Team zum Kehraus aber unbedingt gewinnen. „Wir wollten mit einem guten Gefühl in unserem Mund die Saison beenden, notfalls auch mit Kratzen und Beißen“, erklärte Smith, der von 2004 bis 2012 Headcoach in Chicago war. Viel gebracht hat es Smith nicht, unmittelbar nach der Partie wurde er von Houston gefeuert.