Der norwegische Skifahrer Aleksander Aamodt Kilde
Reuters/Leonhard Foeger
Ski alpin

In Kitzbühel gilt es Norweger zu schlagen

Die norwegischen Herren geben der Skiwelt wieder einmal Rätsel auf. Speed-Gigant Aleksander Aamodt Kilde sowie Lucas Braathen und Henrik Kristoffersen haben zusammen mehr als die Hälfte (elf) der bisher 20 Weltcup-Rennen gewonnen und die jüngsten vier in Folge. ÖSV-Rennsportleiter Marko Pfeifer glaubt vor der Rückkehr nach Kitzbühel aber fest an den Heimvorteil. „Zum Schlagen ist ein jeder“, sagte der Kärntner vor dem großen Spektakel in Tirol. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir Österreicher dort gut fahren.“

Elfmal stand ein Norweger in diesem Weltcup-Winter bereits auf der obersten Stufe des Siegertreppchens, wobei Speed-Ass Kilde mit sechs Siegen ganz klar die unangefochtene Nummer eins ist. Das ergibt damit eine Quote von 55 Prozent für den norwegischen Skiverband.

Die Schweiz hat mit sieben Siegen, wovon sechs Marco Odermatt zuzuordnen sind, noch gut dagegengehalten. Österreich steht dank Vincent Kriechmayr, der in Gröden zunächst eine verkürzte und später in Bormio die Traditionsabfahrt gewonnen hat, bei nur zwei.

Norwegische Festspiele in Wengen

Nach den zwei Siegen von Aleksander Aamodt Kilde in den Speed-Bewerben setzte sich im Slalom Henrik Kristoffersen durch. Marco Schwarz wurde als bester Österreicher Siebenter.

Kriechmayr in Abfahrt heißestes ÖSV-Eisen

Seine zwei Siege machen den Oberösterreicher aber zum einzigen Konkurrenten, der Kilde in einer Abfahrt bezwungen hat. „Er ist gut drauf, aber nicht unschlagbar“, stellte er fest. „Vinc kann mit ihm mithalten“, sagte Pfeifer. „Jetzt geht es nach Kitzbühel, und ich glaube, da hat er eine Rechnung offen.“ Wenngleich Kriechmayr selbst seine Chancen auf einen Erfolg vor Heimpublikum eher gering einschätzt: „Das wäre schön, aber meine letzten Kitzbühel-Ergebnisse waren jetzt nicht vielversprechend, dass ich mit einem Sieg rechnen kann.“

Der österreichische Skifahrer Vincent Kriechmayr
Reuters/Denis Balibouse
Auf dem zweifachen Saisonsieger Vincent Kriechmayr ruhen in Kitzbühel die österreichischen Hoffnungen

Publikum ist ein passendes Stichwort, denn nach zwei schaumgebremsten Kitz-Ausgaben aufgrund der Covid-19-Pandemie werden nächstes Wochenende wieder Zehntausende Besucherinnen und Besucher die Gamsstadt unsicher machen. Am Freitag und Samstag sind zwei Abfahrten angesetzt, ehe am Sonntag der Slalom am Ganslernhang über die Bühne geht.

Alle Kitzbühel-Termine

Dienstag, 17. Jänner:
11.30 Uhr: Erstes Training

Donnerstag, 19. Jänner
11.30 Uhr: Zweites Training
(live in ORF1, Übertragung ab 11.00 Uhr)

Freitag, 20. Jänner
11.30 Uhr: Kitzbühel-Abfahrt
(live in ORF1, Übertragung ab 10.55 Uhr)

Samstag, 21. Jänner.
11.30 Uhr: Hahnenkamm-Abfahrt (live in ORF1, Übertragung ab 10.55 Uhr)

Sonntag, 22. Jänner
10.30 bzw. 13.30 Uhr: Slalom
(live in ORF1, Übertragung ab 10.00 Uhr bzw. 12.50 Uhr)

Riesige Vorfreude auf Kitzbühel

Die Vorfreude auf ein Kitzbühel-Fest wie früher sei „schon riesig“, gab Manuel Feller zu. „Ich freue mich schon auf die Heimrennen. Ich denke auch, dass auch der Wetterbericht ganz gut ausschaut“, so Johannes Strolz, der am Sonntag in Wengen nach saisonübergreifend fünf Ausfällen in Folge mit einem zwölften Platz anschrieb.

Während sich der Vorarlberger und Feller ganz auf den Slalom konzentrieren können, ist das für Marco Schwarz noch nicht ganz klar. Nach dem tollen sechsten Platz in Wengen bei seinem Abfahrtsdebüt im Weltcup lockt nun der Mythos Streif. „Dafür spricht, dass es mich reizen würde“, verriet Schwarz. Dagegen spricht das dichte Technik-Programm mit drei Rennen an vier Tagen, da Schladming nicht nur einen Slalom, sondern tags darauf auch einen Flutlicht-Riesentorlauf veranstaltet.

Auch im Slalom ist Norwegen eine Macht

Auch in den technischen Disziplinen ist Norwegen derzeit eine Macht, der Slalom ragt da noch heraus. Braathen gewann in der laufenden Saison in Val d’Isere und Adelboden, Kristoffersen in Garmisch-Partenkirchen und Wengen. Nur in Madonna, wo Daniel Yule aus der Schweiz triumphierte, war der Sieger kein Norweger. Und sollte das Topduo einmal auslassen, gäbe es da noch Atle Lie McGrath, Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag, Timon Haugan und Alexander Steen Olsen, den mit 21 Jahren Jüngsten im Bunde, der in Wengen im zweiten Durchgang Laufbestzeit fuhr.

Die norwegischen Skifahrer Henrik Kristoffersen und Lucas Braathen
APA/AFP/Marco Bertorello
Zweimal gewann Kristoffersen in dieser Saison einen Slalom, zweimal Lucas Braathen

Norwegens Erfolgsrezept erklärte Kristoffersen so: „Bei uns muss man hart arbeiten, um in das Nationalteam zu kommen. Das geht bis zum Europacup. Es ist kein Produkt des Verbandes, sondern der Clubs und der Eltern. Das ist vielleicht in Österreich oder Italien anders.“

Das ÖSV-Team kann im Slalom bisher auf nur zwei Podestplätze von Feller, der in Val d’Isere und Garmisch-Partenkirchen Zweiter war, verweisen. Schwarz ist daneben der Einzige andere, der es konstant in die Top Ten schaffte. „Ich glaube, die Slalom-Mannschaft hat noch nicht gezeigt, was sie kann“, sagte Pfeifer. „Wir hoffen jetzt auf die Heimrennen bei guten Bedingungen, dann sind wir in der Jägerrolle.“

Eine Million Euro Preisgeld

Das Preisgeld für die 83. Hahnenkamm-Rennen der alpinen Ski-Männer von Freitag bis Sonntag in Kitzbühel beträgt wie im Vorjahr eine Million Euro. Diese Rekordsumme teilt sich auf die zwei Abfahrten „Kitzbühel“ am Freitag und „Hahnenkamm“ am Samstag sowie den Slalom am Sonntag auf. Für den Sieger gibt es jeweils 100.000 Euro, für den Zweiten 50.000 und für den Dritten 25.000. Preisgeld wird in den Abfahrten bis Platz 45 ausbezahlt, im Slalom für die Top 30.