Vincent Kriechmayr (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Kriechmayrs „Furcht vor dem Mythos“

Die Spannung vor den Lauberhornrennen steigt. Die Ouvertüre ist am Freitag ein Super-G (12.00 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 11.40 Uhr), die Abfahrt folgt am Samstag (ab 12.10 Uhr, live in ORF1). Unter den Favoriten ist mit Vincent Kriechmayr auch ein Österreicher. „Da will man natürlich performen, und das Adrenalin steigt noch einmal wesentlich mehr“, sagte der Abfahrtsvorjahressieger vor seiner nächsten Begegnung mit einem Mythos.

Ein entscheidender Faktor in Wengen könnte in diesem Jahr das Wetter sein. Am Freitag und Sonntag ist weiterer Niederschlag angekündigt, ob Regen oder Schnee, ist nicht absehbar. „Beide Situationen sind nicht vorteilhaft“, sagte Kriechmayr, der aber guter Dinge ist: „Am Samstag soll es super werden.“

Die Wengen-Atmosphäre ist für Kriechmayr ein Alleinstellungsmerkmal im Weltcup. „Die Kulisse bei Schönwetter, die Patrouille Suisse – spätestens ab dem Zeitpunkt merkt man, dass es etwas Spezielles ist, dass es ein wichtiges Rennen ist. Es ist sehr viel Euphorie, aber auch eine gewisse Furcht vor dem Mythos“, sagte der 31-Jährige, der in diesem Winter in Gröden und Bormio zwei Abfahrten gewonnen hat.

Feuz startet in Wengen Abschiedstour

Drei Rennen auf dem berühmten Lauberhorn in Wengen sind von Freitag bis Sonntag bei den alpinen Herren geplant. Besonders im Fokus steht Beat Feuz. Für den Schweizer ist der Super-G am Freitag zugleich der Beginn seiner emotionalen Weltcup-Abschiedstour.

Sieg im Vorjahr nach Quarantäne

In Wengen hat Kriechmayr 2019 und eben 2022 eine Abfahrt gewonnen. Dabei war im Vorjahr lange Zeit fraglich, ob er überhaupt starten kann. Denn nach Vorlage eines positiven Coronavirus-Tests musste der Oberösterreicher erst die Quarantäne absitzen und kam gerade noch rechtzeitig in dem Bergdorf an, um ohne Training den erst zum zweiten Mal in Wengen ausgetragenen Super-G zu bestreiten.

Vincent Kriechmayr (AUT)
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Ohne Trainingslauf feierte Kriechmayr im vergangenen Jahr in Wengen den Abfahrtssieg

Die Starterlaubnis wurde von anderen Verbänden kritisch gesehen, der Renndirektor des Internationalen Skiverbands (FIS), Markus Waldner, musste mehrmals eingehend die Regeln erklären. Am Samstag darauf feierte Kriechmayr dann seinen zehnten Weltcup-Sieg. „Ich hätte letztes Jahr auch gerne trainiert“, sagte Kriechmayr. „Das Gute ist, wenn man lang genug dabei ist, dann kennt man die Strecke schon so gut, dass eine Besichtigung oder ein Training nicht mehr so entscheidend ist.“

Letzte Heimrennen für Feuz

Seine Abschiedsvorstellung vor Heimpublikum gibt Beat Feuz, der Gewinner von drei Lauberhornabfahrten. Der Olympiasieger aus der Schweiz wird eine Woche später in Kitzbühel seine Karriere beenden. „Hoffentlich gibt es am Samstag ein cooles und schönes Rennen. Aber selbst wenn es nicht so kommen sollte: Es würde sich für mich nichts ändern, Wengen bliebe mir in sehr guter Erinnerung“, sagte er.

Druck gebe es keinen: „Ob ich hier Zehnter oder Erster werde, das ändert nichts mehr an meiner Karriere. Aber klar, ich will nochmals schnell sein, sonst hätte ich ja nicht gesagt, dass ich in Wengen und Kitzbühel nochmals fahren will.“

Beat Feuz, 2012
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Feuz nach seinem ersten Abfahrtssieg in Wengen am 14. Jänner 2012

Hemetsberger mit Problemen

Daniel Hemetsberger stand in Lake Louise als Zweiter auf dem Podest, in Bormio war er zuletzt Super-G-Vierter. In Gröden allerdings schied er aus und verfehlte in der zweiten Abfahrt die Punkteränge. In Wengen habe er ähnliche Probleme wie dort.

„Es sind viele so brutal lange Kurven, ein bisschen hängend. Da habe ich so meine Schwächen. Ich habe es leider seit Gröden noch nicht ausbessern können“, sagte er. Im Super-G gehe ihm noch mehr als in der Abfahrt die Konstanz ab. „Das Auf-den-Punkt-Bringen ist noch das Problem.“ Aufgrund der Streckencharakteristik sei er „nicht unbedingt ein Fan von einem Super-G in Wengen“.

Schwarz wieder Allrounder

Schon eher gefällt der Super-G Marco Schwarz, der in Wengen wieder im Speed-Einsatz ist, nachdem er Bormio ausgelassen hatte. „Der Fokus ist einmal auf dem Super-G, dann freue ich mich auf den Spezialslalom am Sonntag“, erläuterte der Weltmeister in der Alpinen Kombination.

Marco Schwarz (AUT)
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Im zweiten Wengen-Training machte Schwarz als 17. und bester Österreicher gute Figur

Den WM-Titel will er in diesem Jahr in Courchevel erfolgreich verteidigen, gefahren wird erneut ein Super-G. Ob er auch die Lauberhornabfahrt in Angriff nehmen wird, ist noch offen. „Ich muss von Tag zu Tag schauen und mit den Trainern bereden. Mein Rennen ist am Sonntag, und da will ich schon noch gute Körner haben.“

In beiden Speed-Rennen sind Weltcup-Gesamtleader Marco Odermatt und Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen ganz heiße Siegertipps. Definitiv nicht am Start ist Johan Clarey. Der 42-Jährige müsse aus „persönlichen Gründen“ verzichten, wie der französische Skiverband in einer kurzen Mitteilung bekanntgab.